Wissen Hünenberger, was sie unterzeichnen?

Petition gegen Stallausbau läuft heiss – es gibt nur ein Problem

Martin Schuler (links) und seine Familie wollen eine neue Halle für ihre Kühe. (Bild: chueweid-huenenberg.ch)

Die Petition gegen die Pläne von Martin Schuler, eine grosse Halle für seine Kühe in Hünenberg zu bauen, findet grossen Anklang. Tausende wollen, dass der Gemeinderat dem Gebaren des Bauers einen Riegel schiebt. Doch das Projekt ist nicht mehr das, wofür es die Petitionäre verkaufen.

Schon rund 3500 Unterzeichner und es werden fast minütlich mehr: Der Verein Fluid Spirit, der sich für das Wohl von Mensch, Tier und Pflanze einsetzt, scheint mit seiner Petition gegen den Stallausbau des Hofs Chueweid in Hünenberg einen Nerv getroffen zu haben.

Die Petitionäre fordern, dass die Gemeinde Hünenberg das geplante Projekt der Interfarm GmbH verhindert und einer Vergrösserung der bestehenden Tierfabrik nicht zustimmt (zentralplus berichtete).

Rede war von 1000 Kühen

Hintergrund ist, dass Interfarm-Geschäftsführer Martin Schuler auf seinem Hof einen neuen Kuhstall plant – dies in einer Dimension, dass er zahlreiche Kritiker auf den Plan rief. Von 1040 Kühen in einer einzigen grossen Halle war die Rede. Bisher hielt der Bauer rund 500 Milchkühe und Jungtiere. «Die Fläche von 32 Hektaren reicht bei Weitem nicht für diese grosse Anzahl Tiere», fand Raimund Rodewald von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz deutliche Worte (zentralplus berichtete).

«Von 1000 Kühen ist nicht mehr die Rede.»

Thomas Anderegg (CVP), Bauchef Gemeinde Hünenberg

Um seine Pläne umzusetzen, strebte Martin Schuler eine Umzonung in eine landwirtschaftliche Sonderzone an – ein Novum im Kanton Zug. Es war angedacht, dass die Hünenberger Bevölkerung im Dezember an der Gemeindeversammlung über die Umzonung befinden kann.

Zahlen stimmen nicht mehr

Der Hünenberger Gemeinderat liess sich bislang nicht in die Karten blicken, wie er zu den Plänen von Bauer Schuler und der Umzonung steht. Der Gemeinderat und Bauchef Thomas Anderegg (CVP) verwies darauf, dass man erst den Umweltverträglichkeitsbericht abwarten wolle, statt das Projekt schon zu Beginn abzuklemmen.

Bauer Martin Schuler lässt auf YouTube sein Projekt erklären:

Einen Umweltverträglichkeitsbericht habe der Gemeinderat zwar bis heute nicht erhalten. «Die Haltung, dass wir dem Projekt grundsätzlich offen gegenüberstehen, hat sich jedoch nicht geändert», sagt Anderegg heute. Dafür hat sich in der Zwischenzeit sonst einiges getan. So viel, dass die Petitionäre mittlerweile mit falschen Zahlen handeln.

Umzonung ist nicht mehr nötig

Anderegg dazu: «Martin Schuler hat das Projekt mittlerweile redimensioniert. Von 1000 Kühen ist nicht mehr die Rede, sondern nur noch von rund 300 Jersey-Kühen plus Jungtiere, die in der Halle Platz finden sollen.» Es handelt sich grundsätzlich um einen Ersatzbau der bestehenden Tierhaltung. Eine Umzonung in eine Sonderlandwirtschaftszone wäre deshalb hinfällig – und damit auch, dass das Projekt vor die Gemeindeversammlung kommt.

«Das ursprüngliche Projekt wäre schon sehr speziell gewesen.»

Thomas Anderegg

Darauf angesprochen, dass die Petition auf ein solch grosses Echo stösst, gibt Anderegg zu bedenken, dass das ursprüngliche Projekt «schon sehr speziell» gewesen wäre. «Die ursprüngliche Idee stammt aus Nordamerika. Dort ist jedoch das Landschaftsbild ein anderes – genauso wie die Dimensionen andere sind.»

Aktuell befinde sich das Projekt nach wie vor in der Planung. Auf einen möglichen Zeitplan angesprochen, erwidert Anderegg, ein solcher sei schwierig zu erstellen. «Denn zahlreiche Stellen sind beim Projekt involviert, alleine beim Kanton sind es mehrere Ämter.» Das Amt für Raum und Verkehr sei dabei federführend. Dort lässt man verlauten, dass man dazu nichts sagen könne, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Wick Beat
    Wick Beat, 07.09.2019, 23:22 Uhr

    Wir sind gegen jedwelche Änderung, mit Ausnahme einer eventuellen Redimensionierung der jetzigen Situation, weil u.a. …
    Herr Schuler vor ca, 3 Jahren seine Kälbchen während ganzen 3 Tagen, Tag und Nacht, nach Milch schreien liess. Es hörte sich an, als ob sie am verdursten seien (Begründung von Fachleuten: Die Kälbchen wurden von einem Tag zum Nächsten von 0 auf 100 von Milch auf Trockenfutter „umgestellt“! Das käme sicher auch an der Gemeindeversammlung zur Sprache.

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