Das 1:0 gegen Bern macht es deutlich

Der EV Zug ist das beste Team der Liga im 2019

Zug-Stürmer Grégory Hofmann gratuliert seinem Goalie Leonardo Genoni zum zweiten Shutout in den letzten drei Spielen. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Das Spiel gross, die Begeisterung riesig: Der EV Zug ringt einen bärenstarken SC Bern in einem unnachgiebigen Fight auf Playoff-Niveau 1:0 nieder. Mit dem vierten Sieg in Folge hat der meistgenannte Titelanwärter erstmals in dieser Saison die Tabellenführung übernommen. Eine schöne Bescherung!

Der EVZ ist definitiv bei den Titanen der Liga angekommen. Noch nie seit dem Bau der Bossard Arena im 2010 loderte das Feuer der Begeisterung auf den mit 7200 Zuschauern ausverkauften Rängen so intensiv wie in den letzten Stunden vor Heiligabend 2019. Es war die Reaktion auf den Auftritt einer mit meisterlichem Talent gesegneten EVZ-Mannschaft, die angefangen hat, ihr riesiges Potenzial zur Entfaltung zu bringen (zentralplus berichtete).

Die Zuger haben nicht irgendeinen Gegner geschlagen. Sondern den SC Bern, der nach der Verpflichtung des finnischen Torhüters Tomi Karhunen wieder zum Selbstverständnis einer Meistermannschaft gefunden zu haben schien. Der SCB präsentierte sich viel stärker, als es der aktuelle Tabellenrang vermuten liess. Dennoch war er letztlich nicht stark genug für diesen EVZ.

Der neue Glücksbringer für Tangnes

Die Mannschaft von Dan Tangnes hat seit einem wackligen Saisonstart einen Steigerungslauf hingelegt und gegen die Berner offenbart, welches Leistungsvolumen er in dieser Saison abrufen kann. Nicht einfach nur das Talent hat den Unterschied gemacht, weil der EV Zug mit Oscar Lindberg, Jan Kovar und Carl Klingberg drei fähige Ausländer hatte und der Gegner bloss deren zwei (Mark Arcobello und Karhunen). Vielmehr gaben der unaufhörliche Wille, die Leidenschaft und Geduld den Ausschlag zu Gunsten der Zuger.

«Wir brauchten Geduld, aber mittlerweile finden wir verschiedene Wege zum Sieg.»

EVZ-Coach Dan Tangnes

«Vielleicht sollte ich den Pullover bis im Sommer tragen», flachste Tangnes hinterher in der Garderobe. Seit er den schicken EVZ-Weihnachtspulli zum ersten Mal am Freitag gegen Davos (4:2) übergestreift hat, läuft's seinem Team rund. Aber Tangnes wusste nur zu gut: «Es war ein grosses Spiel mit zwei starken Goalies. Wir brauchten Geduld, aber mittlerweile finden wir verschiedene Wege zum Sieg.» Erst im fünften Überzahlspiel der Zuger gelang Carl Klingberg der goldene Siegtreffer.

Konstanz in der Beletage

Von den zehn Duellen gegen den SC Bern hat der EV Zug im zu Ende gehenden Jahr deren sechs für sich entscheiden können. Die Freude im Lager der Zuger wird allerdings dadurch getrübt, dass die Berner die Playoff-Finalserie im Frühjahr mit 4:1-Siegen für sich entschieden haben.

Man kann es wohl so ausdrücken: Der SC Bern ist mit dem Gewinn des Meistertitels, den er wie schon zwei Jahre zuvor gegen den EV Zug errungen hatte, die erfolgreichste Mannschaft im 2019.

Aber der EV Zug die beste. Er stand im Playoff-Final, er gewann zwei Monate zuvor den Cup und er steht am Ende des Jahres mit zwei und weniger Spielen punktgleich mit den ZSC Lions und Genève-Servette zuoberst in der Tabelle. Das nennt man Konstanz in der Beletage des Schweizer Eishockeys.

«Wir arbeiten daran, dass wir im Frühjahr noch stärker sind als jetzt.»

Dan Tangnes

Dem EVZ ist die Playoff-Teilnahme kaum mehr zu nehmen, derweil der SC Bern als Titelverteidiger den Fall in die Abstiegsrunde erst noch abwenden muss.

«Wir arbeiten daran, dass wir im Frühjahr noch stärker sind als jetzt», sagte Tangnes und ergänzte schmunzelnd: «Ich habe Verständnis dafür, dass Journalisten nach Rankings und Geschichten suchen. Aber unser Fokus ist ein anderer.»

Wahrheitsgehalt einer «Journalisten-Story»

Es gibt aber ein Indiz dafür, warum diese «Journalisten-Geschichte» doch mehr Wahrheitsgehalt besitzt, als man vielleicht meinen könnte: Der EV Zug hat endlich wieder einen grossen Goalie.

«Karhunen hielt Bern im Spiel.»

EVZ-Goalie Leonardo Genoni

Im Frühjahr hat Leonardo Genoni im Dress des SC Bern seinen fünften Meistertitel errungen, weil er den damaligen EVZ-Keeper Tobias Stephan im Torhüter-Vergleich alt aussehen liess. Nach Abstimmungsschwierigkeiten mit einem lange sorglosen bis schluddrigen Abwehrverhalten hat Genoni nun seinen zweiten Shutout in den letzten drei Meisterschaftsspielen für den EVZ gefeiert.

Der SCB hat sich hingegen erst wieder stabilisieren können, als er sich vom Goalie-Experiment mit Niklas Schlegel und Pascal Caminada verabschiedete und Ende November in sportlicher Not Tomi Karhunen einfliegen liess.

Nächster Schoggikuchen im 2020

Karhunen war gegen den EV Zug ein grosser Goalie, und Leonardo Genoni attestierte dem 30-jährigen Finnen eine «starke Leistung. Er hielt Bern im Spiel.». Das kann man ohne Übertreibung so formulieren.

Was in diesem Moment selbstredend war und Genoni nicht in Worte zu giessen brauchte: Seine eigene Leistung war noch grösser, weil perfekt. Er hielt alle 32 Schüsse und Karhunen bloss 27 von 28 (Abwehrquote: fantastische 96,43 Prozent). Das heisst: Der EVZ kann in grossen Spielen, und so eines fand am Montagabend in der Festhütte Bossard Arena statt, auf eine unüberwindbare Mauer zählen.

Am Ende eines elektrisierenden Abends blieb nur noch eine Frage zu klären: Wann tischt Genoni seinen Teamkollegen für den Shutout den nächsten Schoggikuchen auf (zentralplus berichtete)?

Er entgegnete lachend: «Das wird wahrscheinlich erst im nächsten Jahr der Fall sein.» Das mag seinen Teamkollegen ein Ansporn für weitere Grosstaten sein.

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