Verhandlung über Namensrechte des Zuger Eisstadions

Bossard erhält beste Werbung zum Spottpreis

Während den Playoffs fand in den vergangenen Jahren jeweils ein Public Viewing vor dem Stadion statt. (Bild: lih)

Das Zuger Eishockey-Stadion heisst Bossard-Arena – sicher noch bis Ende Juli. Eine Verlängerung der Namensrechte ist noch nicht unterschrieben. Doch dem Schraubenhändler winkt ein guter Deal – für die nächsten fünf Jahre kann er mit einem Preisnachlass von 80 Prozent rechnen.

Wie heisst das Eisstadion Herti in Zug ab kommendem August? Immer noch Bossard-Arena? Oder etwa Crypto-Arena? Diese Frage stellte der grünliberale Gemeinderat Stefan W. Huber im Herbst in einer Interpellation.

Ihm war aufgefallen, dass nach zehn Jahren der Vertrag für die Namensrechte fürs schmucke Stadion per 2020 auslaufe, die Situation aber kryptisch ist: Eine Verlängerung der Übereinkunft wurde nie bekanntgegeben.

Der Stadtrat schrieb darauf, dass es keinen Grund zur Aufregung gäbe und Bossard eine Option auf eine Verlängerung des Namensrechts besässe, die sie auch wahrnehme. Für die Vergebung der Namensrechte ist die Stadtregierung zuständig.

Unterschrieben ist noch nichts

Doch offenbar ist das noch nicht in trockenen Tüchern. In der letzten Sitzung des Stadtparlaments fiel Huber auf, dass die Stadt entsprechende Einkünfte nicht budgetiert hat. Tatsächlich seien die Verhandlungen über die Verlängerung noch nicht geführt worden, sagte Finanzchef André Wicki (SVP).

«Es ist gut fürs Branding, wenn ein Name oft in positivem Zusammenhang genannt wird.»

André Wicki (SVP), Finanzchef Stadt Zug

Laut Wicki ist für die kommenden fünf Jahre ein Entgelt von 250'000 Franken für die Namensrechte vorgesehen. Das wäre 50'000 Franken pro Jahr. Pikant: Für die ersten zehn Jahre hat Bossard 2,5 Millionen Franken bezahlt, wie Wicki im Stadtparlament dargelegt hatte. Also 250'000 Franken pro Jahr oder fünfmal mehr.

Alte Übereinkunft

«So lautete vor zehn Jahren eben die Abmachung», sagt Wicki zum Preisnachlass. Er ist sich sehr sicher, dass Bossard die Verlängerungsoption wahrnehmen will. «Bossard hat vor längerem mündlich klargemacht, dass man die Patronage als gute Sache wahrnimmt und gern verlängern möchte.» Bei Bossard selber war niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Ob die Stadt das Namensrecht dann in fünf Jahren neu ausschreibe, werde sich weisen, sagt Wicki. Ebenso werde sich noch herausstellen, was man dafür verlangen könne. «Das hängt auch von den Leistungen des EV Zug ab», sagt Wicki.

Positiv für die Marke

Den Ertrag für die ersten zehn Jahre findet der städtische Finanzchef «gut». Er gibt aber auch zu bedenken, dass der EVZ in den vergangenen Jahren mit seinen Auftritten «eine sehr schöne Werbemöglichkeit» geschaffen habe. «Es ist gut fürs Branding, wenn ein Name oft in positivem Zusammenhang genannt wird», sagt Wicki, Betriebsökonom mit Marketingerfahrung.

Keineswegs selbstverständlich ist die Transparenz, welche die Stadt Zug im Zusammenhang mit den Namensrechten herstellt. «Aus den Zahlen mache ich kein Geheimnis und werde dies auch in Zukunft nicht tun», sagt Wicki.

Als Erfolg verkauft

Vor zehn Jahren war dies noch anders gewesen. Als die Stadt Zug den Vertrag mit Bossard 2009 unterschrieb, wollte Stapi Dolfi Müller (SP) den genauen Betrag nicht nennen.

Urspünglich wollte die Stadt nämlich fünf Millionen Franken für die Namensrechte. Dass sie sich dann mit der Hälfte zufrieden gab, lag daran, dass die Zuger Kantonalbank als Generalsponsorin des EV Zug drei Millionen Franken in die Klubkasse einbezahlte. Die beiden Beträge wurden zusammengerechnet und das Ganze öffentlich als Erfolg gefeiert.

Swisspor-Besitzer bezahlte Million pro Jahr

Zum Vergleich: Der Unternehmer Bernhard Alpstaeg bezahlte für die Namensrechte des neuen Fussballstadions Allmend in Luzern zehn Millionen Franken von 2011 bis 2021.

Das Namensrecht wurde kürzlich um fünf Jahre verlängert. Wieviel dies eingebracht hat, ist geheim. Wobei die Situation eine andere ist: Die Stadt hat das Land für die Swisspor-Arena für 100 Jahre im Baurecht abgetreten – und zwar an die Stadion Luzern AG, welche von Alpstaeg kontrolliert wird.

Geheimsniskrämer im Hockey

Doch auch wo die öffentliche Hand Namensrechte besitzt, wird gerne mit Infos geknausert. Ein Beispiel aus dem Eishockey: Die Stadt Kloten besitzt die Eishalle am Schluefweg, das Heim des EHC Kloten. Ab 2009 hielt die Versicherung Kolping die Namensrechte. Über den Preis wurde damals «Stillschweigen vereinbart». Es hiess lediglich, Kolping bezahle einen «sechsstelligen Betrag» pro Jahr.

Als 2015 dann die Fluggesellschaft Swiss mit Kloten und der EHC Kloten Sport AG einen Vertrag über die Namensrechte abschloss, fanden die Finanzen nicht einmal mehr eine Erwähnung in der entsprechenden Medienmitteilung.

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