Wer wird die erste Zuger Frau im Nationalrat?

Das unterscheidet Manuela Weichelt von Karen Umbach

Sie diskutieren in der Zwischennutzung Freiruum in Zug: Manuela Weichelt (links) und Karen Umbach. (Bild: mam)

Manuela Weichelt (52, ALG) und Karen Umbach (58, FDP) lachen von unzähligen Plakatwänden. Beide wollen in den Nationalrat, beide haben gute Chancen. Doch was wollen sie überhaupt erreichen? zentralplus hat sich mit ihnen an einen Tisch gesetzt.

zentralplus: Sehr geehrte Frau Weichelt, sehr geehrte Frau Umbach: Sie verwenden beide im Wahlkampf den Slogan «Zugs erste Nationalrätin». Warum ist es wichtig, dass Zug eine Frau ins Parlament schickt?

Manuela Weichelt: Seit Einführung des Frauenstimmrechts gab es 54 Mal Wahlen im Kanton Zug. Bisher wurden immer nur Männer in den National- oder Ständerat gewählt. Deshalb wäre es Zeit, dass auch einmal die andere Hälfte der Bevölkerung in Bern vertreten wäre.

Karen Umbach: Für mich steht die Diversität im Vordergrund. Jung und Alt, Frau und Mann sollten in Bern vertreten sein. Denn gemischte Teams arbeiten einfach erfolgreicher. Das ist auch der Grund, warum es diesmal eine Zuger Frau im Parlament braucht. Ich möchte aber betonen, dass ich keinen Zweifel an der Kompetenz der männlichen Kandidaten und der bisherigen Amtsträger habe.

zentralplus: Politisieren Frauen anders als Männer? Können Männer auch die Interessen von Frauen berücksichtigen?

Umbach: Nur zu einem gewissen Grad. Gemischte Teams sind deshalb erfolgreicher, weil alle Aspekte und Perspektiven eingebracht werden.

Weichelt: Das Parlament ist ein Repräsentationsorgan. Wir haben einen über 50-prozentigen Frauentanteil, das sollte sich im Parlament spiegeln. Bevölkerungsgrösse und regionale Herkunft der Parlamentarier werden mit dem Wahlprozedere berücksichtigt. Die Geschlechterverteilung sollte auch ausgewogen sein.

zentralplus: Warum hat eine Frauenvertretung so lange auf sich warten lassen? Wenn alle Frauen weibliche Kandidatinnen wählen würden, hätte der Kanton Zug doch längst weibliche Vertreterinnen ins eidgenössische Parlament geschickt.

Weichelt: Ich bin überzeugt, das es bei diesen Wahlen anders ist. Dass vier Monate nach dem Frauenstreik viele Frauen eine Frau wählen. Das ist auch ein Bild, das ich auf der Strasse vermittelt bekomme. Ich höre oft: Jetzt ist es wirklich an der Zeit, dass einmal eine Frau gewählt wird.

Umbach: Ich glaube nicht, dass Leute nur nach dem Geschlecht wählen. Sie wählen Kompetenzen und Leistungsausweise. Warum in der Vergangenheit nie eine Frau gewählt wurde? Das braucht entsprechende Nominationen und grosse Unterstützung, auch der Parteien. Jetzt scheint die Zeit gekommen.

Um seine Nachfolge gehts: Bruno Pezzatti (68, FDP) sass acht Jahre im Nationalrat. (Bild: Marc Benedetti)

zentralplus: Manuela Weichelt, Sie haben 12 Jahre lang  in der Zuger Kantonsregierung nach Kompromissen gesucht. Warum wollen Sie nun wieder zurück in die Legislative?

