Analyse der verfahrenen Situation beim FC Luzern

So geht die Institution FCL vor die Hunde

Investor Marco Sieber läuft 2018 vor den Spielern im FCL-Trainingslager in Spanien ein. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die nächste Attacke der «Sieberianer» auf Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg verdeutlicht: Beim FC Luzern werden 118 Jahre Tradition mit Füssen getreten. Mit vollem Risiko und aus purer Eitelkeit. Wer übernimmt in diesem unwürdigen Schauspiel endlich Verantwortung?

Über 800 Junioren jagen im FCL-Dress dem Ball und einem noch viel grösseren Traum hinterher. Profi werden, das wär's. Dafür engagieren sich auch ihre Eltern. Sie investieren viel Zeit, Geld, Entbehrungen und vor allem Herzblut in den Verein.

Ähnlich geht es den Gönnern, Sponsoren und Geschäftspartnern. Und den zahlenden Zuschauern, die immer weniger werden. Sie alle werden sich auf dem falschen Fuss erwischt fühlen, wenn sie sich das zum Fremdschämen anmutende Theaterstück vor Augen führen, das verantwortungs- und gleichsam rücksichtslose Aktionäre auf der Bühne des FC Luzern aufführen (zentralplus berichtete).

Eine Schmierenkomödie ohne Regulativ

Das Stück handelt von einer Machtdemonstration (zentralplus berichtete), von verletzten Eitelkeiten, von Geld, einem angeblich zu Unrecht übernommenen Aktienpaket und neuerdings von Drohungen, möglichen sexuellen Verfehlungen und einer letztlich zurückgezogenen Klage beim Bezirksgericht Luzern (zentralplus berichtete).

Noch schlimmer: Es ist abzusehen, dass der letzte Vorhang in diesem für alle Akteure geradezu peinlichen Schauspiel noch nicht gefallen ist. Gerüchten zufolge geht es um Aktienpakete, die man sich unter dem eigentlichen Wert zugeschanzt haben soll und um persönliche Bereicherung. Lässt sich das erhärten, ist möglicherweise strafrechtliche Relevanz gegeben. Ist das der einzige Ausweg aus dieser Schmierenkomödie?

Das grosse Problem in dieser unappetitlichen FCL-Posse ist: Es gibt kein Regulativ. Keine Respektsperson weit und breit, die den verfeindeten Streithähnen im Sinne der Institution FC Luzern aufzeigt, welche Verantwortung sie in ihrer Rolle und Funktion als Aktionär gegenüber dem Sport und der Gesellschaft in unserer Region tragen.

Auf finanziellen Rückhalt Alpstaegs angewiesen

Die spannendste Figur in dieser «schrecklich netten FCL-Familie» ist Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg. Er passt perfekt ins Bild des Bösewichts. Mit zum Teil rüpelhaften Äusserungen über die Medien hat er sich dieses Image in der Öffentlichkeit auch selber gezimmert.

Nun wird es durch wiederholte Anschuldigungen der «Sieberianer» weiter ausgestaltet. Fakt aber ist: Beim FCL sind sie alle auf den finanziellen Rückhalt Alpstaegs angewiesen. Ohne ihn scheinen alle im Aktionariat handlungsunfähig, ohne ihn wäre die Lizenz für die laufende Meisterschaft auf dem Spiel gestanden.

Während die Gruppe um Marco Sieber, Samih Sawiris und Hans Schmid ihre Hände in Unschuld waschen, schweigt der FCL-Mehrheitsaktionär in diesen Tagen und Wochen eisern. Auch das ist eine Aussage über die Machtverhältnisse beim FCL. Aus dem Lager der «Zeugen Alpstaegs» war aber zu vernehmen, dass man sich gegen die jüngste Attacke der «Sieberianer» alle Schritte offen lasse.

Studhalter läuft ins Leere

Die aktuelle Entwicklung zeigt aber auch die Ohnmacht des mandatierten FCL-Verwaltungsratspräsidenten und Geschäftsführers Philipp Studhalter. Dieser schloss eine Mediation, um den laufenden Hahnenkampf in eine gute und nachhaltige Lösung für den FCL münden zu lassen, kategorisch aus (zentralplus berichtete).

Stattdessen stellte sich Studhalter auf den Standpunkt, dass es zielführender sei, die Aktionäre einzeln abzuholen. Zumindest die «Sieberianer» haben ihn mit ihrer jüngsten Aktion definitiv ins Leere laufen lassen. Dabei spielt es keine Rolle, dass Studhalter bei den Aktionären angemahnt hat, dem FCL mit Indiskretionen weiteren Schaden zuzufügen. Sein Wort scheint in der zerfahrenen Situation jegliches Gewicht verloren zu haben.

Zu Studhalters Ehrrettung sei immerhin festgehalten: Beim FCL setzen offensichtlich alle Aktionäre alles daran, um sich selber zu demontieren. Dazu gehört nicht zuletzt auch Walter Stierli, der oft gefeierte Initiator des 2011 fertiggestellten Stadions auf der Allmend. Er hat seinerzeit Bernhard Alpstaeg als potenten Geldgeber ins Boot geholt und steht am Ursprung eines dubios scheinenden Aktien-Deals. Aber auch Stierli hüllt sich in Schweigen.

Wer übernimmt endlich Verantwortung für die Institution FCL?

