Gute Nachrichten für Zuger und Schwinger

ESAF 2019 schliesst mit schwarzen Zahlen und dem «Königsfest»

Der neue Schwingerkönig: Christian Stucki jubelt nach dem Sieg über Joel Wicki im Schlussgang des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes am 25. August 2019 in Zug. (Bild: swiss-image.ch/Photo Remy Steinegger)

Der erste Teil des Schlussberichts zum Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) 2019 in Zug ist erschienen. In Form eines Buchs, das OK-Chef Heinz Tännler fast zum Weinen bringt.

«Ich sage nichts», sagt Heinz Tännler am Donnerstag auf die Frage nach dem Ergebnis des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests ESAF 2019 in Zug. Während dreier Tage fluteten Ende August über 400'000 Besucherinnen und Besucher die Stadt Zug. Der Anlass ging als bisher grösstes Schwingfest in die Geschichte ein.

Unglücklicherweise hatte Heinz Tännler schon etwas gesagt. Vor wenigen Tagen, als er mit dem Zuger Spitzenschwinger Pirmin Reichmuth vom kantonalen Gewerbeverband nach Cham eingeladen wurde: Nämlich, dass man schwarze Zahlen schreiben werde.

Verteilung ist offen

Wie hoch dieser Gewinn ausfallen wird, will Tännler auf keinen Fall verraten. Erst am 29. November wird vom Präsidialausschuss entschieden, wie viel davon in die Nachwuchsförderung des Schwingerverbands geht und wie viel die Helfer bekommen. Ob und wie allenfalls auch die öffentliche Hand oder das lärmbelastete Quartier neben dem Festgelände zusätzlich vom Überschuss profitieren, ist ebenfalls noch offen. «Vielleicht machen wir ja nur einen Franken vorwärts», sagt Tännler.

Das ist zwar schwer vorstellbar bei einem Fest, wo auf der Festmeile wegen übergrosser Nachfrage mehrfach der Weisswein ausging.  

«So ein Quatsch»

Doch bei der Buchpräsentation vom Königsfest in der Bossard-Arena in Zug sind keine Zahlen gefragt. Es geht um Gefühle. Schöne und grosse Gefühle. Tännler  wirkt ehrlich verletzt, als er auf den zweiten Wahlgang der Zuger Ständeratswahlen angesprochen wird.

«Ich musste beim Durchblättern manchmal die Tränen verdrücken.»

Heinz Tännler, OK-Chef ESAF 2019, Zug

Am Wochenende versucht der Zuger Finanzdirektor als SVP-Kandidat seinen früheren Regierungsratskollegen Matthias Michel (FDP) und die Grüne Tabea Zimmermann Gibson bei der Wahl ins Stöckli  auszustechen und nach Bundesbern zu gelangen.  Seine Gegner werfen ihm vor, er würde seine Tätigkeit fürs ESAF 2019, die vor über sieben Jahren begann, politisch instrumentalisieren. «So ein Quatsch», sagt er.

Geschichten hinter dem Fest

«Königsfest ist ein integraler Teil des Schlussberichts, den das Organisationskomitee an den Schwingerverband schicken wird», sagt Tännler. Daneben werde man zusätzlich nur ein schmales  Papier verfassen. Und die Medien in der Adventszeit über alle Details in Kenntnis setzen: wie viel Abfall rezykliert wurde, wie es um den Nachhaltigkeitsfonds bestellt sei et cetera.

Bei der Buchpräsentation: Heinz Tännler (links), Radioreporter Lukas Balmer und Autor Eugen Thalmann. (Bild: Markus Mathis)

Das Buch ist die offizielle Publikation zum ESAF 2019. Der Schwingerverband hat ebenfalls ein Buch herausgegeben, doch das beschränkt sich auf Bilder.

«Königsfest» indes erzählt die Geschichten. Vom Aufbau des Stadions, vom Schwingen, vom Abschneiden der  Athleten:  Stucki, Wicki, Reichmuth. Von Supportern – etwa aus dem Schwingclub des Nordostschweizers Sämi Giger. Von den «Chrampfern» und  vom querschnittgelähmten ehemaligen Zuger Schwinger Toni Schillig, der in der Arena in der ersten Reihe sass.

«Ich musste beim Durchblättern manchmal die Tränen verdrücken», sagt ein aufgekratzter Heinz Tännler. Der Macher wirkt emotional wie selten zuvor. 

Hockeyaner als Autoren

Die offizielle Publikation verantwortet Eugen Thalmann. Der Zuger hat auch schon ein Jubiläumsbuch zum 50-jährigen Bestehen des EV Zug herausgegeben und sagt von sich: «Ich war zuvor noch nie an einem Eidgenössischen.»

Dafür hat er das Storytelling auf 264 Seiten ziemlich gut hinbekommen. Als Gastautor wurde der Berner Eishockeyjournalist Klaus Zaugg  verpflichtet. Für die Fotografien zeichnen vorab Grössen aus der Region verantwortlich: Der Baarer Andreas Busslinger und aus dem Kanton Luzern Emmanuel Ammon, Gabriel Ammon und Natalie Boo.

Schöne Bilder: Emfang der Delegation von Estavayer auf dem Zuger Landsgemeindeplatz. (Bild: mam)

Das Buch wurde in einer Auflage von einigen Tausend Exemplaren in Obwalden gedruckt und ist für eine Art Schlussbericht relativ teuer: 60 Franken müssen Schwingfreunde veranschlagen.

Wertvoll für «Chrampfer»

Heinz Tännler hätte es auch gern an die 6000 Chrampfer verteilt. Der OK-Chef weiss, dass das Schwingfest ohne die Verkehrseinweiser, Güseler, Gastronomiehelfer, Sicherheitsleute, Samariter und andere Helfer, die sich mit dem Anlass identifizierten und bei unvorgesehenen Entwicklungen eingriffen, nicht so gut hätte ablaufen können. Das Buch dürfte speziell für diese Leute einen hohen emotionalen Wert haben. Davon ist Tännler überzeugt. Aber: Er konnte sich damit im OK nicht durchsetzen. «Sag noch nichts», fällt Tännler Thalmann ins Wort, als er über dieses Thema referiert. Wie gesagt: Definitiv abgerechnet wird erst Ende November.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Janos Meier
    Janos Meier, 15.11.2019, 10:50 Uhr

    Die Armee und der Zivilschutz dürfen für solche, an sich private, Anlässe (neben anderen Voraussetzungen) nur aufgeboten werden, wenn absehbar ist, dass das Fest keinen Gewinn erwirtschaftet. Nun resultiert ein offen gesagt nicht überraschender Gewinn. Hier müsste die kritische Frage angebracht werden, ob man dies vorab nicht hätte erwarten können? Bei einem Budget von über 37 Millionen bleibt der fahle Nachgeschmack, dass auf Kosten des Erbwerbsersatzes der AHV Hunderte Armee- und Zivilschutzangehörige «gratis» eingezogen wurden, obwohl diese Kosten Platz im Budget gehabt hätten. Resp. die generelle Frage, ob mit einem negativen Budget schon die Hilfe von AHV-finanzierten «Helfern» beansprucht werden kann oder wo die Grenze zu einem wirtschaftlichen Anlass zu ziehen ist. Es ist schön, konnte dieser Anlass in Zug stattfinden, doch wie viel hat dies die AHV gekostet?

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