Wirtin setzt auf Jungkoch aus der Nachbarschaft

Luzerner «Schlüssel» feiert Auferstehung nach Höllenbrand

Kann wieder lachen: «Schlüssel»-Gastgeberin Marija Bucher vor der Wiedereröffnung. (Bild: hae)

Rund eineinhalb Jahre nach dem Brand im Mai 2018 steht das Hotel Schlüssel vor der Wiedereröffnung. Die ganze Stadt Luzern war geschockt, weil der historische Saal im ersten Stockwerk stark beschädigt wurde. Gastgeberin Marija Bucher blickt auf die Schreckenszeit zurück – aber jetzt vor allem nach vorne.

zentralplus: Marija Bucher, bald geht Ihr «Schlüssel» wieder auf – wie haben Sie den Höllenbrand überwunden?

Marija Bucher: Die ersten Tage zurück im Hotel waren anspruchsvoll, einige Erinnerungen kamen hoch. Allerdings überwiegt die Freude an der Wiedereröffnung bei Weitem. Es war die richtige Entscheidung, durchzuhalten und nun auch die Räumlichkeiten neu zu gestalten. Ich bin in meinem zweiten Zuhause also sehr wohlauf und freue mich auf die Gäste.

zentralplus: Wann geht’s wieder los?

Bucher: Am 6. Dezember findet unser Eröffnungsapéro mit geladenen Gästen statt. Der Hauseigentümerin, der Studentenverbindung Zofingia Luzern, wie auch mir ist es ein grosses Anliegen, zahlreichen Beteiligten Danke zu sagen. Sehr viele Leute haben dazu beigetragen, dass das Haus den Brand überstanden hat und überhaupt wiedereröffnet werden kann. Im Übrigen freue ich mich sehr, die Öffentlichkeit für eine Hausbesichtigung einzuladen. Interessierte können sich gerne vom 7. Dezember bis 10. Dezember 2019 das Haus anschauen. 

«Es mussten viele Leute mit einbezogen werden und Entscheidungen koordiniert werden.»

Marija Bucher zu den Verzögerungen

zentralplus: Weshalb gab es die Verzögerungen mit der Wiedereröffnung?

Bucher: Wir haben darüber in der Vergangenheit verschiedentlich informiert. Der Umbau des «Schlüssels» erwies sich als eine grosse Herausforderung, die aber unser Architekturbüro mit zahlreichen Fachplanern und Handwerkern gut gelöst hat. Das alte Gebäude, das bis ins Jahr 1545 zurückgeht, war erstens durch den Brand und das Löschwasser angeschlagen. Das Gebäude musste zunächst abgesichert werden. Das Hotel ist von grosser kulturhistorischer Bedeutung, weshalb auch die Denkmalpflege in den Umbauprozess involviert werden musste. Das musste mit der Gebäudeversicherung gut koordiniert werden. Das Haus ist sehr klein, gleichzeitig sind die Anforderungen an einen Hotelbetrieb in der heutigen Zeit sehr gross. Nicht zuletzt dauerte alleine das Baubewilligungsverfahren bis Dezember 2018.

Gastgeberin Marija Bucher nach dem Höllenbrand im Mai 2018. (Bild: giw)

zentralplus: Was wurde alles erneuert und umgebaut? 

Bucher: Grundsätzlich musste das gesamte Gebäude saniert werden, da insbesondere die Gebäudetechnik und Kernstruktur des Hauses durch den Brand gelitten haben. Es gab aber natürlich auch Anpassungen, die folgen mussten – das Eine zieht das Andere nach sich. 

zentralplus: Es mussten mehrere Millionen Franken investiert werden.

Bucher: Die Hauseigentümer haben dafür zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um das Gebäude wieder komplett zu sanieren (siehe Box). Meinerseits wurden Investitionen am Gebäude getätigt, die unserem neuen Gastro- und Hotelkonzept dienen. Insbesondere im einen der beiden Restaurants, dem «Vrenelis Gärtli», wurde im fünfstelligen Bereich investiert. Digitalisierung war selbstredend auch ein grosses Thema: Der Hotelbetrieb benötigte brandbedingt eine Kompletterneuerung, weil auch unser EDV-System beschädigt wurde.

