Nach dem Tötungsdelikt in der Psychiatrie

Trotz Securitas kam es zu weiteren gewalttätigen Zwischenfällen in St. Urban

In der Luzerner Psychiatrie wird im Frühling erneut in die Verbesserung der Sicherheit investiert. (Bild: zvg)

Ein Patient hat 2017 in der Psychiatrie St. Urban seinen Zimmergenossen erschlagen. Um die Sicherheit zu erhöhen, wurde daraufhin das Personal auf der Akutstation im Nachtdienst aufgestockt. Dennoch kam es erneut zu körperlichen Übergriffen.

Der Karfreitag 2017 brachte grosses Leid über die Familie des 86-jährigen Italieners, der tags zuvor in die Psychiatrie St. Urban eingetreten war. Kurz nach Mitternacht fiel der Patient, mit dem er sein Zimmer teilte, ohne Vorwarnung über ihn her. Der Angreifer schlug ihm mit der Faust ins Gesicht und trat mit den Füssen nach ihm. Der Rentner starb wenige Stunden später an seinen schweren Verletzungen.

Der Täter stand am Dienstag vor dem Kriminalgericht Luzern. Er litt zum Tatzeitpunkt an einer schweren paranoiden Schizophrenie. Er glaubte, mit Satan in einem Zimmer zu sein und sich zur Wehr setzen zu müssen. Er ist deshalb schuldunfähig. Das Gericht entschied, dass er weiterhin in der Psychiatrie bleiben und sich behandeln lassen muss. (zentralplus berichtete)

Personelle Verstärkung in der Nacht

Die Luzerner Psychiatrie betreibt seit Jahren ein Risikomanagement. In den letzten Monaten und Jahren wurden verschiedene Massnahmen im Bereich Sicherheit getroffen. So ist beispielsweise heutzutage nachts mehr Personal im Einsatz als früher: Neben den Securitas gibt es eine zusätzliche Laufnachtwache, welche die Pflegefachfrauen und -männer auf den Akutstationen bei Bedarf unterstützt.

Ausserdem wurde in die Alarmierungssysteme investiert, damit die Mitarbeitenden rascher Unterstützung anfordern können. Die Sicherheitszimmer in den Akutstationen wurden saniert und die bestehenden Schulungen zum Umgang mit Aggressionen würden laufend weiterentwickelt, schreibt Lups-Sprecher Daniel Müller weiter. Dabei lernen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie sie Eskalationen verhindern.

Nach dem tragischen Vorfall sass der Schock in der Klinik St. Urban tief. Es wurden zusätzliche Sicherheitsmassnahmen getroffen, um derartige Zwischenfälle in Zukunft verhindern zu können. «Eine davon ist die Verstärkung der Securitas», erklärt Daniel Müller, Sprecher der Luzerner Psychiatrie (Lups) in einer schriftlichen Stellungnahme. Die Doppelbesetzung der Securitas in der Nacht wird bis heute fortgeführt.

Schwere Zwischenfälle sind selten

Trotzdem kommt es immer wieder zu heiklen Situationen. In seiner Stellungnahme weicht Lups-Sprecher Daniel Müller der Frage zunächst aus, ob es seit 2017 nochmal zu einem Zwischenfall gekommen ist, bei dem Patienten oder Mitarbeitende verletzt wurden. «Generell nehmen Gewalt- und Aggressionsereignisse in der Gesellschaft leider ganz allgemein zu», schreibt er.

Das gelte auch für psychiatrische Institutionen. In Zug beispielsweise gab es kürzlich einen Zwischenfall, bei dem eine Psychiatriemitarbeiterin von einem schizophrenen Patienten verletzt wurde (zentralplus berichtete). Aber wie sieht das in Luzern konkret aus?

«Eine hundertprozentige Sicherheit wird es trotz allem leider nie geben.»

Daniel Müller

Auf Nachfrage bestätigt Müller, dass es trotz verstärkter Sicherheitsmassnahmen in den letzten zwei Jahren zu Drohungen, Fällen von verbaler Gewalt und sogar zu körperlichen Übergriffen gegenüber Patienten und Mitarbeitenden gekommen ist. Was konkret passiert ist, schreibt Müller nicht.

Weitere Personalaufstockung geplant

Auch genaue Zahlen nennt Müller nicht. Schwerwiegende Zwischenfälle seien zum Glück selten, heisst es dazu nur. Müller betont, dass der Spitalrat und die Geschäftsleitung «alles daransetzen», die Mitarbeitenden bei der Erfüllung ihrer herausfordernden täglichen Aufgaben zu unterstützen.

«Wir alle hoffen, dass die Lups in Zukunft von solch tragischen Ereignissen verschont bleibt, eine hundertprozentige Sicherheit wird es diesbezüglich im anspruchsvollen Tätigkeitsfeld der psychiatrischen Versorgung trotz allem leider nie geben», so Müller.

«Das tragische Vorkommnis belastet und beschäftigt alle Beteiligten weiterhin sehr.»

Daniel Müller

Im Frühling 2020 sollen aber weitere Massnahmen zur Erhöhung der Sicherheit ergiffen werden. Auf April ist eine personelle Aufstockung von 600 Stellenprozenten in den Akutstationen geplant. Als weitere Sicherheitsmassnahme wird zudem ein zusätzlicher «Tagdienst» durch einen Securitas-Mitarbeiter geprüft.

Strafverfahren gegen die Klinik ist noch hängig

Noch offen ist, ob sich die Klinik St. Urban im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt 2017 einen Vorwurf zu machen hat. Die Staatsanwaltschaft hat eine entsprechende Untersuchung eingeleitet und ein externes Gutachten in Auftrag gegeben (zentralplus berichtete). Die Ergebnisse werden im Mai erwartet.

«Wir haben die Strafuntersuchungsbehörden bei ihren Ermittlungen von Anfang an vollumfänglich unterstützt», schreibt Müller dazu. «Das tragische Vorkommnis belastet und beschäftigt alle Beteiligten weiterhin sehr.»

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