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Thomas Sigrist
    Thomas Sigrist, 14.11.2019, 14:43 Uhr

    Fan-Appell an die Herren Alpstaeg, Sieber, Schmid und Sawiris

    Offenbar sind die Egos von Euch Ex-Verwaltungsräten zu gross und die Situation ist zu verfahren, um eine einvernehmliche sinnvolle Lösung zu finden. Stattdessen erleben wir eine grausige Schlammschlacht unter der Gürtellinie. Ketzerische Frage an Euch: pflegt Ihr dieses Gebaren auch im eigenen Business? An Euch unehrenwerte Herren richte ich meinen Appell als vernunftbegabter Fan, dessen FCL-Herz blutet ob der Geschehnisse. Es geht hier nicht um Eure Befindlichkeit. Es geht auch nicht um Euer Geld (davon habt Ihr sowieso ausreichend). Es geht um “unseren” FCL, quasi ein Innerschweizer Kulturgut.

    Rückblick. Beim FCL haben wir hämisch über die Vorfälle bei GC gelacht, als dessen Spieler auf der Allmend beim Abstieg fast einen Striptease hinlegen mussten und auch die GC-Führung quasi die Hosen runtergelassen hat (…geschieht ja laut Privatdetektiv auch im VR des FCL). Aber Achtung – wegen Eurem Gehabe ist auch beim FCL der Imageverlust bald irreparabel, dann folgen Sponsorenabgänge, weiterer Zuschauerschwund, dramatische finanzielle Probleme und vielleicht gar der Abstieg und Relaunch in der Challenge League, vor dem Ihr Verantwortlichen Euch dann sicher drückt.

    Seitenblick. Nun schielt der FCL neidisch nach St. Gallen, das exakt so positioniert ist wie es der FCL auch sein könnte. In Tuchfühlung mit der Tabellenspitze, Zuschauerschnitt 13’000. Notabene: deren Mannschaft ist keinen Deut besser als das FCL-Team, aber ein Top-Management ist am Werk. Beim FCL werden beste Chancen nicht nur von den einfachen Spielern auf dem Rasen ungeschickt (doch immerhin ungewollt!!!) vergeben, sondern vielmehr von den selbsternannten abgehobenen Big-Players im Management – und dies absichtlich, boshaft, testosterongeschwängert, ohne die Kosequenzen durchzudenken. Etwas mehr Erdung, Weitsicht, Vernunft und Demut würden Euch gut anstehen.

    Ausblick. Solch theoretische Worte dürften Euch wohl nicht erschüttern, deshalb einige harte Tatsachen, wie Ihr aufgrund der Vorfälle in der Öffentlichkeit künftig wahrgenommen werdet:

    Herr Alpstaeg, danke für all Ihre Verdienste rund um den FCL. Sie werden als erfolgreicher cleverer Geschäftsmann geschätzt, haben allerdings den Vertrags-Passus betreffend nur 1 Stimmrecht trotz 52% Aktien-Mehrheitsbeteiligung selber unterschrieben. Dumm gelaufen. Betrachten Sie sich also nicht als Investor, sondern als Mäzen. Denn mit einem Fussballclub kann man in der Schweiz kein Geld verdienen, aber viel Goodwill und Anerkennung gewinnen sowie in der Gesellschaft als Sonnenkönig geliebt werden. In dieser Traumrolle könnten Sie das unsägliche FCL-Theater souverän beenden.

    Herr Alpstaeg, wenn Sie schon nicht mit Ihren Ex-VR’s sprechen, kommunizieren Sie doch bitte wenigstens der Öffentlichkeit ehrlich, was Ihre Absichten mit der Aktienmehrheit und dem Stadionbesitz sind. Auch können Sie sich einen Sprecher sparen, der nicht mal Floskeln zu sagen hat. Melden Sie sich doch bitte selber zu Wort, um eine Pointe sind Sie ja nie verlegen. Ein klares Statement wäre Ihrem Renommée gebührend. Umso besser, wenn es ein klares Bekenntnis zum FCL ist. Aber auch ein geordneter Rückzug wäre verständlich und würde akzeptiert. Es könnten neue Lösungen mit neuen Verantwortlichen angedacht werden. Wie auch immer – wenn dann etwas Gras über die Sache gewachsen ist, werden Ihre grossen Verdienste rund um den FCL in Zukunft sowieso entsprechend gewürdigt werden.

    Herren Alpstaeg, Sieber, Sawiris und Schmid: A propos Würde… wie es scheint, sind Eure Egos verletzt, niemand will der Gegenpartei auf dem Spielplatz der Eitelkeiten Konzessionen machen, auch vertraglich und rechtlich ist die Situation vertrackt. Doch dieser interne Hahnenkampf ist nur das Vorspiel. All diese latenten gegenseitigen Anschuldigungen und Drohungen schaden zwar dem FCL, aber vorallem Euch selber – gesellschaftlich und privat. Was denken Eure Familien, Freunde, Bekannten und Geschäftspartner in der FCL VIP-Lounge, auf der Strasse, zu Hause? Was tuscheln sie hinter vorgehaltener Hand? Warum wenden sie ihre Blicke ab? Den tollen eingefleischten Fans dürft Ihr Euch wohl schon gar nicht mehr zeigen, ohne geteert und gefedert zu werden. Da treibt ein riesiger Shitstorm auf Euch zu, aber nicht online virtuell, sondern lebhaft in der Realität.

    Bitte tut Euch und dem FCL dies nicht weiter an und findet sehr zeitnah eine Lösung. Die Meisterschafts­pause kommt dafür gelegen, und die Adventszeit ist bestens geeignet für frohe Botschaften.

    Thomas Sigrist, FCL Fan seit 1979

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    • Profilfoto von Urs T. aus L.
      Urs T. aus L., 15.11.2019, 09:29 Uhr

      Thomas, Top-Kommentar / Leserbrief. Hoffe mal schwer, dass all die Herren mal ihr Ego zurückfahren und die Eier haben hin zustehen, um eine Lösung für den FCL finden…

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