Weichelt: Ich sehe das als Fortführung meiner politischen Arbeit. Ich habe ja einst in der Legislative begonnen, war die jüngste Zuger Kantonsrätin. Das würde ich gern auf Bundesebene weiterführen. Zudem finde ich: Selbst im Nationalrat braucht es Leute mit Exekutiv-Erfahrung. Das ist hilfreich, um Vorstösse zu machen, die man auch umsetzen kann. Als Regierungsrätin und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Sozialdirektorinnenkonferenz konnte ich in national- und in ständerätlichen Kommissionen den Standpunkt der Kantone vertreten.

zentralplus: Die Linke im Kanton Zug hatte zwei Legislaturen lang keinen Vertreter in Bern. Warum wäre das wichtig oder anders gefragt: Was würde sich dadurch ändern?

Weichelt: Bestimmt sehr vieles. Der Zuger FDP-Vertreter, der nicht mehr antritt, hat weder sozialpolitisch noch umweltpolitisch gestimmt.  Er hat in zu 90 Prozent gegen Umweltanliegen votiert und war nur gerade bei sieben Prozent der Vorlagen für die Umwelt. Ich vermute, dies ist auch der Grund, warum die Grünliberalen keine Listenverbindung mehr mit der FDP eingehen wollten.

zentralplus: Angesichts der kürzlich lancierten Transparenzinitiative: Welche und wieviele Mittel wenden Sie für Ihren Wahlkampf auf?

Weichelt: Eine äusserst wichtige Initiative. Meine Partei hat die Zahlen bisher immer im Internet offengelegt.  Die ALG investiert gut 60'000 Franken, ich persönlich 14'000 Franken.

zentralplus: Karen Umbach, Sie betreiben seit fünf Jahren Politik auf gemeindlicher und kantonaler Ebene. Was bewegt Sie dazu, dieses Umfeld zu verlassen und den Gang  nach Bern anzutreten?

«Die Leute wollen längere Ladenöffnungszeiten.»

Karen Umbach, Zuger FDP-Kandidatin für den Nationalrat

Umbach: In Zug haben wir einiges erreicht. Daneben liegen mir auch andere Themen sehr am Herzen, die man auf nationaler Ebene besser angehen kann. Konkret: Wir haben in der Schweiz einen Fachkräftemangel, den zu beheben ich mithelfen möchte. Wir brauchen eine bessere Kinderbetreuung. Wir müssen Anreize schaffen, dass über 50-Jährige leichter eine Anstellung finden. Wir müssen das Rentenalter flexibilisieren und unsere Altersvorsorge sichern. Ausserdem ist die Aussenpolitik wichtig, unsere Beziehung zu Europa. Da kann ich nicht nur meine politische, sondern auch meine persönliche Erfahrung einbringen.

zentralplus: Sie wären nicht nur die erste Zuger Frau im Nationalrat, Sie wären auch die erste geborene Waliserin. Hilft das, um die Interessen der Zugerinnen und Zuger in Bern zu vertreten oder macht es dies schwierig?

Umbach: Entschuldigung: Ich bin Zugerin. Ich bin Zugerin geworden – aus Überzeugung. Ich bin zwar in Wales geboren, lebe aber seit über 20 Jahren in der Schweiz. Zug ist meine Heimat. Ich vertrete die Interessen der Zugerinnen und Zuger, weil ich eine von ihnen bin. Wie sich alles anfühlen würde, wenn ich anderswo geboren worden wäre, kann ich nicht beurteilen.

zentralplus: Welche und wieviele Mittel wenden Sie für Ihren Wahlkampf auf?

Umbach: Wenn ich alles zusammenzähle – die Gelder der Partei und meinen eigenen Beitrag – komme ich auf eine Summe im hohen fünfstelligen Bereich. Meine eigene Kampagne finanziere ich zu 90 Prozent selber. Das macht mich unabhängig.

zentralplus: Zug ist ein Handelsplatz mit internationaler Anbindung. Die Konzernverantwortungsinitiative ist bedeutsam für viele Unternehmen des Kantons. Wie stehen Sie dazu?

