Bittschrift für 20 Prozent bezahlbare Wohnungen

Zukunft des Zythus Hünenberg wird frisch verhandelt

Gian Brun, Virginia Köpfli und Jeanine Marti auf dem Zythus-Areal. (Bild: zvg)

Der Kanton Zug will den SBB sein Grundstück beim Zythus Hünenberg abtreten, um eine neue Kantonsschule beim Bahnhof Rotkreuz bauen zu können. Das führt zu einer neuen Situation in einem Knatsch, der Hünenberg bereits seit Jahren in Atem hält. Drei Jungpolitikerinnen wollen dabei Hünenberger Interessen mit einer Bittschrift Nachachtung verschaffen.

Für den Kanton Zug ist es so etwas wie das Durchschlagen des gordischen Knotens: der beabsichtigte Landabtausch mit den SBB, die in Rotkreuz am Bahnhof ein Grundstück besitzt, auf dem der Kanton die Kanti Ennetsee realisieren will (zentralplus berichtete). Der Kanton Zug möchte dieses Land gegen seine Liegenschaft beim Bahnhof Zythus tauschen, auf der eine verdichtete Überbauung realisiert werden sollte.

Diese Absicht hat in den vergangenen Jahren für eine Menge Aufregung gesorgt, denn gegen Baupläne haben sich Anwohner von Hünenberg See zusammengeschlossen: Es gibt eine IG Zythusareal, die für eine massvolle Entwicklung des Areals eintritt und eine IG Zythusplatz, die gar keine Überbauung des Areals will. Ausserdem machen Leute aus der Nachbarschaft gegen Mobilfunkantennen mobil.

Bunte Opposition

Daraus entsteht eine Vereinigung von Leuten mit unterschiedlichen Weltanschauungen, welche teils aus Eigennutz auf die Barrikaden gehen – weil ihnen die Seesicht ihrer Eigenheime durch eine Bebauung genommen würde. Dazu kommen wachstumskritische Töne: Viele möchten für Hünenberg See ein Zentrum, das lebenswert und grün und überschaubar ist – und nicht durch Strahlung abgewertet wird.

Für die Gemeindebehörde, welche die Bewilligung für das Vorhaben erteilen müsste, ist diese Gemengelage schwierig. Dass der Gemeinderat darüber hinaus in der Vergangenheit eine Motion zur Überbauung des Zythus-Areals für ungültig erklären musste, weil sie gegen höherrangiges Recht verstiess, hat die Situation nicht entspannt (zentralplus berichtete).

Zurück auf Feld eins

Seine Hoffnung setzt der Hünenberger Gemeinderat nun aufs Mitwirkungsverfahren zur Ortsplanungsrevision. Darin soll festgelegt werden, wie sich Hünenberg künftig räumlich entwickeln soll. «Dies gilt auch für das Zythus-Areal, wo grundsätzlich noch einmal auf Feld eins begonnen wird», lässt Gemeindeschreiber Guido Wetli ausrichten.

«Die Durchmischung unserer Gemeinde ist wichtig für den Zusammenhalt.»

Jeanine Marti (Junge Alternative)

 «Insofern sehen wir einen allfälligen Eigentümerwechsel auch als Chance, die Interessen der Hünenberger Bevölkerung frühzeitig in eine neue Planung einzubinden.» Mit der SBB habe der Gemeinderat indes noch keinen Kontakt gehabt. Man kenne die Absichten der Bundesbahnen im Zusammenhang mit dem Zythus nicht.

SBB will gutes Tauschobjekt

In der Tat könnte viel Wasser die Lorze hinabfliessen, bis Klarheit über die Entwicklung des Zythus-Areals besteht. Derzeit werde ein Terminplan für die vorgesehene Realisierung der Kantonsschule Ennetsee erarbeitet, sagt Baudirektor Florian Weber (FDP). «Deshalb können heute für die einzelnen Meilensteine noch keine Zeitangaben gemacht werden.» Zuerst müsse der Mittelschulstandort in Rotkreuz durch den Kantonsrat im kantonalen Richtplan festgesetzt werden. Dann werden Kredite beantragt und der Tauschplan dem Parlament vorgelegt.

«Die SBB ist nur bereit, das Bodenstück an den Kanton Zug zu veräussern, wenn sie im Gegenzug eine vergleichbare Parzelle bekommt.»

