Listenzahl stellt alles Bisherige in den Schatten

Nationalratswahlen: Zuger Kandidatenfeld wird jünger und weiblicher

Sind nicht nur die jüngste Partei im Kanton Zug, sondern stellen auch die jüngste Nationalratsliste: Die Junge GLP mit Klemens Iten (von links), Alena Mächler und Nils Jacobi. (Bild: zvg)

Die Tür ist zu, der Anmeldeschluss Vergangenheit: Nun ist fix, welche Zugerinnen und Zuger in den National- und Ständerat wollen. Schaut man sich die Zahlen an, wird klar: Es werden immer mehr. Mehr Kandidaten, mehr Frauen, mehr Junge.

Schlappe 52 Jahre Altersunterschied liegen zwischen Armin Jans (70, SP) und Julia Küng ( 18, Junge Alternative) oder Nils Jacobi (18, Junge GLP). Sie bilden alterstechnisch die Extreme unter den Zuger Kandidaten für die Nationalratswahlen am 20. Oktober. Küng und Jacobi sind zudem die ersten Zuger Nationalratskandidaten, welche im 21. Jahrhundert das Licht der Welt erblickten.

Es ist eine von zahlreichen Zahlen, die einen staunen lassen angesichts der Listen und Kandidaten für die National- und Ständeratswahlen. Seit Montag stehen sie im Kanton Zug fest, bis nächsten Montag läuft noch das Bereinigungsverfahren.

Thöni holt Unterstützung von aussen

Insgesamt streben 78 Zugerinnen und Zuger auf 26 Listen den Sprung in die Grosse Kammer an – oder im Falle von Gerhard Pfister (CVP) und Thomas Aeschi (SVP) die Verteidigung des Sitzes ebendort. Den dritten Zuger Sitz hatte Bruno Pezzatti inne. Er stellt sich jedoch nicht mehr Wiederwahl (zentralplus berichtete). Wobei nicht alle wirklich Zuger sind. Denn Stefan Thöni, der für seine neue Partei Parat antritt (zentralplus berichtete), füllt seine Liste mit zwei ausserkantonalen Parteikolleginnen auf: Anna Payer aus Renens und Moira Brülisauer aus dem schwyzerischen Trachslau. Der Steinhauser ist neben Barbara Gysel (SP) der Einzige, welcher gleichzeitig für den National- und Ständerat kandidiert.

Christina Bürgi Dellsperger (SP) arbeitet aktuell als Diplomatin in Paris. (Bild: zvg)

Auch der EVP, welche eher überraschend zum ersten Mal im Kanton Zug antritt, reichte es nicht für eine volle Zuger Liste. Sie holte sich Verstärkung mit dem Sarner Christoph Tanner. Selbst die Spitzenkandidatin der SP, Christina Bürgi Dellsperger, wohnt nicht im Kanton Zug. Als Diplomatin hat sie ihren Wohnsitz aktuell in Paris.

Die meisten Kandidaten sind Stadtzuger

Von den restlichen 74 Zuger Nationalratskandidatinnen wohnen 31 in der Stadt Zug – deutlicher Spitzenwert. Auf den weiteren Plätzen folgen Baar (zwölf Kandidaten) und Hünenberg (acht Kandidaten). Am anderen Ende steht Menzingen, wo Gemeinderätin Isabelle Menzi als Einzige auf der CVP-Gemeinderatsliste fungiert. In Neuheim ist gar kein Kandidat wohnhaft.

«Listenmeisterin» ist die SP mit deren sieben. Was die Taktik dahinter ist, erklärte Politologe Mark Balsiger gegenüber zentralplus: Es geht dabei vor allem um die Listenstimmen. Die ALG tritt mit fünf Listen an. Auf weniger Quantität wird bei der CVP (vier Listen), FDP und SVP (je drei Listen) sowie der GLP (zwei Listen), EVP und Parat gesetzt (je eine Liste).