Umbach: Menschenrechte und Umweltschutz sind wichtig. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Initiative zu weit geht. Stellen Sie sich vor: Eine Firma aus der Schweiz müsste für die Verfehlung eines Dienstleisters aus einem Drittland haften. Das führt zu grossen Rechtsunsicherheiten. Die Schweiz würde einen Alleingang wagen, was ein zu grosses Risiko für unsere Firmen darstellen würde.

Weichelt: Ich stehe voll hinter der Konzernverantwortungsinitiative. Umweltfragen und Menschenrechtsfragen sind für mich zentral. Hier gibt es kein «Ja, aber». Ich bedaure auch sehr, dass die Behandlung im Ständerat bis nach den Wahlen verschoben wurde. So hätten die Politikerinnen und Politiker Farbe bekennen müssen.

zentralplus: Braucht es einen Gegenvorschlag?

Weichelt: Das Initiativkomitee ist bereit, sich mit dem aktuellen Gegenentwurf zu arrangieren. Das wäre besser als nichts, sofern er griffig bleibt.

Umbach: Inhaltlich wäre es wichtig, dass darin genau festgeschrieben wird, was zulässig ist und was nicht. Er müsste auch für die Unternehmen umsetzbar sein. Ich begrüsse den Vorschlag der Rechtskommission des Ständerats, weil er sich der Haftungsfrage annimmt. Ich begrüsse auch die Haltung des Bundesrats, weil er sich an internationale Regelungen anlehnen will. Wir können einen Alleingang auf internationalem Parkett auf keinen Fall riskieren.

«Wir brauchen bezahlbare Mieten.»

Manuela Weichelt, ALG-Nationalratkandidatin aus Zug

zentralplus: Im Kanton Zug wurde kürzlich eine Initiative für längere Ladenöffnungszeiten lanciert. Sind Sie dafür oder dagegen?

Weichelt: Ich war bisher immer gegen eine Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten. Dies weil die kleinen Läden, das lokale Gewerbe nicht die Möglichkeiten oder die Mitarbeitenden haben, um noch länger offen zu haben. Bevorteilt würden die grossen Geschäfte. Die Sicht der Arbeitnehmenden ist mir auch wichtig. Irgendwann muss man einfach Feierabend haben. Man braucht Zeit für die Familie. Ausserdem: Es steht ja nicht mehr Geld zum Ausgeben zur Verfügung. Selbst wenn alle Läden immer bis Mitternacht offen hätten, würde nicht mehr eingekauft.

Umbach: Die Initiative trägt den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung. Ich anerkenne die Bedenken wegen des Kleingewerbes. Aber eine Ausdehnung der Öffnungszeiten um eine Stunde ist bescheiden. Die Leute wollen das. Sie nehmen ja auch die Möglichkeit wahr, am Bahnhof oder an Tankstellen länger einzukaufen.

zentralplus: Der Boom im Kanton Zug hat zu steigenden Wohnkosten geführt. Wie sollte man darauf reagieren?

Weichelt: Die Wohnbauförderung ausbauen. Es braucht bezahlbare Mieten.

Umbach: Schauen wir doch mal, warum das Problem besteht: In Zug wird eine restriktive Landpolitik betrieben, Einzonungen gibt es kaum. Das Angebot an Bauland ist klein, das treibt die Preise hoch. Würden wir mehr einzonen, dann wäre auch das Wohnen günstiger.

Weichelt: Aber dann hätten wir kaum mehr Grünflächen.

Umbach: Man kann nicht alles gleichzeitig haben. Abgesehen davon: Ich war auch für die Realisierung des Bebauungsplans Unterfeld in Zug, der von den Linken bekämpft wurde. Dort wären viele preisgünstige Wohnungen entstanden. Es ist wichtig, dass Leuchtturmprojekte entstehen können – wie etwa das Projekt Pi, ein Holzhochhaus der V-Zug in Zug.

