Mit Pulsuhr und individuellen Trainingsplänen

So funktioniert das Home-Training der FCL-Spieler

Bei Konditionstrainer Christian Schmidt holten die FCL-Spieler am Donnerstag einzeln ihren individuellen Trainingsplan und die Pulsuhr ab. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Im Abstand von je 15 Minuten haben sich die FCL-Spieler am Donnerstag ihren Trainingsplan und ihre Pulsuhr bei Konditionstrainer Christian Schmidt in der Swissporarena abgeholt. Nächste Woche beginnt die wohl ungewöhnlichste Trainingsphase beim FC Luzern seit der Umstellung auf den Profi-Betrieb im Jahre 1989.

Planungssicherheit. Ja, die hätte sich Christian Schmidt in den letzten Tagen und Wochen gewünscht. Aber seit Ende Februar, seit der Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus in der Schweiz schrittweise verschärft wurde, gab es sie für den 48-jährigen Franzosen nicht mehr (zentralplus berichtete).

Wie und unter welchen Bedingungen kann der Konditionstrainer die FCL-Profis fit halten? Als der Bundesrat am Montag die landesweite Notlage bis zum 19. April ausrief, fand die Ungewissheit vorerst ein Ende. Jetzt hatte Schmidt eine klare Ansage. Bis dahin ist das Mannschaftstraining unterbrochen und er konnte die individuelle Trainingsplanung für die Profis ausarbeiten.

Die ambitionierte Annahme

Sein Plan beruht auf der ambitionierten Annahme, dass ab dem 20. April wieder ein gemeinsames Training der FCL-Spieler möglich sein wird und mit Beginn des folgenden Monats der Spielbetrieb mit Meisterschaft und Cup wieder aufgenommen werden kann.

«Es ist unerlässlich, dass das Internet in nächster Zeit funktioniert.»

FCL-Konditionstrainer Christian Schmidt

Werden die aktuellen Massnahmen angesichts der stark zunehmenden Corona-Infizierten verschärft, gilt quasi Hausarrest für alle, die nicht von Berufes wegen unbedingt ins Freie müssen. Die Ausgangssperre beträfe aller Voraussicht nach selbst Schweizer Berufssportler, die draussen nur eine Runde joggen gehen wollen.

Die vier Prioritäten des FCL-Hometrainings

Seit Donnerstag wissen die im 2020 noch ungeschlagenen Luzerner, was auf sie in den nächsten vier Wochen zukommen wird. Schmidt hat es jedem Einzelnen vor dem Hintergrund, dass dem «Social Distancing» Rechnung getragen wird, in der Swissporarena erklärt. Dabei holten die Spieler Trainingsplan, Pulsuhr und Utensilien ab.

In den Grundzügen ist das Home-Training der Luzerner auf vier Prioritäten aufgebaut. Schmidt erläutert sie so:

  • Ausdauer: Die Pulsuhr ist mit einem nicht manipulierbaren Data-System ausgestattet. «Sie wird uns zeigen, wie jeder einzelne Spieler an jedem einzelnen Tag in den nächsten vier Wochen trainiert haben wird.»
  • Gewicht: Letzte Woche ist jeder FCL-Spieler gewogen worden. «Wenn er in den Trainingsbetrieb zurückkehrt, dürfen jeder maximal ein Kilogramm mehr auf die Waage bringen.»
  • Rumpfstabilität und Kraft: «Die Spieler haben Übungen mitbekommen, die man zu Hause ausführen kann und die die Muskulatur kräftigen.»
  • Spritzigkeit: «Weil kaum ein Spieler ein privates Gym zu Hause hat, dient Treppensteigen als Alternative dazu, um sich die Spritzigkeit zu bewahren.»

Der individuelle Trainingsplan beim FC Luzern ist so ausgestaltet, dass er von Woche zu Woche eine Steigerung beinhalten wird. «In der ersten Woche liegt der Aufwand für die Spieler bei mindestens einer Stunde pro Tag, in der vierten schon gegen drei Stunden», skizziert der FCL-Konditionstrainer.

«Ein nicht austrainierter Fussballer ist wie ein Auto ohne leistungsstarken Motor.»

Falls bei einem der Spieler ein Problem auftauchen sollte, gibt es verschiedene Möglichkeiten, um mit Schmidt in Kontakt zu treten. «Darum ist es unerlässlich, dass das Internet in nächster Zeit funktioniert», bemerkt er lakonisch.

Bei der Rückkehr wartet ein Ausdauertest

Bei der Rückkehr ins Mannschaftstraining stehe als erstes ein Ausdauertest auf dem Programm und dazu werde die Pulsuhr jedes Einzelspielers ausgewertet, hält Schmidt fest. Aber was für Konsequenzen blühen einem, der durchfällt?

«Das ist bei uns kein Thema», sagt er im Brustton der Überzeugung und erklärt: «Die Spieler sind durch und durch Profis. Sie wissen ganz genau, dass sie ihre eigene Karriere gefährden, wenn sie mit dem Training und der Ernährung nicht höchsten Ansprüchen genügen. Drei Tage ohne Training geht im Spitzensport nicht. Ein nicht austrainierter Fussballer ist wie ein Auto ohne leistungsstarken Motor.»

Müssiggänger beim FCL? Gibt es nicht

Falls die Super League im Mai tatsächlich fortgesetzt werden sollte, wird der Spielplan mit 13 Meisterschaftsspielen und drei Cup-Runden bis Ende Juni dicht gedrängt sein. Alle drei Tage wird ein Ernstkampf stattfinden müssen. «Wenn du da athletisch nicht parat bist, machst du deine Karriere kaputt.»

Seit Schmidt im Sommer 2013 zum FCL gestossen ist, habe er noch keinen Müssiggänger unter seinen Schützlingen erlebt. «Ich fühle mich glücklich, dass die Arbeitseinstellung und Mentalität der Spieler einwandfrei ist.»

Er wird sich davon am 20. April ein weiteres Mal überzeugen können – so denn die Corona-Pandemie abflauen will.

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