Reto Wyss: «Wir müssen mit Demos rechnen»

WEF auf dem Bürgenstock: Der Lead in Sicherheitsfragen liegt bei Luzern

Regierungsratspräsident Reto Wyss vor dem KKL, wo ebenfalls WEF-Veranstaltungen stattfinden werden. (Bild: zvg)

Das World Economic Forum (WEF) findet nächsten Mai auf dem Bürgenstock statt. Auch wenn es wegen der Coronapandemie in kleinerem Umfang stattfinden soll, stellen sich Sicherheitsfragen. Regierungspräsident Reto Wyss sieht aber keinen Grund, weshalb Luzern das nicht bewältigen könnte.

Die Verlegung des WEF in unsere Region ist eine «erfreuliche Chance» für den Zentralschweizer Tourismus, findet der Luzerner Regierungsratspräsident Reto Wyss (zentralplus berichtete). Der umstrittene Grossanlass ist aber auch mit Sicherheitsrisiken verbunden. Das haben teils unbewilligte Grossdemos in den letzten Jahren gezeigt (zentralplus berichtete).

Auch in Luzern gibt es Menschen, die dem Wirtschaftsforum kritisch gegenüberstehen. An einer Demonstration Anfang diesen Jahres wurde der Anlass als «stinkendes Feigenblatt der Mächtigen» bezeichnet (zentralplus berichtete).  

Wir haben bei Regierungspräsident Reto Wyss nachgefragt, wie der Kanton Luzern die Sicherheit gewährleisten will.

zentralplus: Wurde die Luzerner Regierung vor dem Standortentscheid bereits in Diskussionen rund um die Sicherheit einbezogen?

Reto Wyss: Wir haben bereits Gespräche geführt mit den Organisatoren des WEF sowie dem Kanton Nidwalden. Es ist klar: Wir müssen zusammenarbeiten, um alle Sicherheitsfragen restlos zu klären.

zentralplus: Anders als in Davos sind beim nächsten WEF zwei Kantone involviert. Wer hat in Sachen Sicherheit den Lead?

Wyss: In Absprache mit dem Kanton Nidwalden übernimmt Luzern den Lead. Ein wesentlicher Teil des WEF wird hier stattfinden – beispielsweise mit Veranstaltungen im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL). Auch wird das Übernachtungsangebot am Bürgenstock allein nicht ausreichen, sodass auch Gäste in Luzern beherbergt werden.

«Weder Luzern noch Nidwalden müssen die Kosten alleine tragen.»

zentralplus: Was wird das WEF den Kanton Luzern kosten?

Wyss: Wie hoch die Kosten sein werden, wissen wir noch nicht. Dazu ist der Entscheid zu frisch. Wir reden hier von einer reduzierten Durchführung, also werden wohl auch die Ausgaben massgeblich tiefer sein. Klar ist: Weder Luzern noch Nidwalden müssen die Kosten alleine tragen. Es wird einen Kostenteiler mit dem WEF selber und dem Bund geben.

zentralplus: Müssen die Ressourcen der Luzerner Polizei erhöht werden?

Wyss: Nein, das wird nicht der Fall sein. Einen solchen Grossanlass führen wir mit Unterstützung aus allen Kantonen durch. Wir werden darauf angewiesen sein, dass zusätzliche Kräfte uns unterstützen.

zentralplus: Noch ist nicht bekannt, welche sicherheitsrelevanten Personen am WEF teilnehmen werden. Könnte Luzern einen Besuch von US-Präsident Donald Trump bewerkstelligen?

Wyss: Auch nach Davos kommen jeweils bedeutende Persönlichkeiten. Ich sehe keinen Grund, weshalb wir das nicht stemmen könnten.

zentralplus: Ist mit Demonstrationen zu rechnen?

Wyss: Das können wir noch nicht sagen, aber wir müssen uns darauf vorbereiten. Aber, wie gesagt: Der Anlass ist nicht zu vergleichen mit dem WEF, wie man es von Davos her kennt. Es ist schwierig vorherzusagen, wie sich das auswirken wird.

«Ich gehe davon aus, dass unmittelbarer Nähe der Veranstaltungen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen.»

zentralplus: Wird die Luzerner Bevölkerung merken, dass hier das WEF stattfindet?

Wyss: Selbstverständlich. Im Moment ist die Stadt vergleichsweise leer. Wir haben wenig Touristen. Das spürt man in den Läden, bei den Sehenswürdigkeiten – aber auch, wenn man einfach nur durch die Stadt geht. Das WEF wird das Stadtbild deutlich beleben.

zentralplus: Müssen die Luzernerinnen mit Einschränkungen rechnen?

Wyss: Das müssen wir erst noch ausarbeiten. Ich gehe davon aus, dass in unmittelbarer Nähe der Veranstaltungen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen. Aktuell können wir dazu keine Angaben machen.

zentralplus: Wird der Flugverkehr über Emmen zunehmen?

Wyss: Wenn das WEF in Davos durchgeführt wird, läuft der wesentliche Flugverkehr über Zürich. Da Luzern überdies noch näher bei Zürich liegt, gehen wir davon aus, dass dies auch 2021 der Fall sein wird und die meisten über Zürich einreisen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Kurt Heller
    Kurt Heller, 10.10.2020, 14:39 Uhr

    Wer sonnt sich nicht gerne im Scheinwerferlicht der Mächtigen und Schönen? Besonders, wenn es andere zahlen! Nämlich die Steuerzahler, die erst noch das Ungemach der Sicherheitsmassnahmen, der Absperrungen und den Fluglärm zu tragen haben:

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  • Profilfoto von Petar Damianovic
    Petar Damianovic, 08.10.2020, 10:17 Uhr

    Toll für unsere Altherren im RR. Da können sie sich wieder einmal selbst auf die Schultern klopfen und in die Kamera lachen. Die Bevölkerung zahlt dann den Tribut in Form von Einschränkungen, berechtigten Demos gegen den Elite-Anlass und Sicherheitskosten.
    Das einzig Tolle daran: Die Polizei darf ihren Wasserwerfer wieder einmal spazieren führen. So wird er wenigstens ein wenig amortisiert. Dafür darf man dann wieder einmal ein Fussballspiel wegen Risikopotenzial nicht bewilligen/verschieben.

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