FCL-Sportchef über den Neustart der Meisterschaft

Remo Meyer: «Wir stehen vor grösseren Einsparungen»

Sportchef Remo Meyer diskutiert im Trainingslager in Spanien mit FCL-Trainer Fabio Celestini. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Corona-Krise zwingt den FCL zu sparen. Nächste Saison steht Sportchef Remo Meyer deutlich weniger Budget zur Verfügung. Das kann bedeuten, dass Spieler trotz eines gültigen Vertrags zum Saisonende gehen müssen. Dies sowie der kurzfristige Ausfall von zwei wichtigen Spielern geben der Wiederaufnahme der Meisterschaft zusätzliche Würze.

Nach 17 Wochen Corona-Pause geht es für den FCL am Sonntag (16 Uhr, Swissporarena/SRF 2) gegen den FC Basel erstmals wieder um Punkte. 13 Runden werden in englischen Wochen bis zum Meisterschaftsende am 2. August durchgepaukt.

Mit einem Lauf von vier Siegen und einem Unentschieden in fünf Spielen unter dem Anfang Jahr 2020 neu verpflichteten FCL-Trainer Fabio Celestini ist die Abstiegsangst verscheucht worden. Doch dann machte Corona die Aufbruchstimmung in Luzern platt. Jetzt nimmt Sportchef Remo Meyer Stellung zu drängenden Fragen.

zentralplus: Remo Meyer, wie sieht die sportliche Zielsetzung des FCL für die bevorstehende Kurz-Meisterschaft mit 13 Spieltagen und dem anschliessenden Cup-Wettbewerb aus?

Remo Meyer: Wir wollen gut reinkommen in diesen Neustart, der für alle Klubs eine ganz neue Situation darstellt. Ein guter Start ist mental immer wichtig, um schnell den Tritt zu finden. Wir müssen wieder mit mehr Mut und Emotionen agieren, so wie wir das in den fünf Spielen zum Rückrundenstart gemacht haben. An diese erfolgreiche Phase wollen wir anknüpfen. Die 13 Punkte, mit denen wir eine Distanz zu den Abstiegsplätzen schufen, sind nicht einfach so in unser Töpfchen gelaufen. Das muss uns selber eine Warnung sein: Lassen wir in unserer Leistung nach, kann es schnell wieder auf die andere Seite kippen in dieser engen Meisterschaft.

«Wir haben stets von unserem 12. Mann gelebt.»

zentralplus: Der FCL ist eine Mannschaft, die sich von positiven Emotionen seiner Fans beflügeln lässt. Sehen Sie darin einen Nachteil für das letzte Drittel der Meisterschaft, das praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden muss?

Meyer: Mein Bauchgefühl sagt mir eher Ja. Wir haben stets von unserem 12. Mann gelebt, von unseren leidenschaftlichen Fans. Diese sorgten für eine stimmungsvolle Ambiance, die sich für die Spieler wie eine Welle anfühlte, auf der sie reiten durften. In den drei Testspielen haben wir ja mitbekommen, wie sich das anfühlt ohne Fans. Und wir hatten Mühe, Emotionen in unser Spiel zu bringen. Aber genau das müssen wir ab sofort hinkriegen.

zentralplus: Wie soll das gelingen?

Meyer: Alle sind gefordert: die Spieler auf dem Feld, jene auf der Bank, der gesamte Staff und der Trainer. Wir müssen uns gegenseitig pushen. Anders geht es nicht. Vielleicht hilft es, dass wir Pflichtspiele vor uns haben, es geht wieder um Punkte. Das erzeugt eine ganz andere Spannung in einer Mannschaft.

«Bei diesem Rhythmus geht es nicht nur um die physische, sondern auch um die mentale Belastung.»

zentralplus: Innerhalb eines halben Jahres hat FCL-Trainer Fabio Celestini sein Team zum zweiten Mal auf einen Meisterschaftsstart vorbereiten müssen. Als wie gross schätzen Sie diese Herausforderung ein?

Meyer: Die Basis für die ersten fünf Meisterschaftsspiele unter Fabio Celestini war die detaillierte Vorbereitung. Es ging damals darum, spielerische und taktische Sachen einzustudieren. Das lief dieses Mal, vielleicht bis auf einen dosierten Aufbau, in einem ähnlichen Rahmen ab. Ich hoffe, dass wir wieder bereit sein werden.

zentralplus: Allerdings geht es ab Sonntag Schlag auf Schlag mit zwei Spielen pro Woche, um die Meisterschaft bis Anfang August beenden zu können.

