Was aus den Luanda Leaks geworden ist

Zuger Wirtschaftsanwälte sollen Geldwäsche melden

Zug: Regelmässig Schauplatz von internationalen Korruptionsskandalen.

Müssen Anwälte künftig Meldung machen, wenn sie einen Verdacht auf Geldwäsche hegen? Das berät in Bern derzeit das Bundesparlament. Das ist auch für viele Zuger Anwälte wichtig, die sich aufs Verwalten von Briefkastenfirmen spezialisiert haben. Zug gerät deshalb immer wieder in die Schlagzeilen – wie etwa beim Auffliegen der Luanda Leaks vor elf Monaten.

Lehnt das Parlament den Vorschlag ab, dass Anwälte und Notare künftig bei Verdacht auf Geldwäsche Meldung machen müssen, dann wird er ihn einfach wieder erneut machen. Dies sagte kürzlich Bundesrat Ueli Maurer (SVP) bei der Beratung des neuen Geldwäschereigesetzes im Nationalrat.

Die zahlreichen Juristen in der Bundesversammlung bekämpfen das Ansinnen mit dem Argument, die Vorschrift höhle das Anwaltsgeheimnis aus. Der Ständerat hatte die verschärften Regeln für Anwälte gar aus dem Gesetzesentwurf gestrichen. Im Nationalrat geht die Rechtskommission nochmals über die Bücher.

Profitables Geschäftsmodell

Dem Bundesrat sitzt eine internationale Aufsicht im Nacken: die Financial Action Task Force (FATF). Sie prüft die Massnahmen aller Länder gegen Geldwäscherei regelmässig. Und sie stellt Zeugnisse aus. Der Schweiz bisher ein schlechtes, weil für hiesige Anwälte beim Kampf gegen die Geldwäsche lasche Regeln gelten. 2022 gibt’s die nächsten Noten.

Über kurz oder lang werden auch jene Zuger Wirtschaftsanwälte genauer hinsehen müssen, die sich auf die Gründung und Verwaltung von Briefkastenfirmen spezialisiert haben. Davon gibt’s eine ganze Menge, über 6000. Weil Zuger Anwälte auch automatisch Notare sind, lässt sich mit Stempelgeldern und der Verwaltungstätigkeit gutes Geld verdienen. Geht es nach dem Willen des Bundesrates, müssen sie in Zukunft melden, wenn sie bei der Gründung einer Domizilgesellschaft vermuten, dass illegal erworbenes Geld im Spiel ist.

Grosse Deals für Zuger Firmen

Das könnte auch jenen Stadtzuger Rechtsanwalt und früheren CVP-Lokalpolitiker betreffen, der im Januar in die Schlagzeilen kam, als die Luanda Leaks öffentlich wurden (zentralplus berichtete). Ein Datenleck aus mehreren zehntausend Dokumenten zeigte, wie Isabel dos Santos, Tochter des langjährigen angolanischen Staatspräsidenten, die reichste Frau Afrikas wurde: Durch Protektion und mit Hilfe von Geldern des an Bodenschätzen reichen Landes.

Der Zuger Anwalt war mit einer Firma bei der Übernahme des Genfers Juweliers De Grisogono beteiligt. Diese hatte Dos Santos Gemahl Sindika Dokolo gemäss Luanda Leaks zusammen mit einer staatlichen angolanischen Diamantenfirma getätigt. Aus der Staatsfirma kam der allergrösste Teil des Geldes. Insgesamt schoss Angola mindestens 140 Millionen Dollar bei der Genfer Glamour-Firma ein.

Redebedarf im Kantonsparlament   

Der Zuger hatte für den Schwiegersohn des damaligen angolanischen Staatspräsidenten 2006 eine Holding gegründet. Über eine Tochtergesellschaft dieser Zuger Holding kaufte Dokolo dann der staatlichen angolanischen Ölgesellschaft Sonangol eine Beteiligung am portugiesischen Energieriesen ab. Damit soll er mehrere Hundert Millionen Euro Buchgewinn gemacht haben.

Die Affäre löste zwei Vorstösse im Zuger Kantonsparlament aus – wie so mancher internationale Korruptionsskandal, bei dem die Spuren nach Zug führen (zentralplus berichtete).

Spur der Panama Papers

Schon nach Bekanntwerden der Panama Papers hatte Angola 2018 im Parlament zu reden gegeben. Damals war die Zuger Quantum-Global-Gruppe des Geschäftmanns und Ökonomen Jean-Claude Bastos verwickelt, welche den angolanischen Staatsfonds verwaltete und der monatelang im angolanischen Gefängnis schmorte (zentralplus berichtete).

Bastos hat sich mittlerweile in einem Vergleich mit Angola geeinigt. Im südwestafrikanischen Land ist seit 2017 ein neuer Präsident im Amt.

Elf Investments betroffen

Anfang Dezember gab das Internationale Journalisten-Konsortium ICIJ, welche die Luanda Leaks ausgewertet hatte, bekannt, was im Firmenimperium der einstigen Vorzeigeunternehmerin Isabel dos Santos seither passiert ist: In drei Ländern seien Strafuntersuchungen eingeleitet worden, schreibt der Reporter Will Fitzgibbon. Von Dos Santos elf Hauptinvestments seien sieben Teil eines laufenden Gerichtsverfahrens. Drei hätten Schiffbruch erlitten, nachdem Geschäftpartner absprangen und eines sei bankrott.

Um welche Firmen es sich handelt, wird nicht gesagt. Jedoch lässt sich feststellen, was aus den Zuger Firmen von Dos Santos Mann geworden ist. Eine davon wird liquidiert. Dort war der Zuger Anwalt als Verwaltungsrat schon vor Bekanntwerden der Luanda Leaks zurückgetreten. Er fungierte bis im März noch als Domizilgeber.

Holding blieb in Zug

Bei der anderen wichtigen Holding hat er nach Bekanntwerden des Skandals sein Amt als Verwaltungspräsident mit Einzelunterschrift niedergelegt. Er habe keinen Anlass gehabt, an der Legitimität der Geschäfte zu zweifeln, sagte er damals dem «Tages-Anzeiger».

Der Briefkasten der Firma blieb noch eine Weile beim Anwalt. Im Juni änderten die Prüfungsgesellschaft und der Standort. Der Firmensitz der Holding befindet sich aber immer noch in Zug bei einer Treuhandgesellschaft.

Mit Sicherheit lässt sich schliesslich sagen, was mit dem Genfer Juwelier geworden ist, der einst mit rauschenden Partys in Cannes und St. Moritz von sich reden machte. Er war schon im vergangenen Winter bankrott und musste Konkurs anmelden. Die De Grisogono SA befindet sich nach einem Gerichtsbeschluss seit 13. Juli in Auflösung.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von freilich
    freilich, 29.12.2020, 09:15 Uhr

    Ein zwielichtiger Berufsstand soll Geldwäsche anzeigen: Da musste ich nun schmunzeln.

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