Luzerner Verein bringt Geflüchtete und Einheimische an einen Tisch

Heuer zu Weihnachten: Dinner for all!

Essen, reden, einander besser verstehen: Schon im letzten Jahr sind unter anderem in Luzern interkulturelle Weihnachtsfeste gestiegen - dank dem Verein «Education for Integration». (Bild: zvg)

Wer hierhin geflüchtet ist, dem setzt die Weihnachtszeit oft besonders zu. Das will der Afghane Sohail Khan (26) ändern, indem er Einheimische mit Geflüchteten verkuppelt – für ein gemeinsames Weihnachtsessen.

Weihnachten bringt Leute zusammen. Um zu schlemmen, zu singen und sich an funkelnden Tannenbäumchen zu ergötzen. Um Dunkelheit und Kälte mit viel Licht, Wärme und Geborgenheit zu verdrängen. Ein Wohlfühlprogramm für Geist und Seele, das ist Weihnachten, allem zwischenmenschlichem Zunder zum Trotz. 

Für geflüchtete Menschen aber kann es eine sehr schwierige Zeit sein. Während Herr und Frau Schweizer zusammenrücken und es sich gut gehen lassen, sind die eigenen Familien und Freunde oft weit weg. Draussen regiert Kälte, aber auch in der Brust friert die Seele. 

Geflüchtet und engagiert

Von solchen Sorgen weiss auch Sohail Khan. Zum einen ist der 26-Jährige selber ein Geflüchteter. Er hat seinem Heimatland Afghanistan den Rücken zugekehrt, hat dabei gar seine kranke Mutter zurückgelassen und ist vor vier Jahren im Asylzentrum Rothenburg gelandet. Zum anderen aber ist Khan Gründer und Herz des Vereins «Education for Integration». Sein Ziel: Geflüchtete und Einheimische näher bringen, aus Fremden Freunde machen.  Mehr als 4000 Asylsuchende wohnen im Kanton Luzern. Viele von ihnen haben wenig bis keinen Kontakt mit Einheimischen.

Will Barrieren abbauen und gegenseitiges Verständnis fördern: der aus Afghanistan geflüchtete Aktivist Sohail Khan. (Bild: jwy)

Dazu hat der umtriebige Afghane unzählige Projekte angestossen. Sprachkaffees, Computerkurse, mit «Bong da City» gar eine eigene Partyreihe, die Berührungsängste zwischen Asylsuchenden und Hiesigen abbauen und Brücken entstehen lassen soll (zentralplus berichtete). Aber auch für die «schwierige Weihnachtszeit» hat Khan einen Lösungsansatz gefunden: «Welcome & Merry Christmas».

Zusammen feiern – fürs Gemeinwohl

Das Ziel: Einheimische und Geflüchtete, die das Fest der Liebe gemeinsam feiern. Davon profitieren alle, ist Khan überzeugt. Neuankömmlinge, Alteingesessene – ja die Gesellschaft als ganzes. Von Barrieren, die man so überwinden könne, spricht Khan in seinem, im Kulturzentrum Neubad eingerichteten Büro, von Verständnis füreinander, das so wachsen könne, von Liebe, die umso schöner sei, weil geteilt.

Leere Phrasen sind das keine. Denn Khan hat das Weihnachtswunder am eigenen Leib erfahren, als er vor zwei Jahren an eine Schweizer Weihnachtstafel geladen wurde. Dort tauschte er sich am Heiligabend mit seinen Gastgebern aus. Übers Aufbrechen, Zurücklassen und Ankommen, über Schwierigkeiten und Gefahren, Hoffnung und Freuden. Kurz über Gott und die Welt. Es war eine Begegnung mit Folgen: Aus einem Abendessen ist ein Daueraufenthalt geworden, aus Gastgebern wurden Ersatzeltern – und aus einem persönlichen Schicksal ein inzwischen stattliches Projekt. 

Gesucht: Weitere Gastgeber

«Welcome & Merry Christmas» findet bereits zum zweiten Mal statt. Im Vergleich zum letztjährigen Testlauf sind die Ziele nun aber ungleich höher gesteckt. 1000 interkulturelle Weihnachtsfeste möchte Khan dieses Jahr steigen lassen. Dabei sollen sich Fremde und Einheimische nicht nur in Luzerner Stuben näher kommen, sondern in der ganzen Schweiz. Das Interesse seitens der Asylsuchenden sei riesig. Und auch von den letztjährigen Gastgebern seien die allermeisten gewillt, neue Gesichter und Geschichten kennen zu lernen. Trotzdem würden sich die Initiatoren über weitere Anmeldungen freuen.

Damit Khans Weihnachtswunsch doch noch in Erfüllung geht, braucht es nicht viel: Eine E-Mail an info@educationforintegration.ch mit persönlichen Angaben, einem Termin zwischen dem 21. und 30. Dezember sowie der gewünschten Anzahl Gäste – das war’s. Daraufhin vermitteln Khan und sein Team die Kontaktdaten von Asylsuchenden. Einem Weihnachtsfest der etwas anderen Art steht nichts mehr im Weg.

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