Meyer: In diesem hohen Rhythmus sehe ich die grösste Challenge. Dabei geht es nicht nur um die physische, sondern auch um die mentale Belastung der Spieler. Davor haben wir grossen Respekt, zumal wir in den Testspielen mit Captain Christian Schwegler und Tsiy Ndenge zwei Spieler mit einem Innenbandanriss verloren haben. Beide müssen operiert werden und fallen bis Ende Saison aus. Es wird sich in den nächsten Wochen weisen müssen, auf wie viele Spieler wir wegen Verletzung oder einer Sperre verzichten müssen. Darum haben wir schon vereinzelt Nachwuchsspieler in den Trainingsbetrieb aufgenommen.

zentralplus: Kann man sagen, dass Fabio Celestini im letzten Saisondrittel nur verlieren kann, weil er stets mit seinem fulminanten Lauf von vor der Corona-Pause verglichen wird?

Meyer: Wir reden nicht von Verlieren. Fabio Celestini hat eine neue Dynamik in die Mannschaft und uns auf den richtigen Weg gebracht. Er hat die Bestätigung geliefert, dass wir dazu in der Lage sind, mit allen Konkurrenten der Super League mithalten zu können.

«Wir sind mit Udinese auf einem guten Weg, was eine Verlängerung des Leihvertrags von Ryder Matos bis Saisonende angeht.»

zentralplus: Wie sieht Ihre Strategie in der Kaderplanung vor dem Hintergrund der Corona-Krise aus?

Meyer: Priorität hatte erst mal die Wiederaufnahme der Meisterschaft. Und der Blick auf nächste Saison fällt mit unseren finanziellen Rahmenbedingung nicht leicht. Mit Christian Schwegler und David Zibung haben wir die Verträge bis Ende der nächsten Saison verlängert, mit Simon Grether bis zu diesem Saisonende. Jene von Shkelqim Demhasaj und Eric Tia lassen wir per Ende Juni auslaufen. Loïc Jacot bleibt bis 2021 Goalie bei Chiasso, sein Teamkollege Stefan Wolf bis zum Ende der aktuellen Spielzeit, Daniel Follonier bei Kriens bis Saisonende und Marco Rüedi bis 2021 bei Cham.

zentralplus: Und was ist mit Leihspieler Ryder Matos, der unter Fabio Celestini aufblühte?

Meyer: Da sind wir mit Udinese auf einem guten Weg, was eine Verlängerung bis zum Ende der aktuellen Saison angeht.

«Ich rechne damit, dass die Löhne nicht nur in der Schweiz, sondern auch international sinken werden.»

zentralplus: Kennen Sie mittlerweile Ihr Budget für die nächste Saison?

Meyer: Ja, finanziell werden wir abwartend unterwegs sein.

zentralplus: Das heisst konkret?

Meyer: Es wird Einsparungen geben.

zentralplus: Von welcher Grössenordnung reden Sie? Von 10, 30 oder 50 Prozent im Vergleich zum Budget von vor einem Jahr?

Meyer: Wir stehen vor grösseren Einsparungen.

zentralplus: Das heisst, dass der eine oder andere Spieler den FCL zum Saisonende trotz weiterlaufendem Vertrag verlassen muss?

Meyer: Jetzt schauen wir erstmal auf den weiteren Verlauf der Meisterschaft.

zentralplus: Werden Zuzüge künftig auf einem tieferen Lohnniveau als bisher beim FCL einsteigen müssen?

Meyer: Ich rechne damit, dass die Löhne nicht nur in der Schweiz, sondern auch international sinken werden. Aber in welchem Rahmen das letztlich geschehen wird, ist noch nicht endgültig abschätzbar.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Stop Meier
    Stop Meier, 19.06.2020, 15:31 Uhr

    Sorry, aber dieser Sportchef ist untragbar! Er plaudert etwas von grösseren Einsparungen und verlängert im Gegenzug die Verträge mit Zibung und Schwegler. Das sind Spieler ohne Mehrwert und die werden dieses Team genau null vorwärts bringen. Ich behaupte auch, dass man mit dem Lohn dieser zwei locker 3-4 talentierte Junge mit Perspektive hätte unter Vertrag nehmen können. Von einem Scouting und Sportchef erwarte ich auch, dass mind. 50 % der neu transferierten Talente in Zukunft gewinnbringend weiterverkauft werden können. Aber so wirtschaften kann man auch nur, wenn man seine treusten Fans mit ABO CARD beklaut und diese für die ausstehenden Spiele nicht entschädigt. Fazit: Skandal!

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon