Luzern: Bruno Heini haut wieder in die Tasten

Dieser mörderische Thriller nimmt die #MeToo-Debatte auf

«Höllenwut» heisst der dritte Thriller des Luzerner Konditors und Autors Bruno Heini. (Bild: ida)

Der Luzerner Konditor Bruno Heini kann's einfach nicht lassen – er hat seinen dritten mörderischen Thriller geschrieben. Im Buch geht es um ein Vergewaltigungsopfer, dem niemand glaubt. Bis sich eine Heldin mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn (unfreiwillig) auf Spurensuche begibt.

«Elisa wollte nun sterben.» Es ist kein gewöhnlicher erster Satz, mit dem Bruno Heini seinen Thriller «Höllenwut» beginnt. Denn er macht die Leserin stutzig, Fragen drängen sich auf. Und damit hat Heini sein Ziel erreicht, will er doch keine Mainstream-Thriller mit den üblichen Helden und teils nicht plausiblen Storys schreiben, die er gerne kritisiert.

Seine Frau war es, die nach der x-ten Kritik ihres Mannes über einen Krimi sagte: «Dann machs doch besser.» Sie drückte ihm einen Laptop in die Hand, Heini schrieb tatsächlich. Erst ein Buch über Marketing, 2016 folgte sein erster Thriller «Teufelssaat» (zentralplus berichtete).

Auch im dritten Thriller spürt die taffe Ladendetektivin Christabel Palmer, die leidenschaftlich gerne Haselnussschnecken isst, den Schurken auf. Im Zentrum der Geschichte steht Elisa, die spurlos verschwindet. Ihre Wohnung ist stark verwüstet, die Wände voller Blut. Der Verdacht fällt auf Rjabow, einen milliardenschweren Rohstoffhändler. Elisa sagte zuvor, von ihm vergewaltigt worden zu sein. Doch niemand glaubte ihr.

Er lässt Frauen Heldinnen und Opfer zugleich sein

Bruno Heini hat sich bewusst dazu entschieden, dass die Hauptfigur seines Thrillers eine Heldin ist. Einen «normalen» Krimi wollte er nicht schreiben. Denn in den meisten Krimis sind die Ermittler Polizisten, Detektive, Superhelden. Männer.

Als Konditor sei er ebenfalls von «Superwomen» umgeben, sind doch drei Viertel aller 180 Mitarbeitenden der Heini Conditoreien Frauen. «Detektivin Palmer ist eine Zierliche, aber eine, die auch auf den Tisch klopft, einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat und sagt, dass man für sein Recht einstehen muss», sagt Heini.

«Nur schon diese Altherrenwitze im Alltag: Vielleicht gut gemeint, aber haarscharf daneben.»

Palmer bricht viele Klischees. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, hat Mühe, ihre wahren Gefühle beim Namen zu nennen, sie kickboxt, weiss sich zu wehren und schreckt auch nicht davor zurück, Männer in die heiklen Stellen zu treten.

Durch das Buch zieht sich das Motiv «David gegen Goliath». Das Opfer, eine zerbrechliche, an Krebs erkrankte Frau, wird vom steinreichen Rjabow vergewaltigt. Detektivin Palmer tritt gegen ihn an. «Ein hoffnungsloses Unterfangen, David gegen Goliath», schreibt Heini in seinem Thriller.

Hier gibts den Thriller

Bruno Heinis Thriller «Höllenwut» gibts im Buchhandel zu kaufen. Das 277-seitige Buch kostet 17.20 Franken.

Was der Konditor und Autor über die #MeToo-Bewegung denkt

Die #MeToo-Bewegung macht also auch vor Heinis mörderischer Ader keinen Halt. «Die Debatte ist höchst nötig gewesen», findet er. Nicht nur, wenn es um schwere Vorwürfe wie Vergewaltigung geht. «Nur schon diese Altherrenwitze im Alltag: Vielleicht gut gemeint, aber haarscharf daneben. Der ältere Herr amüsiert sich, die junge Frau verdreht genervt die Augen.» Vielen Männern sei nicht bewusst, wo die Grenze beginne und wo sie aufhöre, so Heini.

Die fiktive Figur Rjabow erinnert stark an Harvey Weinstein, den Filmproduzenten, der kürzlich wegen Sexualdelikten zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt wurde und die weltweite Bewegung #MeToo ausgelöst hatte.

Früher komponierte er, heute denkt er sich Storys aus

Für Heini ist das Thriller-Schreiben beruhigend. Er sei viel unterwegs. «Mit dem Laufen komme ich in einen Rhythmus. Habe ich früher Musik komponiert, denke ich mir heute meine Geschichten für die Thriller aus», sagt der ausgebildete Jazzmusiker. Inspirieren lässt er sich von der Realität. «Diese ist noch viel schlimmer als das, was ich schreibe.»

So blättert Heini immer wieder in verschiedenen Zeitungen. Ein Medienbericht über einen 17-Jährigen, der 17 Mal bedingt verurteilt worden ist, war Auslöser für Heinis ersten Thriller. Der Beschuldigte habe laut Medienbericht 18 Monate bedingt bekommen. «Haarsträubend», so der Kommentar Heinis. «Oft wird ein Täter nicht für seine Tat bestraft, sondern nach der Story, die er vor Gericht vorträgt», ist der 60-Jährige überzeugt.

«Ich habe keinen Nerv, eine Liebesgeschichte zu schreiben.»

Ihn reizt das Spielen, die Auseinandersetzung mit der tödlichen Gefahr. Während er sich selbst zu Hause in Sicherheit wähnt. Er sei jemand, der von Natur aus die Gefahr sehe.

Mit dem Tod geht der gelernte Konditor gelassen um. Von einem Freund wurde er einmal gefragt, was alles auf seiner Bucket List steht. Also auf der Liste mit den Dingen, die man vor dem Tod unbedingt noch erleben möchte. Einen Tag später erkundigte sich sein Freund erneut bei ihm. Heini antwortete: Seine Liste sei leer, er habe alles bereits gemacht.

Vierter Thriller kommt im Sommer

Einst scherzte Heini in einem Medienbericht, sein vierter Roman werde eine romantische Liebesgeschichte. Seiner Frau zuliebe. Doch Heini stellt lachend klar: «Ich habe keinen Nerv, eine Liebesgeschichte zu schreiben.» Auch sein vierter Roman wird ein Thriller. Diesen Sommer noch soll es soweit sein, den Auftrag hat er im Sack. Um teure Uhren soll es gehen. Und wieder soll etwas «ganz Gemeines» passieren.

Sein Interesse für den mörderischen Trieb wird Heini beim Schreiben also noch eine Weile beschäftigen. Fünf pfannenfertige Geschichten habe er bereit, in Zukunft möchte er sich mehr dem Schreiben als der Heini-Konditorei widmen.

«Für meinen vierten Thriller habe ich vor kurzem eine Liebesszene geschrieben», erzählt Heini noch. «Aber dann ist sie tot.» Die Liebesszene oder die Frau? Das lässt Heini offen.

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