SVP bezeichnet Peter Hegglin als Trittbrettfahrer

Der Zuger Ständeratswahlkampf ist beim Schwingen angekommen

Die SVP mag sich mit dem Plakat von Peter Hegglin nicht anfreunden. (Bild: zvg/Montag zentralplus)

Der Ständeratswahlkampf in Zug wirft mit wahlkampftaktischen Spielchen seine ersten Schatten voraus. Die SVP stört sich an einem Plakat von Peter Hegglin (CVP) in Schwingerkluft. Dieser kann die Aufregung nicht nachvollziehen.

Er strahlt wie ein Maikäfer auf dem Plakat. Die Arme hält er vor seinem Edelweisshemd verschränkt. Darunter Weiss auf Grün der Slogan: «Es gfreuts ESAF 2019 bi üs in Zug.» Und weiter: «Peter Hegglin, Ständerat, designierter OK-Präsident ISAF 2023 Menzingen.»

Mit ISAF ist das Innerschweizer Schwing- und Älplerfest gemeint, welches in seiner aktuellen Ausgabe vergangenen Monat in Flüelen über die Bühne ging. In vier Jahren ist turnusgemäss der Kanton Zug dran.

Ein harmloses Plakat also, welches bei den Zuger Schwingfreunden im Zuge des ESAF bereits Vorfreude auf den nächsten Schwinganlass im Kanton schüren soll? Nicht aus Sicht der Zuger SVP.

«Der Alt-Regierungsrat hat sich mit seinem Schwinger-Wahlplakat selber auf den Rücken ins Sägemehl katapultiert.»

Philip C. Brunner, Zuger SVP-Gemeinderat

Der Zuger SVP-Gemeinderat Philip C. Brunner verschafft sich mit einem Leserbrief Luft: «Der Alt-Regierungsrat hat sich mit seinem Schwinger-Wahlplakat selber auf den Rücken ins Sägemehl katapultiert. Nach seiner missglückten Bundesratswahl ist er nun als Trittbrettfahrer leider nochmals miserabel beraten.»

Tännler sitzt auf dem Schwinger-Zug

Brunner und Parteikollegen stören sich offensichtlich daran, dass CVP-Mann Hegglin aus ihrer Sicht nun auf den Schwinger-Zug aufgesprungen ist. Ein Zug, auf dem SVP-Ständeratskandidat Heinz Tännler schon seit längerer Zeit fährt – obwohl er gebetsmühlenartig wiederholt, dass sein Amt als OK-Präsident des ESAF in Zug nichts mit seiner Kandidatur zu tun habe.

«Von Heinz Tännler habe ich im Zusammenhang mit dem ESAF kein Wort über die SVP gehört.»

Philip C. Brunner

Peter Hegglin kann die Aufregung von rechts nicht nachvollziehen. «In der Regel freuen sich die Leute über Glückwünsche zu einem bevorstehenden Grossanlass», sagt er. Er anerkenne Heinz Tännlers Engagement fürs ESAF ja auch.

Im Unterschied zu Tännler mache Hegglin mit seinem Engagement Plakatwerbung, kritisiert Brunner. «Von Heinz Tännler habe ich im Zusammenhang mit dem ESAF kein Wort über die SVP gehört.» Er erscheine auch nicht auf irgendwelchen ESAF-Plakaten – nur die Schwingerhose von Harry Knüsel sei zu sehen.

Droht eine Politisierung?

Brunner schreibt im Leserbrief weiter, in Zug wolle niemand verpolitisierte Sportfeste. Ausserdem sei es absolut verpönt, an irgendeinem Schwingfest politische Werbung zu machen, weder visuell noch verbal.

«Es stehen weder das Parteilogo noch politische Standpunkte auf dem Plakat.»

Peter Hegglin, CVP-Ständerat

Rolf Gasser, Geschäftsführer des Eidgenössischen Schwingerverbands (ESV), sagt zum von Brunner geäusserten Vorwurf: «Personen, die nicht unsere Funktionäre sind, sind natürlich in ihrer Meinungsäusserung – in Bezug auf das Schwingen – frei. Dies gilt auch für noch nicht gewählte OK-Präsidenten von Schwingfesten.» Wie in diesem Falle Hegglin. Es könne allerdings sein, dass politische Statements unter Bezugnahme des Schwingens von ESV-Mitgliedern nicht überall goutiert werden.