Weichelt: Ich finde schon, dass man verschiedene Aspekte berücksichtigen sollte. Denn es gäbe eigentlich einigen Wohnraum im Kanton – nur ist er oft kaum bezahlbar. Es gibt auch viele Leute, die hier Wohnraum mieten oder kaufen, aber gar nie anwesend sind. Das ist enorm stossend.

zentralplus: Die Aussichten für die Kantonsfinanzen sind rosig: Es winken 600 Millionen Franken an Überschüssen in den nächsten vier Jahren. Sollte der Kanton nun die Steuern senken? Und: waren die Sparanstrengungen der jüngsten Vergangenheit überhaupt nötig?

Weichelt: Nein, die Steuern sollte man sicher nicht senken. Man könnte sich eventuell fragen, ob einzelne Sparanstrengungen nicht zu hysterisch waren, ob man Leistungsvereinbarungen mit sozialen Institutionen nochmal überdenken möchte. Dann sähe ich Raum für eine Erhöhung der Prämienverbilligungen. Wir sollten einen Masterplan für Klima und Umwelt erarbeiten, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Eine Bildungsstrategie erarbeiten, die ihren Namen auch verdient. Den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr ausbauen, investieren in bezahlbare Mieten und Betreuungsstrukturen für Familien. Kurz: der Bevölkerung etwas zurückgeben und sie an der guten Finanzlage teilhaben lassen.

Umbach: Das Budget sieht gut aus. Aber die Prognosen der Weltkonjunktur sind nicht gut. Deutschland zum Beispiel steht am Rande einer Rezession. Man weiss nicht, wie sich Grossbritannien entwickelt. Ich bin skeptisch, ob die Zukunft so rosig ist. Aus dieser Überlegung wäre es verfrüht, an Steuersenkungen zu denken. Wegen der Sparanstrengungen: Ja, solche Übungen finde ich sinnvoll. Es handelt sich um Steuergelder und es ist angezeigt, dass man sich regelmässig und sorgfältig überlegt, wie man sie verwenden will.

zentralplus: Früher reichte eine gut ausgebildete erwerbstätige Person, um eine Familie zu ernähren, heute braucht es für den gleichen Lebensstandard zwei. Wie kann man Familien in der Schweiz helfen, sich Kinder zu leisten?

Umbach: Sie stellen die Entwicklung verkürzt dar. Die Kaufkraft ist über Jahre gestiegen und der Lebensstandard hat sich markant verbessert. Ich frage mich: Ist Kinder zu haben wirklich zu teuer oder liegt das Problem nicht vielmehr darin, dass Paare keine mehr wollen? Aber so oder so, man muss Familien mit Kindern unterstützen. Bei den Prämienverbilligungen etwa. Ich finde auch, dass Kinderbetreuung zu teuer ist und plädiere seit eh und je für höhere Subventionen in diesem Bereich.

Weichelt: Darin gehe ich mit Karen Umbach einig. In der familienergänzenden Kinderbetreuung sollte noch viel mehr getan werden. Sie ist zu teuer. Langfristig wäre es im Interesse von allen, wenn Eltern im Erwerbsleben bleiben würden. Dann braucht es mehr Tagesschulen. In der Stadt Zug gibt es eine einzige mit 12 Plätzen – das ist für einen solch internationalen Standort unglaublich wenig. Es braucht einen Elternurlaub von vier Wochen, mehr Jobsharing auch im Kaderbereich, bessere Ergänzungsleistungen für Familien, mehr bezahlbaren Wohnraum und niedrigere Krankenkassenprämien.

zentralplus: Was sagen Sie zum Elternurlaub, Frau Umbach?

Umbach: Ich fand, die vorgeschlagenen vier Wochen waren zu viel. Zwei Wochen wären vielleicht zu wenig. Aber grundsätzlich stehe ich zum Elternurlaub. Den muss man sich leisten.

zentralplus: Volle Züge, Stau auf den Strassen: Eines der drängendsten Probleme, welche die Politik bisher nicht in den Griff bekommen hat, ist der Verkehr. Was braucht es im Kanton Zug am nötigsten und wie können Sie in Bern an Lösungen mitarbeiten?

