Bar für Himmelrich-Zwischennutzung

Luzern erhält eine temporäre Hafentheke

Nick Gomez (links) und Tamino Müller: An diesem Standort bauen sie eine Bar.

Innert weniger Tage zimmern zwei Gastronomen eine temporäre Bar. Ab Donnerstag lädt die «Havenbar» zu Trank, Musik und Kunst. Und will damit zum Dreh- und Angelpunkt der neuen Himmelrich-Zwischennutzung werden.

Am 1. August nimmt die Zwischennutzung an der Claridenstrasse Fahrt auf. In den Abbruchhäusern entsteht eine «Akademie und Begegnungsort auf Zeit»: Workshops, Austausch, Kunstaktionen. Während die letzten Mieter ihre sieben Sachen packen und bevor im Oktober die Abbruchmaschinen auffahren, nisten sich über zwei Monate verschiedenste Projekte in den Räumen der Häuserzeile ein (zentralplus berichtete).

Da darf auch eine Trinkstätte als Treffpunkt des ganzen Projekts nicht fehlen: Mit der «Havenbar» sind die beiden Gastronomen Tamino Müller (Raviolibar) und Nick Gomez (Bar 59) zur Stelle. Im Garten und Keller der Claridenstrasse 1, wo die Allgemeine Baugenossenschaft (ABL) im Moment noch ihre Büros hat, haben sie sich am Montag einquartiert.

Aus Kellerholz und Fensterläden

Noch sieht man nichts von dem, was kommt. Aber die Gastro-Bewilligung haben sie im Sack und den Schlüssel zum Haus gerade eben erhalten. Nun bauen sie in den nächsten Tagen mit altem Holz aus dem Keller die temporäre Bar auf. Viel Zeit bleibt nicht: Die Eröffnungsfeier findet bereits am Donnerstag, 1. August, mit Essen, Livemusik und Kunst im Garten statt.

«Wir wollen Gesicht und Treffpunkt der Zwischennutzung werden.»

Tamino Müller, Gastronom

«Aus dem Material des Hauses entsteht etwas Neues, das gefällt mir», sagt Müller. Die Fensterläden etwa werden sie als Verschalung für das Barhäuschen nutzen – man darf gespannt sein, was ihnen sonst noch in die Finger kommt. Daneben gibt’s ein paar Tische, eine kleine Bühne. Alles Weitere wird sich ergeben.

In diesem Garten an der Claridenstrasse 1 wird die «Havenbar» zu stehen kommen. (Bild: jwy)

Zwischennutzung sichtbar machen

«Wir wollen Gesicht und Treffpunkt der Zwischennutzung werden und sie so sichtbar machen», sagt Tamino Müller. Deshalb wird die Bar im Garten stehen, wo man sie von der Bleicherstrasse aus gut sieht. Im Keller gibt’s die «Sommergewitter-Variante», wie Müller sie nennt. Eine Art U-Boot soll es geben, in das man vor dem Regen flüchten kann.

Die «Havenbar»
Die «Havenbar» an der Claridenstrasse 1 hat vom 1. August bis Ende September jeweils Donnerstag, Freitag (ab 16 Uhr) und Samstag (ab 11 Uhr) geöffnet. Wer sich für die Zwischennutzung «Brennpunkt Claridenstrasse» interessiert, wird beim Verein «Pro Tempore+» fündig: brennpunktclaridenstrasse.ch

Über dem Eingang zwischen den Bäumen schwebt ihnen eine grosse Holzbeschriftung vor, wie in der alternativen «Christiania»-Siedlung in Kopenhagen. Neben dem Barbetrieb wird’s einen offenen Grill geben, Musik von befreundeten Musikern und wachsende Gemälde an der Fassade. So wird der Künstler Linus von Moos alias «Rips1» ab Dienstag mit einem ersten Wandkunstwerk starten (zentralplus berichtete).

Kunst an den Wänden

Die «Havenbar» ist mehr wachsendes Gesamtkunstwerk als zu Ende gedachtes Konzept. Überraschungen sind vorprogrammiert – gewollte und ungewollte. So fanden sie am Montag an der Stelle, wo die Bar stehen soll, eine Deponie von Baumaterial der angrenzenden Himmelrich-Baustelle. Sie nehmen’s mit Humor und hoffen, dass der Haufen bald weg ist.

«Wir werden zugespammt von Leuten, die mitwirken wollen.»

Nick Gomez, Gastronom

Wieso Haven – also Hafen? «Ein Hafen hat Platz für alle», sagt Nick Gomez. Häfen seien Umschlagplätze und man treffe auf Menschen aller Gesellschaftsschichten und Kulturen – ganz nach dem Gusto von Gomez und Müller, die zusammen wohnen und auch schon weitere Idee für Gastroprojekte aushecken.

«Es gibt so viele begabte Leute da draussen, wir wollen für sie den Treffpunkt schaffen und so die Eigendynamik fördern», sagt Gomez. Darum soll die Bar ganz in der Tradition einer Hafenkneipe der Ort sein, wo man sich nach getaner Arbeit trifft und den Tag ausklingen lässt.

Die Luzerner Gastronomen Nick Gomez (links) und Tamino Müller.

Viele wollen mithelfen

Die beiden arbeiten mit lokalen Bierproduzenten wie MNBrew zusammen, und wer gerne mal kochen möchte, kann sich einklinken. Des Weiteren gibt’s selbstgemachten Eistee, Sangría, verschiedene Limonaden, Aperitif-Getränke oder Weine.

Die Bar ist nicht gewinnorientiert, nur die Kosten und Aufwände sollen gedeckt sein. Zudem wollen sie die auftretenden Musiker und Künstlerinnen fair entschädigen.

Tamino Müller und Nick Gomez haben schon etliche Zusagen von befreundeten Künstlern, Musikerinnen und Helfern – etwa Strassenmusiker, eine Tattoo-Künstlerin oder Sprayer. «Wir werden grad zugespammt von Leuten, die mitwirken wollen», sagt Gomez.

Pyro, Zombies und Journalismus

Der «Brennpunkt Claridenstrasse», wie sich die ganze Zwischennutzung nennt, soll bis zur letzten leeren Wohnung ein Projekt im Entstehen und im Wandel sein. Einige sind nur tageweise vor Ort, andere permanent, wie die Havenbar.

Das Angebot wächst: Gleich nebenan im Garten wird es eine Parkouranlage geben, es gibt einen Pyro-Workshop, am Freitag dem 13. (September) eine Zombie-Night mit einem ausgewiesenen Zombologen («Vorteile und Gefahren von Zombies»), Einblick in die Entstehung eines Kindermusicals, verschiedene Kunstaktionen und auch die Redaktion des Kulturmagazins «041» zügelt temporär an die Claridenstrasse.

Auch für die frisch eingezogenen Mieter in der neuen Himmelrich-3-Siedlung nebenan wollen sie mit ihrer Bar als Treffpunkt zur Verfügung stehen. Tamino Müller sagt es so: «Wir nehmen, was kommt. Wir wollen einen schönen Garten schaffen, der andere motiviert und die Leute neugierig macht.»

Bringt Leben in die Claridenstrasse: Der Verein «Pro Tempore+» organisiert die Zwischennutzung der Abbruchhäuser links. (Bild: zvg/Stefano Schröter ) (Bild: zvg/Stefano Schröter)
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