«Schlüssel»-Eigentümerin Zofingia
Eigentümerin des «Schlüssels» ist die Studentenverbindung Zofingia Luzern. Sie hat das Hotel 1985 erworben als sichtbares Zeichen ihrer Verbundenheit mit der Stadt Luzern, wo es sie seit 1820 gibt. Der «Schlüssel» ist nicht nur Hotel und Restaurant, sondern auch der Treffpunkt der rund 180 aktiven und ehemaligen Luzerner Zofinger.

zentralplus: Wer kam für den Schaden auf?

Bucher: Die Gebäudeversicherung hat im Rahmen ihres Leistungsauftrags den Schaden am Gebäude getragen. Im Übrigen kamen Privatversicherer für den Schaden auf.

zentralplus: Was hat sich im Haus verändert?  

Bucher: Obwohl das gesamte Gebäude saniert werden musste, haben sich alle Beteiligten dafür eingesetzt, dass der Charakter des Hauses möglichst erhalten bleibt. Optisch hat sich das Erdgeschoss mit dem «Vrenelis Gärtli» am meisten verändert. Unser Hauptrestaurant «Borromäus» konnte gerettet werden und ist praktisch intakt. Hier hat man mit sehr viel Aufwand die alten Strukturen wieder reinigen müssen.

zentralplus: Was hat sich am Konzept verändert?

Bucher: Das Hotel Schlüssel feiert nächstes Jahr 475 Jahre. In Hinblick auf dieses besondere Jubiläum habe ich mich entschlossen, das kleinste und eines der ältesten Hotels der Stadt Luzern als Boutique-Hotel einzurichten. Das Hotel wird wie bisher über zwei Restaurants verfügen: «Vrenelis Gärtli» als Weinbar und Beiz mit kleinen, aber hochwertigen nachhaltigen kulinarischen Leckereien aus den Alpen. Im «Borromäus» werden wir künftig sorgfältig ausgewählte Produkte nach hauseigenen Rezepten verarbeiten. 

zentralplus: Nach welchem Gastrokonzept?

Bucher: Wir arbeiten mit Bauernhöfen zusammen, die die gleiche Philosophie wie wir vertreten. Unter dem Motto «Es ist alles eine Frage der Haltung» legen wir grössten Wert darauf, dass wir nicht nur geschmacklich die besten Produkte für unsere Gäste bekommen, sondern auch ausschliesslich mit Leuten zusammenarbeiten, die ökologische Aspekte berücksichtigen und respektvoll mit Tieren umgehen. Wenn möglich berücksichtigen wir Schweizer Bauern, gewisse Produkte kriegen wir jedoch nur aus dem benachbarten Alpenraum. Vegetarische Gerichte werten wir gleich wie Fleischgerichte und widmen diesen die gleiche Aufmerksamkeit.

Bald wieder an der Rezeption: Marija Bucher. (Bild: hae)

zentralplus: Wie sieht es mit den Hotelbuchungen aus?

Bucher: Gut! Wir haben bereits Reservationen bis Juni 2020, haben aber noch Zimmer verfügbar. Das Hotel verfügt nach wie vor über zehn Zimmer. Ich freue mich riesig darauf, bald die ersten Hotelgäste zu begrüssen.

«Das Wiener Schnitzel hat zur Berühmtheit unseres Hauses beigetragen.»

zentralplus: Wer wird als Chefkoch bei Ihnen in der Küche stehen?

Bucher: Ich habe mich entschlossen, dem 28-jährigen Luzerner Koch Yannic Laky die Küche anzuvertrauen …

zentralplus: … er stammt aus dem Nachbarhaus «Stern», 100 Meter weiter.

Bucher: Genau. Yannic ist ein unglaublich talentierter Koch. Er hat bereits eine sehr moderne Speisekarte entworfen, die mich begeistert hat. Ich hoffe, dass sich unsere Gäste von seiner Leidenschaft für hochwertige Produkte und dem dazu passenden Aromenspiel ebenso begeistern lassen. Mit drei berufserfahrenen Köchen unter der Leitung von Yannic Laky werden wir uns bemühen, einen coolen Beitrag an die Luzerner Gastroszene zu leisten.

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