Zuger Regierungsrat durchforstet die Archive

Recherche zu Crypto-Affäre: Viel Aufwand für fast nichts

Das alte Logo der Crypto AG beim Firmeneingang in Steinhausen. (Bild: zvg)

Die Crypto-Affäre wirft einen langen Schatten. Die Zuger Regierung liess auf Druck der SP sechs Tage lang das Staatsarchiv durchforsten. Wie viel hat der damalige Regierungsrat gewusst?

1992 wurde der Crypto-Verkaufsingenieur Hans Bühler im Iran wegen Spionageverdachts verhaftet und gefoltert. Nach Bezahlung einer Kaution von einer Million Franken kehrte er 1993 in die Schweiz zurück. Im gleichen Jahr hat die CIA die Crypto AG mit Sitz in Steinhausen vollständig übernommen (zentralplus berichtete).

Die SP des Kantons Zug ist der Meinung, dass der Regierungsrat spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte aufhorchen müssen und sich mit den Aktivitäten der Crypto AG beschäftigen. Sie wollte deshalb genauer wissen, was sich im damaligen Rat abspielte und hat die Kantonsregierung um eine Stellungnahme gebeten.

Sechs Tage lang in die Archive gestiegen

Diese liegt nun vor. Die Mitarbeiter mussten dazu tief ins Archiv steigen: Da dieser Sachverhalt mehr als 20 Jahre zurückliegt, wurde das Staatsarchiv des Kantons Zug mit einer Recherche beauftragt. Dort suchte man «unter dem Einsatz von sechs Personentagen» nach Hinweisen auf Nachrichten- oder Geheimdienste, eine Diskussion rund um Crypto-Mitarbeitende oder die geheime «Operation Rubikon» des westdeutschen Bundesnachrichtendienstes und der CIA. Auch die elektronische Geschäftsverwaltung wurde durchkämmt.

Das Ergebnis: Die Recherche hat für den Zeitraum ab 1970 «keine einschlägigen Dokumente» zum Vorschein gebracht. Sprich: Es gibt im Zuger Staatsarchiv keine Hinweise darauf, dass der Zuger Regierungsrat etwas von den illegalen Spionageaktivitäten der Crypto AG gewusst hätte.

Zwei Treffen mit der Crypto-Chefetage

Weiter wollte die SP wissen, ob die ständigen Namenswechsel der Firma im Handelsregister Anlass für eine erhöhte Aufmerksamkeit seitens der Behörden gegeben hätten. Die Regierung schreibt dazu: Es dürfe davon ausgegangen werden, dass die von den Interpellanten genannten Eintragungen der «Crypto AG» gesetzeskonform waren. «Für den Regierungsrat gab es keinerlei Handlungsbedarf, in diesem Zusammenhang irgendeine Aufsichtstätigkeit auszuüben», heisst es schliesslich.

Zwei aktenkundige Treffen von Regierungsratsvertretern mit der Firmenleitung von Crypto-Leaks seien schliesslich rein formaler Natur gewesen: Im Jahr 1977 wurde ein Mitglied des Regierungsrats an das 25-Jahr-Jubiläum der Crypto AG delegiert. Zudem nahm im Jahr 2012 eine Delegation des Regierungsrats zusammen mit einer Delegation des Gemeinderats Steinhausen am 60-Jahr-Jubiläum der Crypto AG teil.

Vorgänge werden auf Bundesebene geprüft

Die Frage sei erlaubt, ob die damalige Regierung, hätte sie denn über gewisse geheime und heimliche Aktivitäten der Firma Bescheid gewusst, tatsächlich Aktennotizen oder ähnliches hinterlassen würde. Ob zur Recherche des Regierungsrates Zeitzeugen, etwa die damaligen Regierungsratspräsidenten Andreas Iten (FDP, Landammann 1991/92), Paul Twerenbold (CVP, 1993/94) oder Urs Birchler (SP, 1995/96) beigezogen wurden, geht aus der Antwort der Zuger Regierung nicht hervor.

Zurzeit prüft eine Geschäftsprüfungsdelegation des Bundes die Gebahren der damaligen Crypto AG aus Steinhausen auf eidgenössischer Ebene. Laut einer internationalen Recherche unter Beteiligung von SRF sollen über hundert Staaten über manipulierte Chiffriergeräte abgehört worden sein. Die Geräte stammten von der Zuger Firma Crypto AG, die seit den 1990er- Jahren vollständig von der CIA kontrolliert worden sei. 2018 wurde die Crypto AG aufgelöst.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 20.05.2020, 18:52 Uhr

    Alt-Regierungsräote zu befragen, wäre Zeitverschwendung. Sie können sich an nichts mehr erinnern 🙂 Die Zuger Omerta ist lückenlos.

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