Eine «populistische Überreaktion»

Crypto International: Politiker übt scharfe Kritik am Ausfuhrverbot

Die Crypto International AG in Steinhausen entlässt fast die ganze Belegschaft. Ein Ständerat übt deshalb harsche Kritik am Bundesrat. (Bild: zvg)

Die Crypto International AG in Steinhausen entlässt mehr als 80 Angestellte. Für einen Ständerat ist dies die Folge einer unnötigen Überreaktion in Bern. Er befürchtet, dass die Schweiz sogar in Verdacht geraten könnte, den Interessen Chinas zu dienen.

Die Crypto International, das Nachfolge Unternehmen der ehemaligen Crypto AG mit Sitz im zugerischen Steinhausen, wurde vom Bundesrat mit einer Exportsperre belegt. Hintergrund sind die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft in der so genannten «Crypto-Affäre» rund um angeblich manipulierte Chiffriergeräte. Der Ausfuhrstopp und damit der Gewinneinbruch von 98 Prozent hat zur Entlassung von 83 der 85 Angestellten der Firma in Steinhausen geführt (zentralplus berichtete).

Dieser Umstand hat den Zürcher FDP-Ständerat und IT-Unternehmer Ruedi Noser auf den Plan gerufen. Mit dem Bundesrat geht in einem Beitrag der «Neuen Zürcher Zeitung» hart ins Gericht. Das Vorgehen ist für Noser vergleichbar mit der oft kritisierten Justiz in den USA.

«Rechtsstaatlich bedenklich»

«Ein florierendes Unternehmen wird alleine aufgrund einer Strafanzeige liquidiert, ohne dass ein Gerichtsurteil vorliegt», moniert er. Das sei rechtsstaatlich bedenklich und entspreche nicht dem hiesigen Stil. Insbesondere stört sich Noser daran, dass nun ein Verfahren eingeleitet wird, obwohl die Behörden trotz Hinweisen jahrelang untätig geblieben seien.

«Es war ja alles schon längst bekannt», sagte er gegenüber der «NZZ». Für ihn ist das Vorgehen des Bundesrates folglich eine «populistische Überreaktion – mit verheerenden Folgen für die betroffenen Familien, aber auch für den Technologiestandort Schweiz.»

Internationale Kunden halten trotz Medienberichten an Bestellungen fest

Noser ist weiter ein Dorn im Auge, dass durch das Zurückbinden des Zuger Unternehmens im asiatischen Raum der Verdacht am Entstehen sei, wonach die Schweiz chinesischen Interessen dienen würde. Denn der Markt für Chiffriergeräte sei klein und es sei deshalb nicht einfach, chinesischen Produkten aus dem Weg zu gehen.

«Geräte aus der Schweiz bieten all jenen Ländern, die chinesischen Expansionsgelüsten ausgesetzt sind, zumindest die Gewissheit, nicht von China abgehört zu werden», sagt Noser dazu. Für ihn ist es deshalb nicht erstaunlich, dass viele staatliche und halbstaatliche Institutionen überall auf der Welt an den Geräten aus Steinhausen festhalten würden, obwohl sie die hiesigen Medienberichte zur Kenntnis genommen hätten.

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