Der EVZ-Captain hat schon fünf grosse Finals verloren

Raphael Diaz, der Unvollendete

Captain Raphael Diaz macht sich keine Sorgen wegen der EVZ-Torflaute. (Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Er ist der bislang grösste Eishockey-Spieler, den der EV Zug in seiner Geschichte hervorgebracht hat. Und der Posterboy des Vereins. Doch Captain Raphael Diaz droht, seine schöne Karriere dereinst ohne einen wertvollen Titelgewinn beenden zu müssen. Beim 34-Jährigen tickt die Uhr.

Die meisten EVZ-Spieler haben am Donnerstag vor den letzten beiden Qualifikationsspielen zu Hause gegen die SCL Tigers und bei den ZSC Lions das Mannschaftstraining beendet und sind in die Garderobe gestapft. Sie grüssen die Umstehenden freundlich, aber Händeschütteln ist nicht mehr. Die EVZ-Verantwortlichen wollen mit dieser Massnahme vermeiden, dass sich einer der Spieler vor den am 7. März beginnenden Meister-Playoffs mit einer Krankheit ansteckt (zentralplus berichtete).

Raphael Diaz hingegen weilt mit Tobias Geisser und Livio Stadler, den Youngsters in der Abwehr der Zuger, noch etwas länger auf dem «Gletscher» der Bossard Arena. Auf der Höhe der blauen Linie zeigt er mit dem Stock mehrmals in Richtung Tor und gibt Ratschläge. Der Routinier schiebt längst nicht zum ersten Mal eine Zusatzschicht mit den Talenten.

Nur fünf Zuger Tore in den letzten vier Spielen

Später erzählt Diaz: «Wir erinnerten uns gegenseitig daran, dass wir an der offensiven blauen Linie nicht immer dribbeln, sondern vermehrt aufs Tor schiessen sollten.»

Selbstredend sagt das der Zuger Verteidigungsminister vor dem Hintergrund, dass beim EVZ in den letzten vier Spielen eine Torflaute herrschte. Nur noch fünf Treffer sind dem mit einer ungeheuerlichen Feuerkraft ausgestatteten Titelanwärter in den letzten vier Spielen gelungen. Darum fast schon erstaunlich, dass bei dieser spärlichen Ausbeute drei Punkte herausschauten. Das kann nur gelingen, wenn die Abwehrarbeit sattelfest ist.

«Sieht ein Goalie den Schützen abdrücken, hält heutzutage jeder den Puck.»

EVZ-Captain Raphael Diaz

«Wir müssen mehr Verkehr vor dem gegnerischen Tor erzeugen. Dem Goalie muss die Sicht genommen werden. Sieht er den Schützen abdrücken, hält heutzutage jeder den Puck», sagt der Captain an die Adresse der eigenen Stürmer. Um sich und die Verteidiger-Kollegen gleich in die Pflicht zu nehmen: «Uns muss es gleichzeitig gelingen, die Scheibe aufs Tor zu bringen.»

Diaz: «Wir fühlen uns gut»

Keine der neun Mannschaften, die entweder bereits als Playoff-Teilnehmer feststehen oder um die letzten drei Plätze buhlen, hat in den letzten vier Partien so wenig Tore geschossen wie der EVZ (5). Am meisten die ZSC Lions mit 15 vor Biel mit 14 und dem SC Bern mit 13 Treffern.

Selbst die gegen den Abstieg kämpfenden SCL Tigers, die am Freitag in Zug gastieren, haben einen Treffer mehr auf dem Konto als der Leader. Doch diese Momentaufnahme gibt Diaz nicht zu denken: «Wir haben in den letzten zehn Spielen dominant und attraktiv gespielt. Was uns aber offensichtlich fehlte, war die Konstanz beim Verwerten unserer Chancen. Aber wir fühlen uns gut», hält er fest.

Den Zugern winkt die Chance, an diesem Wochenende zum ersten Mal seit 2012 eine Qualifikation auf dem ersten Platz abzuschliessen. «Eine grosse Bedeutung hat das bei uns nicht, auch wenn der Qualifikationssieg Qualität im Team demonstriert, Heimrecht bis in den Final bedeutet und gut fürs Selbstvertrauen ist», sagt Diaz.

Playoff richtet über Wert der Zuger Saison

Warum? Die Spieler sind in Gedanken längst bei den Playoffs angelangt. Diese werden einzig und allein über die Güte dieser Zuger Saison entscheiden – Qualifikationssieg hin oder her. Der Druck auf den meistgenannten Titelfavoriten war in diesem Jahrtausend noch nie so hoch wie in diesem Frühjahr. Denn bloss der Gewinn der Meisterschaft ist gut genug. Alles andere eine Enttäuschung.

«Ich fokussiere mich auf den Moment und darauf, besser zu werden.»

Und das vor allem auch für Raphael Diaz. 2014 war er der erste Schweizer Feldspieler, der in der NHL in einem Stanleycup-Final stand. Aber die Serie verlor er damals mit den New York Rangers gegen die Los Angeles Kings.

2013 und 2018 bestritt er mit der Nationalmannschaft den WM-Final jeweils gegen Schweden und stapfte abermals als Verlierer vom Eis. 2017 und 2019 fand der Zuger in der Playoff-Finalserie seinen Meister im SC Bern. Quasi als Trostpreis durfte er im letzten Februar den Cupsieg mit dem EVZ feiern.

Diaz vielleicht so gut wie noch nie

Auf die Frage hin, ob zentralplus davon ausgehen könne, dass er Silber nicht mehr ausstehen könne, lacht er laut und entgegnet: «So weit denke ich nicht. Ich habe viele Erfahrungen in meiner Karriere machen dürfen. Ich fokussiere mich auf den Moment und darauf, besser zu werden, um in den Playoffs schnell und spritzig zu sein und die beste Leistung abrufen zu können.»

Die Konkurrenz darf das getrost als versteckte Drohung auffassen. Denn Diaz ist vielleicht so gut wie nie, seit er 2016 mit einem Fünfjahresvertrag aus Nordamerika zu seinem Stammverein zurückgekehrt ist. Bei aktuell 45 Einsätzen hält er bei 10 Toren und 20 Assists. Das bedeutet Platz 5 unter den kreativsten Verteidigern der Liga. In der Plus-Minus-Statistik rangiert er aktuell mit Plus 18 gar auf Platz 3.

Bleibt Diaz auch heuer der Unvollendete, so hat er zumindest noch eine weitere Chance. Sein gültiger Vertrag läuft bis 2021.

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