Weichelt: Was wir schon lange sagen: Eigentlich müsste man in der Nähe des Arbeitsplatzes wohnen können. Dafür bräuchte es aber bezahlbaren Wohnraum. Im Kanton Zug muss man den öffentlichen Verkehr massiv verbessern. In dem Quartier, wo ich wohne, gibt es sonntags keinen Bus, unter der Woche ist nach 20 Uhr Schluss. Dann gibt es im Bereich des Langsamverkehrs viel zu tun. Ausserdem fehlen uns statistische Grundlagen und ein Mobilitätskonzept ist erst in Arbeit.

Umbach: Es braucht ein Umdenken. Es kann nicht sein, das wir alle gleichzeitig ins Auto oder in den öV steigen und zur Arbeit fahren. Das führt natürlich zu verstopften Strassen und überfüllten Zügen. Aber die restliche Zeit ist der öV halbleer und die Strassen auch.

zentralplus: Aber ist das wirklich so einfach machbar? Die Mehrheit der Schweizer ist angestellt. Die können nicht einfach später zur Arbeit kommen. Und die Idee der Heimarbeit, des Home Office, ist auch wieder auf dem Rückzug.

Weichelt: Es bräuchte Arbeitgebende, die ihren Angestellten sagen: Mir ist es egal, wann ihr mit der Arbeit beginnt, ihr müsst einfach bis zu einem gewissen Zeitpunkt eingetroffen sein. Das sehe ich aber in meiner Umgebung kaum. Im Spital und im Detailhandel kann man auch nicht später beginnen, nur weil der Bus voll ist. In den Gymnasien wird nicht später unterrichtet, obwohl die Schlafforscher den Schulbeginn für Pubertierende um neun Uhr empfehlen.

Umbach: Aber es gibt bereits Bestrebungen, die in diese Richtung gehen. Zum Beispiel die Hochschule für Informatik in Rotkreuz und viele Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeiten.

zentralplus: Das überragende Thema dieses Wahlkampfs ist wegen der Klimastreiks die Klimapolitik. Wie stehen Sie dazu?

Umbach: Wir können noch so viel demonstrieren, aber lösen damit das Problem nicht. Die Schweiz ist ein Teil der Welt. Sie kann nur ihren Beitrag leisten und muss das auch tun.

Wir haben im Juni in der FDP ein Positionspapier zur Klimapolitik verabschiedet. Klar, wir haben damit lange gewartet. Aber ich stehe dahinter und würde es in Bern auch gern vertreten.

In unserem Papier setzen wir auf Eigenverantwortung im Wohnbereich – bei der Fernwärmetechnik. Wir setzen auf Forschung und Innovation. Wir bekennen uns zu den Pariser Abkommen, befürworten ein Co2-Gesetz und eine Lenkungsabgabe auf Flüge.

«Ich habe Mühe mit der Haltung der FDP, die zwar ein Positionspapier verfasst, aber im Parlament alle Umweltanliegen abzuwürgen versuchte.»

Manuela Weichelt (ALG)

Weichelt: Ich war am Samstag an der nationalen Klimademo in Bern. Egal ob es nun 60'000 oder 100'000 Teilnehmende waren: Ich war beeindruckt wieviele Leute, Jung und Alt, sich um die Zukunft unserer Erde sorgen. Und wie sie ihrem Unmut gegenüber der Politik, die jahrelang einfach nur zugeschaut hat, Luft machen.

Die Umweltthematik ist unser Kernanliegen bei den Grünen. Im vergangenen Jahrzehnt haben wir auf nationaler Ebene unzählige Vorstösse zum Thema lanciert. Seit es uns gibt, warnen wir und machen Vorschläge. Die Treibhausgasemissionen müssen auf Null reduziert werden. Bis 2050 – das ist der letzte denkbare Termin.