Florian Weber, Baudirektor (FDP)

Für Florian Weber ist der Landtausch zwingend, weil der Kanti-Standort beim Bahnhof Rotkreuz sich «deutlich» als «am vorteilhaftesten» erwiesen habe und die SBB ihr Landstück nur im Tausch gegen eine vergleichbare Parzelle abgeben wolle. Die Problemlösung der verfahrenen Situation am Zythus steht für Weber nicht im Vordergrund. Der Kanton sei nur einer von drei Landbesitzern auf dem Areal und nicht in hoheitlicher Funktion involviert. «Die Nutzungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für dieses Areal werden von der Einwohnergemeinde Hünenberg festgelegt», so der Baudirektor.

Ganze Gemeinde im Fokus

Das ist auch der Allianz Zukunft Hünenberg bewusst – einer Initiative der drei Jungpolitikerinnen Virginia Köpfli (SP), Gian Brun (Jungfreisinnige) und Jeanine Marti (Junge Alternative). Die Allianz hatte bereits vom Kanton die Realisierung von bezahlbarem Wohnraum im Zythus gefordert und richtet nun eine Petition an den Gemeinderat.

Diese verlangt, dass das Thema bezahlbarer Wohnraum im Rahmen der Ortsplanungsrevision priorisiert wird und sich die Gemeinde als Ziel einen Richtwert von 20 Prozent bezahlbarem Wohnraum bei den Mietwohnungen setzt. Bereits hätten 65 Leute die Bittschrift unterzeichnet, teilte die Allianz am Dienstag mit.

«Bezahlbarer Wohnraum ist kein einfaches Links-rechts-Thema.»

Gian Brun, Junfreisinnige

So soll die Gemeinde insbesondere für junge Menschen attraktiv bleiben. «Der fehlende bezahlbare Wohnraum ist kein neues Thema, es betrifft uns alle und die Durchmischung unserer Gemeinde ist wichtig für den Zusammenhalt», sagt Jeanine Marti von den Jungen Alternativen.

Kaum freie Wohnungen

«Bezahlbarer Wohnraum ist kein einfaches Links-rechts-Thema. Es betrifft alle Menschen und wir Bürgerlichen müssen endlich die Scheuklappen ablegen», sagt Gian Brun von den Jungfreisinnigen. Bezahlbarer Wohnraum sei auch mit Massnahmen zu erreichen, welche Bürgerliche vertreten können – etwa mit baurechtlichen Privilegien.

«Mit den SBB als neue Eigentümerin wird die Realisierung von bezahlbarem Wohnraum bei der Haltestelle Zythus unwahrscheinlich.»

Virginia Köpfli (SP)

Hünenberg hat eine der tiefsten Leerwohnungsziffern in der Schweiz, sagt SP-Kantonsrätin Virginia Köpfli und meint: «Wir haben nun mit der Ortsplanung die Chance, das Blatt zu wenden und mit einer stringenten Strategie in den nächsten Jahren bezahlbaren Wohnraum in Hünenberg zu schaffen.»

Wenig Vertrauen in SBB

Der Landesabtausch im Zythus mache das Thema noch viel drängender. Denn mit der SBB als neue Eigentümerin werde die Realisierung von bezahlbarem Wohnraum auf dem Land bei der Haltestelle Zythus «unwahrscheinlich». «Um so mehr sind neue Lösungen gefordert», sagt Köpfli und erklärt, wieso man einen Richtwert für die gesamte Gemeinde anstrebt.

Vom Kanton habe man sich beim Zythus-Areal eher bezahlbaren Wohnraum erhoffen können, da er für politische Argumente empfänglicher sei, so Köpfli.

Ortsplanung beginnt Samstag

Die SBB ist zwar ein bundesnaher Betrieb, aber dass sie auf ihrem Land in den letzten Jahren verschiedentlich Renditebauten errichtet hat, um ihre Pensionskasse zu sanieren, ist auch den Jungpolitikerinnen nicht entgangen.

Die Petition hat für die Allianz indes noch eine andere Funktion. Die Ortsplanungsrevision beginnt in Hünenberg am Samstag in Workshops – die aber allesamt online durchgeführt werden. Inwiefern in diesem Rahmen ein wirklicher Diskurs stattfinden könne, sei unklar, finden die drei Jungpolitikerinnen. In Corona-Zeiten käme der Austausch und die Diskussion generell zu kurz. Die Bittschrift soll nun das Anliegen bezahlbaren Wohnraums unterstreichen. Unterschriften werden noch bis Freitag gesammelt.

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