SVP erstmals seit 2006 mit Kandidatinnen

Bemerkenswert ist, dass exakt die Hälfte der Kandidatinnen und Kandidaten Frauen sind. Sie werden den Umstand zu ändern versuchen, dass es noch nie eine weibliche Zuger Vertreterin in Bundesbern gegeben hat. Dass die männlichen Nationalratskandidaten nicht in der Überzahl sind, ist im Kanton Zug ein Novum. Bei den Wahlen 2015 betrug der Frauenanteil 40 Prozent und 2011 36 Prozent. Selbst die SVP stellt mit Brigitte Wenzin und Jennifer Germann zwei Kandidatinnen. Bei den Wahlen vor vier und acht Jahren suchte man vergeblich nach einer weiblichen SVP-Vertreterin. Eine eigene Frauenliste stellen hingegen nur SP, CVP und ALG/CSP.

Verabschieden sich gemeinsam aus Bundesbern: Ständerat Joachim Eder (l.) und Nationalrat Bruno Pezzatti. (Bild: ewy)

Dafür wartet die SVP mit einer «jungen Liste» auf. Genauso wie SP (Juso), GLP, CVP und ALG. 32 Kandidatinnen – und damit deutlich über 40 Prozent – sind jünger als 35 Jahre. 2015 war der Anteil mit 19 von 50 Kandidaten etwas tiefer. 2011 waren es 13 von 36 Kandidaten.

Die 78 Kandidatinnen stellen übrigens einen absoluten Höchstwert dar an Zuger Nationalratskandidaten. Die Tendenz zu immer mehr Listen und Kandidaten hält seit rund 50 Jahren nicht nur in Zug, sondern schweizweit unvermindert an.

Gysel versucht sich erneut

Ein Trend, der in Zug auch die Ständeratswahlen erfasst hat. Diesen Herbst nehmen sieben Kandidaten das Rennen mit dem Ziel «Stöckli» in Angriff. Mit Barbara Gysel (SP), Tabea Zimmermann (ALG) und Andrea Sidler (parteilos) sind darunter drei Frauen – so viele wie noch nie.

2015 stellte sich Gysel einem männlichen Quintett gegenüber. Erfolglos, Peter Hegglin (CVP) und Joachim Eder (FDP) setzten sich deutlich durch. Damit setzten der Menzinger und der Oberägerer die konservativ-liberale Dominanz fort, die im Kanton seit jeher Bestand hat. Noch nie schaffte es ein Kandidat einer anderen Partei, in diese Phalanx einzubrechen. Heinz Tännler (SVP) würde also Historisches gelingen, sollte er einen seiner ehemaligen Regierungsratskollegen, Peter Hegglin oder Matthias Michel (FDP), hinter sich lassen können.

Abstimmungsmuster erkennbar

Schaut man sich die vergangenen Ergebnisse der Ständeratswahlen aus Zug an, dürfte dieses Jahr der Spannungsfaktor jedenfalls deutlich höher ausfallen – mit dem erwähnten Trio als Hauptprotagonisten (zentralplus berichtete). 2015 war der drittplatzierte Manuel Brandenberg (SVP) deutlich zurück, er brachte es mit knapp 11'000 Stimmen nicht einmal auf die Hälfte der Voten von Hegglin und Eder.

Das Abstimmungsbild der Ständeratswahlen in Zug 2006 gleicht auffallend... (Bild: Screenshot Kanton Zug)
...jenem von 2015. (Bild: Screenshot Kanton Zug)

Ähnlich verhielt es sich 2011, als sich Eder und Peter Bieri (CVP) durchzusetzen vermochten gegen Philip C. Brunner (SVP), Eusebius Spescha (SP) und Stefan Gisler (ALG). Über 20'000 Stimmen für die gewählten Ständeräte (Bieri und Rolf Schweiger, FDP), gut 10'000 Stimmen für den Drittplatzierten (Hanspeter Uster, ALG) – dieses Abstimmungsbild zeigte sich vor 2011 und 2015 bereits 2006. Bieri und Schweiger hatten zudem bereits 2002 das bessere Ende für sich, damals gegen den späteren Nationalrat Josef Lang (SGA, heute ALG).

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