Noch etwas: Ich habe Mühe mit der Haltung der FDP,  die zwar ein Positionspapier verfasst, aber sich im September im Parlament immer, wenn es konkret wurde, auf die Seite der SVP gestellt hat und alle Umweltanliegen abzuwürgen versuchte.

Umbach: An Taten werden wir gemessen. Das ist so. Ein Gesetz muss immer ökologisch und sozial – aber auch ökonomisch verträglich sein.

zentralplus: Was haben Sie für die Umwelt in der vergangenen Legislatur bewirkt?

Weichelt: Ich habe für Fakten gesorgt. Fischhabitate in unseren beiden Seen wurden untersucht. Dabei haben wir festgestellt, dass es im Ägerisee unterhalb von 30 Metern Wassertiefe keine Fische mehr gibt. Wir haben den Brutvogelbestand untersucht, der stark rückläufig ist. Wir haben aber auch den Auerhahn in den Kanton Zug zurückgebracht. Wir haben Naturschutzgebiete in den Zuger Wäldern eingerichtet. Biodiversität war mir in den Jahren als Regierungsrätin immer ein grosses Anliegen.

Umbach: Ich habe als Parlamentarierin Sonnenkollektoren auf kantonalen Gebäuden unterstützt und die Förderung von Sanierungsmassnahmen in der Gebäudetechnik. In den Parlamenten habe ich beigetragen, gute Rahmenbedingungen für mehr Energieeffizienz zu schaffen. Ich benütze den öV, wir haben zu Hause Sonnenkollektoren auf dem Dach und ich bin auf Elektromobilität umgestiegen. Das persönliche Handeln ist wichtig.

«Ihr wollt alles mit Verboten lösen, wir Freisinnigen setzen auf Anreize und Aufklärung.»

Karen Umbach (FDP)

zentralplus: Ein «grünes» Anliegen, das in den nächsten vier Jahren vom eidgenössischen Parlament behandelt wird, ist die Trinkwasserinitiative, die ein Verbot von Pestiziden und Giften fordert. Was ist Ihre Haltung?

Umbach: Ich bin ehrlich besorgt wegen der hohen Belastung der Gewässer. Wir müssen unser Wasser besser schützen. Aber die Initiative geht zu weit, es braucht einen Gegenvorschlag. Warum? Weil sie die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln gefährdet. Wir würden viel mehr importieren. Was dies für den Pestizideinsatz bei den importierten Lebensmitteln bedeutet, ist ungewiss.

Weichelt: Ich unterstütze die Initiative. Die Grünen standen für einen griffigen indirekten Gegenvorschlag ein, der leider abgelehnt wurde. Wir haben nicht nur zu viele Pestizide in den Gewässern, sondern auch zu viele Hormone und zu viele Antibiotika. Ich bin dagegen, die Vorlage zu verwässern. Das Problem mit den Pestiziden gehört gelöst – nicht nur zum Wohl von uns Menschen, sondern auch zum Wohl der Insekten – vor allem der Bienen, die ohnehin in ihrem Bestand stark gefährdet sind. Für die Bienen setzen Sie sich ja auch ein, Frau Umbach.

Umbach: Das ist wohl der Unterschied zwischen uns. Ihr wollt alles mit Verboten lösen, wir Freisinnigen setzen auf Anreize und Aufklärung. Erst dann kommt Regulierung und Verbote kommen erst als allerletztes Mittel. Aber das Ziel ist das Gleiche.

Weichelt: Die Grünen haben in den letzten zehn Jahren unzählige Anträge gestellt und Vorstösse eingereicht. Allein im Bereich Pestizide über 80 Vorstösse und wir klären auch schon seit mehr als 30 Jahren auf. Was ist konkret passiert?

