ICF baut im Gewerbegebiet eine «Church»

Religiöse Gemeinschaft «mit problematischen Zügen» zieht nach Steinhausen

In diesem Steinhauser Gebäude werden bald «Celebrations» gefeiert. (Bild: wia)

Rockig kommt sie daher, jung und aufgeschlossen. Die Inhalte der Freikirche ICF zeichnen jedoch ein ganz anderes Bild und sind auch nicht unproblematisch. Nun will die religiöse Gemeinschaft ihre Gottesdienste in Steinhausen abhalten.

In Steinhausen liegt derzeit ein Umnutzungsgesuch auf. Konkret will die Freikirche ICF Räume an der Hinterbergstrasse 32a, nahe der S-Bahn-Haltestelle Rigiblick neu als «Church» nutzen.

Geplant ist neben einer grossen Gottesdiensthalle auch eine Cafeteria-Ecke und eine Kinderbetreuung, wie man dem Betriebskonzept entnimmt.

Die «International Christian Fellowship», kurz ICF, ist nicht unumstritten. «Celebration», «Worship», «Vision»: Begriffe, die an DJ-Bobo-Hits erinnern, werden in der dynamisch wirkenden Freikirche rege benutzt, ja gehören regelrecht zur Corporate Identity der Gemeinschaft.

Die Haltung der Freikirche jedoch ist erzkonservativ: Homosexualität hat keinen Platz, Pastoren äusserten sich in der Vergangenheit islamfeindlich, etwa in einem Interview der «WOZ». Auch wurde bereits der Ruf laut, ICF handle geldgierig. Dass von den Mitgliedern verlangt wird, den «Zehnten» zu entrichten, ist sogar in den Statuten des Vereins ICF Zug verankert, die zentralplus vorliegen.

Der «Zehnte» geht an die Freikirche

Konkret heisst es dort: «Der ICF Zug ist nicht gewinnorientiert. Die Einnahmen basieren auf privaten Spenden, wobei die biblische Lehre des Zehnten gelebt wird.» Der «Zehnte» bezieht sich auf 10 Prozent des Jahreslohns jedes Mitglieds und liegt damit höher als die Gemeinde- und die Bundessteuer im Kanton Zug.

Ein Zehntel dieser Einkünfte durch die Mitglieder wird unter dem Posten «One Love» verbucht und vom Verein an Sozialwerke gespendet.

Für das Jahr 2021 budgetiert der Zuger Verein einen Spendenertrag durch die Mitglieder in der Höhe von rund 151'000 Franken.

In Steinhausen ist eine neue, diskret angelegte Kirche geplant. (Bild: zvg)

«Gemeinschaft mit problematischen Zügen»

Wie ist die Freikirche einzuschätzen? Infosekta, eine Fachstelle für Sektenfragen, schätzt ICF als «evangelikale Gemeinschaft mit problematischen Zügen» ein. «Das schematische Menschen- und Weltbild, also schwarz-weiss, gut-böse, gerettet-verloren, und die Vorstellung von Wirkfeldern der Dämonen können die Entwicklung einer Person einschränken», erklärt Susanne Schaaf von der Fachstelle gegenüber zentralplus. Wer zur Gruppe gehören wolle, müsse strenge Grundsätze und rigide Richtlinien erfüllen. «Eine übermässige Identifikation mit dem System kann zu familiären Konflikten führen», so Schaaf weiter.

Weniger drastisch sieht das der Sektenexperte Georg O. Schmid von der Evangelischen Informationsstelle. «ICF ist eine Freikirche mit einer speziellen Theologie und einer einheitlichen Weltanschauung. Das heisst, ICF will bewusst nicht pluralistisch sein.»

Der Austritt ist unproblematisch

Unproblematisch sei ICF für die Menschen, die den rockigen Stil der Kirche mögen und die Erwartungen der Freikirche erfüllen wollen. Also etwa die Spende des Zehnten oder die Erwartung, dass die Mitglieder engagiert sind und jeden Sonntag in die Kirche kommen.

«Soweit ich jedoch weiss, wird nicht überprüft, ob wirklich der Zehnte des Lohns gespendet wird. Auch ist der Ausstieg aus der Freikirche unproblematisch. Es ist bei Freikirchen generell üblich, dass man in andere Freikirchen wechselt oder ganz austritt», sagt Schmid.

Komplizierter könne es dann werden, wenn junge Erwachsene, die mit ICF aufgewachsen seien, austreten und einen anderen Weg suchen würden. «Dann kann es sein, dass die Familie enttäuscht ist von dieser Person, die dann einen Weg finden muss, um das zu akzeptieren», sagt der Religionsexperte.

Beim vorliegenden Baugesuch fällt auf, dass ICF Zug Baukosten von 5'000 Franken angibt. Im Budget des Vereins liegt die Zahl der Investitionen in diesem Jahr bei 100'000 Franken. Auf die von zentralplus gestellten Fragen wollen sich die Verantwortlichen von ICF Zug nicht äussern.

