Parteipräsident: «Verhältnis zu den Bürgerlichen hat sich entkrampft»

Grünliberale verweigern Stapi Züsli die Unterstützung

Beat Züsli kann nicht auf den Support der GLP zählen. (Bild: giw)

Die Grünliberalen der Stadt Luzern wollen einen neuen Stadtpräsidenten. Sie entziehen der SP gar die Unterstützung für die Stadtratswahlen. Adrian Borgula wollen sie hingegen weiter in der Stadtregierung haben. Der Präsident nimmt im Interview Stellung.

Die städtische GLP schlägt neben ihrer Stadträtin Manuela Jost auch die Stadträte Franziska Bitzi Staub (CVP), Adrian Borgula (Grüne) und Martin Merki (FDP) für die Wiederwahl in den Stadtrat vor. Dies habe der Vorstand der GLP Stadt Luzern einstimmig entschieden, heisst es in einer Mitteilung. «Ein Stadtrat mit starker Mitte, in dem grüne und liberale Anliegen gleichermassen gut vertreten sind, ist sehr in unserem Sinne», sagt GLP-Präsident Marcel Dürr.

Das heisst zugleich, dass die GLP weder den bisherigen SP-Stadtrat und Stadtpräsidenten Beat Züsli noch die SP-Kandidatin Judith Dörflinger unterstützt (zentralplus berichtete).

Für das Stadtpräsidium unterstützt die GLP Martin Merki. «Martin Merki steht für eine liberale Haltung im Sinne der ganzen Stadtbevölkerung und er ist ein integrer, breit vernetzter und erfahrener Stadtrat», erläutert Dürr die Entscheidung. «Sein guter Draht zur bürgerlichen Kantonsregierung wird für die Stadt Luzern etwa bei den Gesprächen über Verkehrsprojekte oder Korrekturen an der Finanzreform AFR 18 von Vorteil sein. Uns ist wichtig, dass städtische Anliegen im Kanton gut und sichtbar vertreten werden.»

Wichtige Fragen blieben jedoch in der Medienmitteilung ungeklärt. zentralplus konnte diese dem GLP-Parteipräsidenten jedoch stellen.

zentralplus: Weshalb verwehrt man SP-Züsli die Unterstützung?

Marcel Dürr: Das hat damit zu tun, dass die SP zwei Kandidaten nominierte. Wir sind neutral, wer von den beiden das Rennen machen soll. Wir unterstützen aber, dass die SP weiterhin im Stadtrat vertreten ist.

zentralplus: Hat diese Nicht-Empfehlung mit dem SP-Angriff auf Manuela Jost zu tun?

Dürr: Es ist kein direkter Angriff. Das hat die SP immer betont. Aber klar treibt die SP damit die Abwahl eines bestehenden Mitgliedes des Stadtrates voran.

zentralplus: Die CVP fordert von Manuela Jost ein Bekenntnis zu bürgerlicher Politik. Wird es dieses geben?

Dürr: Wir haben keine Kenntnisse von einer solchen Forderung. Manuela Jost macht grünliberale Politik und wird das weiterhin tun.

GLP-Parteipräsident Marcel Dürr mit «seiner» Stadträtin, Manuela Jost. (Bild: zvg)

zentralplus: Vor vier Jahren gab es einen ominösen Geheimdeal mit der SP. Ist etwas vorgefallen, dass es nun keine Empfehlung mehr gibt?

Dürr: Nein, es gab keinen Bruch. Man muss sehen, bereits vor acht Jahren wurde Manuela Jost dank bürgerlichen Stimmen gewählt. Das hat damit zu tun, dass grünliberale Politik Berührungspunkte über ein breites politisches Spektrum hat. Die Beziehung zu den bürgerlichen Parteien hat sich in den letzten Jahren massiv entkrampft. Das heisst aber nicht, dass sich die Beziehung zu links-grün verschlechterte.

zentralplus: Also wäre es ein Trugschluss zu sagen, die Öko-Allianz wäre gestorben?

Dürr: Wenn es um grüne Themen geht, werden wir nach wie vor mit den Parteien zusammen arbeiten, denen es um grüne Themen geht. Wenn es um liberale Themen geht, werden wir eher mit bürgerlichen Parteien einig sein.

zentralplus: Warum unterstützt die GLP Merki und Bitzi, während eine Listenverbindung mit CVP und FDP abgelehnt wurde?

Dürr: Stadtrat- und Grosstadtratswahlen sind zwei unterschiedliche paar Schuhe. Bei den Stadtratswahlen geht es um Personen. Bei den Parlamentswahlen ist mehr Arithmetik im Spiel. Unsere Modelle sagten, wir haben durch Listenverbindungen mit den grösseren Parteien nichts zu gewinnen.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 19.01.2020, 09:50 Uhr

    Die Grünliberalen haben auch nichts mit Links oder Grün zu tun. Grünliberale sind FDPler oder SVPler, welche zur Beruhigung des Gewissens entweder einen Tesla oder ein E-Bike fahren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. So gesehen, braucht es eine solche Partei erst gar nicht.

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  • Profilfoto von Ram Dass
    Ram Dass, 17.01.2020, 16:22 Uhr

    Soso. Die GLP, welche Wunder, möchte einen bürgerlichen geprägten Stadtrat. Warum nicht also eine bereits profilierte Persönlichkeit aus dem tiefsten bürgerlichen Lager wieder reaktivieren, die bereits mehrjährige Erfahrung sammeln durfte – hier mein Vorschlag: Stefan Roth! Denn «Dä machts guet!». Ebensogut könnte man ein paar Money Girls zur Wahl aufstellen, die hätten in etwa diesselbe politische Durchschlagskraft!

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    • Profilfoto von Baldmeister
      Baldmeister, 18.01.2020, 14:36 Uhr

      Hmmm, ist Ihr Votum nun eines für Beat Züsli als Stadtpräsident oder dagegen? Oder wie oder was?
      Züsli ist ein Glücksfall für Luzern – schade, dass sich die Grünliberalen von ihm abwenden, aber das schadet denen mehr als dem Stapi. «Lieber liberal, Rest egal»… jetzt wo die CVP über das Weglassen des «C» diskutiert (heisst sie dann nur noch VP?), kann die GLP ihr «G» auch gleich abgeben… aber Moment mal, dann wären sie ja die «LP»… hatten wir doch schon mal…

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