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7 Kommentare
  • Profilfoto von Konradin Franzini
    Konradin Franzini, 04.10.2019, 13:48 Uhr

    Und einmal mehr herrscht bei den bügerlichen Parteien und Politiker*innen Intransparenz bei der Finanzierung des Wahlkampfes. Woher die FDP und Karen Umbach das Geld für ihren Wahlkampf hat, werden die Wähler*innen nicht erfahren.

    Manuela Weichelt, die ALG und Junge Alternative gehen da als gutes Beispiel voran. Auf www.transparentes-zug.ch oder www.filzfrei.ch bekommt man Einsicht in die Budgets und Finanzierung der Partei und der Kandidierenden.

    Damit bei zukünftigen Wahlen auch bei den bürgerlichen Parteien mehr Transparenz herrscht, haben die Junge Alternative Zug vergangene Woche eine Transparenzinitiative lanciert. Auf www.transparentes-zug.ch findet man den Unterschriftenbogen und weitere Informationen.

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    • Profilfoto von Bruec
      Bruec, 04.10.2019, 15:16 Uhr

      Karen Umbach sagt im Interview sehr klar, wie sie ihren Wahlkampf finanziert:
      «Meine eigene Kampagne finanziere ich zu 90 Prozent selber. Das macht mich unabhängig.»

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    • Profilfoto von konradinfranzini
      konradinfranzini, 04.10.2019, 15:43 Uhr

      @Carina Brüngger: Es gibt keine Information darüber, wie viel Geld von der Partei und wie viel Geld von ihr persönlich beigesteuert wird. Sie bezieht die 90 Prozent nur auf ihre «eigene Kampagne» und nicht auf die gesamte Kampagne. Über das Budget und die Finanzierungsquellen der FDP gibt es ebenfalls keine Informationen. Das ist keine Transparenz!

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  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 04.10.2019, 09:32 Uhr

    Für mich ist die Wahl klar,. Ich wähle Karen, das ist der Nachteil des Proporzes, den Manuela wäre auch mehr als qualifiziert. Aber im Proporz rächt sich Fremdgehen halt!

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  • Profilfoto von André Guntern
    André Guntern, 03.10.2019, 22:28 Uhr

    Karen Umbach verteidigt den alten Bebauungsplan Unterfeld (ein eigentliches städtebauliches «Monstrum») mit dem Argument der vielen preisgünstigen Wohnungen. Dank der Ablehnung der Linken werden mit der neuen Planung auf dem Baarer Teil nicht nur 6’000 m2, sondern mit 11’000 m2 fast doppelt so viele preisgünstige Wohnungen realisiert. Dafür haben wir uns eingesetzt.
    Mit Karen Umbach würde zwar – endlich – eine Zuger Frau nach Bern gewählt. Mit der Wahl von Manuela Weichelt erreichen wir diese Ziel auch. Zudem erhalten wir – nach 8 Jahren Absenz – endlich wieder eine Stimme, die sich für die drängenden umwelt- und sozialpolitischen Themen engagiert.

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  • Profilfoto von Johannes Stöckli
    Johannes Stöckli, 03.10.2019, 18:05 Uhr

    Die drängenden Themen sind angesprochen, es ist offensichtlich, dass sie nicht im alten links-rechts Schema gelöst werden können. Das funktioniert schon länger nicht mehr, Weitsicht, Ausgewogenheit und Kompromissfähigkeit sind mehr denn je gefragt. Insofern hat Karen Umbach in dieser Gegenüberstellung klar besser abgeschnitten.

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  • Profilfoto von Bruec
    Bruec, 03.10.2019, 16:24 Uhr

    Es freut mich, dass Karen Umbach die Gesamtsicht bewahrt. Auch wenn die Ökologie jetzt in der Debatte dominiert, müssen Lösungen auch die soziale und wirtschaftliche Seite berücksichtigen.

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