Die Boten des Wahlkampfs

Hegglin kontert: «Das Plakat ist nicht parteipolitisch. Es steht weder das Parteilogo noch politische Standpunkte darauf.» Er habe die Kampagne ganz witzig gefunden und sie auch vom ESV absegnen lassen.

Brunner hält dagegen: «Peter Hegglin ist ein Mann des öffentlichen und politischen Interesses, er braucht das CVP-Logo doch längst nicht mehr. Wenn er auftritt, dann ist es immer auch politisch – ob als natürliche Person oder mit Foto auf einem Plakat.»

«Schwingfeste sind keine SVP-Anlässe.»

Peter Hegglin

Dass die Kritik von der SVP stammt, sei natürlich kein Zufall, so Hegglin. Immerhin werden Hegglin und Tännler im Herbst zwei der Hauptprotagonisten bei den Zuger Ständeratswahlen sein.

«Blödsinn» ist das aus Sicht von Brunner. Es gehe hier um die Trittbrettfahrerei auf Kosten des Schwingsports und die Vermischung
von Sport und Politik. «Und hätte ein SVP-Kandidat dasselbe gemacht, hätte ich vielleicht nicht so schnell öffentlich mit einem Leserbrief reagiert, aber ihm auch gehörig meine Meinung gesagt.»

Hegglins Schwing-Engagement

Hegglin findet die Kritik «gesucht». Denn er engagiere sich nicht erst jetzt für den Schwingsport in Zug. «Ich war beispielsweise im Vorjahr bereits OK-Präsident des Kantonalen Schwingfests in Menzingen.»

Ausserdem seien Schwingfeste keine SVP-Anlässe. Hegglin macht darauf aufmerksam, dass auch Parteikollegen von ihm wie der Rischer Gemeindepräsident Peter Hausheer oder der Baarer Alt-Gemeindepräsident Andreas Hotz sowie Alt-Regierungsrat Urs Hürlimann (beide FDP) in der Vergangenheit schon das OK-Präsidium von Schwingfesten übernommen hätten. Auch innerhalb der CVP und der FDP habe der Schweizer Nationalsport deshalb eine sehr grosse Tradition.

«Stimmt», entgegnet Brunner, «Peter Hegglin hat viel für den Schwingsport gemacht. Aber hat er jedesmal vor den Wahlen ein Plakat als Schwingerfreund gemacht? Mir ist nichts bekannt.» Seines Wissens habe sich kein OK-Präsident eines Schwingfestes schon vier Jahre vor dem Anlass als OK-Präsident in den visuellen Vordergrund gedrängt.

ISAF 2023 ist noch nicht fix

Es gibt jedoch noch einen weiteren Punkt, weshalb das Plakat mancherorts für Stirnrunzeln sorgt. Der Hinweis «ISAF 2023, 1. bis 2. Juli in Menzingen», erweckt den Eindruck, als seien Zeit und Ort bereits in Stein gemeisselt.

Dem ist jedoch nicht so, wie Recherchen von zentralplus zeigen. Klar ist: Das ISAF 2023 wird im Kanton Zug stattfinden. Als Organisator ist der Schwingklub Ägerital an der Reihe.

Dieser lässt verlauten, dass Menzingen die Gemeinde der Wahl sei. Diese sei auch bereits über die Pläne informiert worden, doch müsse sie die Bewilligung noch erteilen, damit der Anlass tatsächlich auf Menzinger Boden stattfinden kann.

Mit der Bewilligung sei nächsten Frühling zu rechnen. Der Schwingklub weist darauf hin, dass es knapp vier Jahre dauere bis zum Anlass. Auch Hegglin gibt sich zuversichtlich: «Die Plätze und Räume sind bereits reserviert worden. Es sollte klappen mit dem ISAF in Menzingen.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Paul should
    Paul should, 12.08.2019, 19:53 Uhr

    Ein Fehler ist im obenstehenden Artikel. Andreas Hotz war nie Ok-Präsident eines Schwingfestes

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  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 12.08.2019, 17:38 Uhr

    Mensch der SVP muss es mies gehen, das sie so dumm agiert

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