Düstere Aussichten für den FCL und den EVZ

Schweizer Profi-Sport ohne einziges Spiel mehr im 2020?

Was der EVZ zum Ende der letzten Saison ertragen musste, droht bis Ende des laufenden Jahres: Heimspiele ohne Zuschauer. (Bild: Marc Schumacher/freshfocus)

Im Kampf ums Überleben hoffen die Verantwortlichen des FC Luzern und des EV Zug zumindest darauf, in der zweiten Hälfte dieses Jahres die neue Saison in Angriff nehmen zu können. Aber selbst das entpuppt sich immer mehr als (zu) optimistische Erwartungshaltung.

Wir wissen: Bis zum 26. April gilt die ausserordentliche Lage in unserem Land und wir bleiben zuhause. Danach soll der Lockdown in verschiedenen Bereichen unseres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens schrittweise gelockert werden.

Auf die Frage, wie das genau geschehen soll, erhofft sich die Schweiz Antworten vom Bundesrat. Dieser wird am Donnerstag mit ersten konkreten Massnahmen vor die Öffentlichkeit treten.

Wer daran glaubt, dass wir ab dem Mai wieder das Leben in allen Facetten zurückhaben werden, das wir uns vor der Corona-Krise gewohnt waren, scheint nach aktuellem Stand einer Utopie zu frönen.

Luzerner Agentur rechnet frühestens im Herbst mit Events

Was in der nationalen Event-Branche als «common sense» gilt, bestätigt Pedro Llopart von der Luzerner Kommunikations- und Event-Firma premotion.ch, die bekannte Marken wie CSS, Suva, Migros und viele mehr im Portfolio führt: «Unsere Hoffnung in der Planung und Durchführung von Events unserer Geschäftskunden richtet sich frühestens auf den September. Im besten Fall wird es dannzumal möglich sein, Anlässe mit 400 bis 500 Leuten durchführen zu können.»

400 bis 500 Leute? Da schrillen alle Alarmglocken in der Schweizer Sportwelt. Stimmt diese Befürchtung, bedeutet es für die nationale Fussball-Meisterschaft nach jener im Eishockey nichts anderes als deren Abbruch. Schliesslich sind Geisterspiele für die meisten Super-League-Klubs noch teuerer als Spiel-Absagen. Offiziell hat die Liga aber den Glauben daran, die Meisterschaft 2019/20 noch zu Ende führen zu können, aus finanziellen Gründen (noch) nicht aufgeben wollen.

Können im FCL-Stadion – wenn überhaupt – bis zum Ende dieses Jahres bloss noch Geisterspiele stattfinden (Martin Meienberger/freshfocus)? (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Llopart ist mit seiner Einschätzung keineswegs alleine. Dass das Festival-Jahr 2020 vermutlich gelaufen ist, sagte auch Stefan Matthey, CEO des Konzertveranstalters Good News Productions, kürzlich gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Wir rechnen damit, dass bis zum Ende des Sommers gar keine Konzerte stattfinden können.» Daran würde auch eine leichte Lockerung des aktuellen Verbots kaum etwas ändern. Denn: «Viele Bands sagen ihre komplette Tournee ab. Es würde sich für sie finanziell gar nicht lohnen, für einzelne Gigs anzureisen.»

«Wir gehen davon aus, dass bis im August kein Open Air und keine Konzerte durchgeführt werden können.»

Pedro Llopart, Agentur Premotion

«Wir gehen davon aus, dass bis im August kein Openair und keine Konzerte durchgeführt werden können», schlägt Llopart in die gleiche Kerbe. Das wäre auch für das Blue Balls am Luzerner Seebecken Mitte Juli, das B-Sides auf dem Sonnenberg Mitte Juni und andere beliebte Musik-Events in der Zentralschweiz ein harter Schlag. Die Organisatoren engagieren sich nach wie vor für die Durchführung (zentralplus berichtete).

Wird der Existenzkampf für Sportvereine verschärft?

Mindestens genauso hart würde dies den Sport treffen. Die Meisterschaftsabsage ist die linke, die Verschiebung der nächsten Saison ins neue Jahr wäre die rechte Hand des Teufels für den FCL und den EVZ. «Ich bin skeptisch, ob in beiden Sportarten bis zum Jahresende Spiele vor 1’000 Zuschauern und mehr stattfinden können», sagt Sportfan Llopart.

Es würde den Existenzkampf für die Zentralschweizer Profivereine drastisch verschärfen. Und erst recht für jene im Halbprofi- und Amateurbereich.

Selbst bei der allmählichen Lockerung des Lockdowns nach der eigentlichen Corona-Krise gibt es einen psychologischen Aspekt: nämlich der Unterschied zwischen «wann darf ich wieder etwas?» und «wann will ich wieder etwas?» Zum Beispiel: Wann traue ich mich wieder, Teil einer Menschenansammlung zu sein? Wann möchte ich wieder den ÖV benutzen? Wann ist mir der FCL oder der EVZ vor Ort wieder wichtiger als meine eigene Gesundheit und die meiner Liebsten?

Die psychologische Komponente wird dazu führen, dass es wohl einige Zeit dauern wird, bis der Zuschauerzuspruch bei sportlichen und kulturellen Events wieder der gleiche sein wird wie vor der Corona-Krise.

Warten auf den Corona-Impfstoff

Vielleicht werden Menschenansammlungen von mehreren tausend Leuten gar erst wieder möglich sein, wenn es einen Impfstoff gegen das Corona-Virus gibt. Dieser soll gemäss Experten erst im nächsten Jahr verfügbar sein. Womöglich gibt es vorher ein Medikament, das Corona-Infizierte in jedem Fall am Leben erhalten kann.

Die Hoffnung, dass unsere Landesregierung am Donnerstag andere Signale aussenden wird, scheint trotz dem nationalen Rückgang an Corona-Infizierten an einem kleinen Ort zu sein. Umso erfreulicher, falls diese Zeilen einem grundsätzlichen Irrtum erliegen sollten.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Didi Schmidle
    Didi Schmidle, 15.04.2020, 09:34 Uhr

    Liebe Presseverantwortlichen
    „. . . Experten meinen, dass der Impfstoff erst im nächsten Jahr kommt?“

    Ich verstehe die Heilserwartung durch die Impfung nicht! Sars Grippewelle war 2002/2003. Man sucht(e) dringend nach einem Impfstoff. Bis heute gibt es weltweit keinen Impfstoff gegen Sars!
    Wenn‘s dann kurzfristig möglich wäre, wo ist die Impfsicherheit etc

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