Ausnutzung oder Integration?

Kontroverses Pilotprojekt: Flüchtlinge halten Schulen in Emmen «blitzblank»

Amanuel Gebreyesus (rechts) und sein «blitzblank»-Teamkollege sind zwei von sechs Freiwilligen im Dienst der Gemeinde Emmen. (Bild: Gemeinde Emmen)

Der Kanton Luzern hat ein Littering-Problem. In der Gemeinde Emmen sind deshalb Asylbewerber auf Abfalltouren unterwegs. Dass «Flüchtlinge den Wohlstandsdreck räumen müssen», sorgte für harsche Kritik – trotzdem ziehen die Beteiligten ein positives erstes Fazit.

Unter dem Namen «Team blitzblank» sind anerkannte Flüchtlinge an den Wochenenden auf Schulgeländen unterwegs, um Abfall einzusammeln und Kehrichteimer zu leeren (zentralplus berichtete).

Schulareale mit ihren Pausen- und Spielplätzen werden immer stärker auch ausserhalb der Schulzeit als Treffpunkte und Aufenthaltsorte genutzt und verdreckt. Neben Securitas-Patrouillen und Einsätzen der mobilen Jugendarbeit ist das «Team blitzblank» eine zusätzliche Massnahme, um das Littering-Problem in den Griff zu bekommen.

Das dreimonatige Pilotprojekt läuft seit Anfang Februar und entstand in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Arbeiterhilfswerk SAH Zentralschweiz. Es sorgte bereits kurz nach der Lancierung für massive Kritik. «Dieser Einsatz wirft ein schlechtes Licht auf die Gemeinde«, schrieb Einwohnerrat Paul Jäger (parteilos) in einem Vorstoss. Es könne nicht sein, dass Flüchtlinge aufräumen müssten. Die Antwort des Gemeinderats darauf steht noch aus.

«Die Männer machen ihren Job gerne.»

Barbara Meier, Leiterin Arbeit und Vermittlung SAH Zentralschweiz

Klar ist: Der Einsatz läuft auf freiwilliger Basis, und die Flüchtlinge werden dafür «branchenüblich» bezahlt, wie die Gemeinde betont. «Sechs Personen haben sich für den Einsatz gemeldet», erklärt Philipp Bucher, Sprecher der Gemeinde Emmen. «Diese sind aktuell abwechslungsweise in Zweierteams jeweils am Samstag- und Sonntagmorgen auf den Emmer Schulanlagen im Einsatz.»

Unter den Freiwilligen seien auch Familienväter, wie Bucher weiter ausführt. «Sie möchten ihren Kindern vorleben, dass Arbeit wichtig ist, um mit dem Einkommen den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können.»

Das Projekt kommt an

Die bisherigen Rückmeldungen der Team-Mitglieder seien alle durchwegs positiv. «Die Männer machen ihren Job gerne», sagt Barbara Meier, Leiterin Arbeit und Vermittlung beim SAH Zentralschweiz gegenüber zentralplus. «Sie sagen, dass ihnen die Arbeit guttut und dass es besser ist, als zuhause herumzusitzen.» Sie seien an der frischen Luft und haben etwas Sinnvolles zu tun.

Einer dieser Männer ist Amanuel Gebreyesus. Für ihn beginnt die Schicht an den Wochenenden jeweils um 8 Uhr morgens und dauert ein paar Stunden – je nach Aufwand. Gebreyesus stammt aus Eritrea und ist seit 2015 in der Schweiz. Wie der 35-Jährige gegenüber der Gemeindezeitschrift «Emmenmail» beteuert, gefällt ihm die Arbeit: «Es ist schön und tut gut, draus­sen zu arbeiten, wenn die Sonne scheint.»

«Die Situation hat sich wesentlich verbessert.»

Philipp Bucher, Kommunikationsbeauftragter Gemeinde Emmen

Für die weggeworfenen Zigarettenstummel, Einwegmasken und dergleichen hat er jedoch kein Verständnis: «Überall Abfall ist nicht gut für die Natur und für die Tiere und Menschen.»

Gute Ergebnisse vermeldet

Für Barbara Meier von der SAH Zentralschweiz eine Win-win-Situation: «Die Gemeinde Emmen leistet mit diesem Pilotprojekt einen wertvollen Beitrag zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund.» Der Einsatz der «Blitzblank»-Teams sei nicht nur ein Sprungbrett für die Teilnehmenden in die Arbeitswelt, sondern auch eine Entlastung der Hauswarte und des Werkdienstes.

Ob das Projekt über die drei Monate hinaus verlängert wird, ist möglich, aber noch nicht sicher. «Die Situation hat sich wesentlich verbessert», so Gemeindesprecher Bucher. «Entsprechend sind wir mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden und können uns eine Weiterführung des Projekts vorstellen.» Für einen definitiven Entschluss wird allerdings der Abschluss der dreimonatigen Pilotphase abgewartet.

Die Zweierteams sind jeweils an den Wochenenden auf Schularealen unterwegs. (Bild: Gemeinde Emmen)
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2 Kommentare
  • Profilfoto von minou
    minou, 30.05.2021, 12:23 Uhr

    Wir haben seit Jahren ein grosses Abfallproblem. Aber der Rubel rollt, auch bei den Migranten. Jeder läuft mit Kaffee, Alkohol und natürlich Zigis rum. Überall liegen die Zigis auf dem Boden, sogar neben den Abfalleimern.
    Ich als Schweizerin hätte mir dies nie leisten können. Das eigene Leben und der Kinder musste verdient und erspart werden.
    Meine Kinder und Enkel wurden zur Sorgfalt gegenüber Menschen, Tieren, Wasser, Erde und Luft erzogen. Auch nahmen wir den Picknick-Abfall wieder nach Hause, wenn es keinen Abfalleimer oder voller Kübel gab.
    Wenn man was auf dem Pausenhof liegen liess, durfte man einen Nachmittag lang gratis Pausenplatz rechen und fegen. Nachher wusste man was Sache war und das hat keinem Kind geschadet, im Gegenteil es gab uns Regeln für ein anständiges Miteinander.
    Wieso macht man so ein Tamtam, wenn ein paar Migranten mal Abfall entfernen. (Sogar bezahlt!) Ihre Kinder dürfen hier gratis zur Schule, Wohnsituation, Krankenkassen, Suchtmittel und Alles wird von uns Steuerzahlern berappt inkl. Abfallentsorgung.
    Das nervt gewaltig und gibt soziale Unruhe.

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  • Profilfoto von estermap
    estermap, 21.03.2021, 15:24 Uhr

    “Die Flüchtlinge werden dafür «branchenüblich» bezahlt.”
    Solange Asylsuchende vom Sozialdienst der Dienststelle Asyl und Flüchtlinge (DAF) abhängig sind (also finanziell nicht selbständig), nimmt der Kanton wieder weg, was die Gemeinde bezahlt. Die Integrationszulage ist maximal 500 Franken Freibetrag, Asylsuchenden mit Status N gibt DAF gar nur 200 als “Motivationszulage”.
    Auch sollte genauer hingeschaut werden, was bei der DAF so als “Beschäftigungsprogramm” läuft.
    DAF: Beschäftigungsprogramme sind gemeinnützig, nicht bewilligungspflichtig und konkurrenzieren die Privatwirtschaft nicht”. Tun sie das?

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