In Zürich wird (ohne Corona) im grossen Stil gefeiert. (Bild: ICF)

Vermieterin sieht kein Problem

Vermieterin der Liegenschaft Hinterbergstrasse 32a ist die Swisscanto Anlagestiftung Immobilien Responsible Schweiz. Sie empfindet die Vermietung an ICF Zug als nicht problematisch. Man schliesse zwar Geschäftsaktivitäten mit Firmen, die internationale Konventionen sowie Schweizer Gesetze nicht einhalten, konsequent aus.

Glaubensgemeinschaften gehörten nicht dazu. Vor Abschluss eines Mietvertrags würden jedoch neben rechtlichen und wirtschaftlichen jeweils auch inhaltliche Aspekte wie Nutzungsverträglichkeit, Mietermix oder Verkehrsaufkommen geprüft.

Mit einem höheren Verkehrsaufkommen ist zwar durch die neue «Church» zu rechnen. Ein Parkplatzchaos dürfte im Steinhauser Gewerbegebiet jedoch ausbleiben. Die Gottesdienste von ICF finden gemäss Baugesuch ausschliesslich am Sonntag statt.

Damit genügend Parkmöglichkeiten vorhanden sind, haben sich die Verantwortlichen Bewilligungen verschiedener Firmen eingeholt, deren Parkplätze am Sonntag nicht gebraucht werden. Dies geht aus mehreren beigefügten E-Mails hervor.

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7 Kommentare
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    Peter, 19.07.2023, 07:10 Uhr

    Der ICF-Bewegung ist definitiv ein sektenhaftes Verhalten zu attestieren. Obwohl die Exponenten immer wieder glauben machen wollen, es gebe keine Mitgliedschaft, so üben sie doch gekonnt massiven und zuweilen subversiv starken Druck auf ihre Besucher aus. Mitarbeit & Zehntenabgabe würden zur «Gemeinschaft» beitragen, suggerieren sie. Zielpublikum sind junge Menschen und Familien, wobei mit modernen Showeffekten und saloppen, aber versteckten Botschaften versucht wird, tendenziell labile Menschen an die Organisation zu binden. Die «Pastor’s» sind grossmehrheitlich bedenklich schlecht ausgebildet und verkünden zuweilen auch rückständige Botschaften. Eltern sind aufgerufen, sehr vorsichtig abzuwägen, wohin sie ihre Kinder schicken!

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    Peter, 04.06.2022, 14:31 Uhr

    ICF ist definitiv eine sektenähnliche Gemeinschaft.Die Pastoren führen ihre «Church» selbstherrlich. Kritik wird nicht gerne gehört und schnell wird mal als Kirchenspalter in eine Ecke gestellt. Im weiteren sind diese «Pastors» unzureichend ausgebildet und regelrechte Laienprediger mit bedenklichem theologischen Hintergrundwissen. Vor allem jungen Menschen werden diese Seelenfänger zum Verhängnis da sie mit rückwärts gerichteten Weltbildern angefüttert werden. In jeder Predigt wird aufdringlich nach Geld gebettelt, dies mit skandalösen Versprechungen. ICF ist eine gefährliche Gemeinschaft und Eltern sollten sich gut überlegen, ob sie Ihre Kinder diesen «pastoralen Amateuren» ausliefern wollen.

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    Bär Heidi, 08.01.2022, 12:04 Uhr

    Leo Bigger und Co.sollten sich schämen mit Ihrer Seelenfängerei von Menschen.Er mit Familie lebt sicher komfortabel mit den Einnahmen von den Mitgliedern.Nähme mich wunder wie viel Gehalt er sich gibt.Diese Freikirche sollte sich schämen mit ihrer Coronaaussage und die SChäflein glauben ihm noch!

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    Alois Amrein, 12.12.2020, 19:12 Uhr

    Evangelikale Freikirchen sind Islamisten mit christlichen Vorzeichen. Kein Haar besser als fanatische Muslims, totalitär und intolerant, oft auch nahe bei Rechtsextremen.

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    Raymond, 12.12.2020, 14:51 Uhr

    Anscheinend gibt es einen Markt für solche Sekten äh Freikirchen. Zusammen etwas frohlocken, jubeln, Corona spreaden. Es gibt Leute, die Halt suchen in einer solchen Vereinigung. Es soll ihnen gut tun, solange sie mich in Ruhe lassen.

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    rema, 12.12.2020, 13:54 Uhr

    diese organisation infiltriert junge leute mit dubiosen anlässen. der obervater inkl. seine ehefrau und sein bruder der vor jahren einen found liq. musste spielen da ganz falsch. dieser gemeinschaft gehören renommierte ceo von unternehmen an- wie tragisch wenn man von aussen geführt wird. auch treuhänder sind da nicht ausgeschlossen. das diese gemeinschaft als verein noch steuerbefreit ist nachdem mio. umsatz generiert wird ist eine frechheit gegenüber allen anderen kmu‘s!

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    • Profilfoto von Guellemaetteli
      Guellemaetteli, 13.12.2020, 07:50 Uhr

      @rema
      «dieser gemeinschaft gehören renommierte ceo von unternehmen an»
      «auch treuhänder sind da nicht ausgeschlossen»

      das scheint mir wirklich übermäßig bedrohlich – ich kenne allerdings auch noch andere Vereinigungen in denen solche Leute akzeptiert werden?

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