Grosser Auftritt am «Eidgenössischen»

So lebt Siegermuni Kolin in Unterägeri

Kolin hat genau wie Tina Turner am 26. November Geburtstag, damit ist er nicht Stier, sondern Schütze.

(Bild: ewy)

Zu Besuch beim ESAF-Siegermuni Kolin. Der Stier frisst, trinkt und schläft ganz schön viel. Ausserdem hört er Radio, macht Spaziergänge und schaut sich selbst im Spiegel an.

Am Dienstag durfte zentralplus Kolin, den Siegermuni des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes (ESAF), besuchen. Kolin ist in Unterägeri in der Weidmatt auf gut 900 Metern über Meer zuhause. Er hat aber nicht immer in Ägeri gewohnt, Kolin ist in Oberarth geboren worden. Dort lebte er drei Monate, bis Otto Nussbaumer, dem der Hof in der Weidmatt gehört, ihn als Zuchtstier kaufte.

Kolins Leben änderte sich etwas, nachdem er 2016 am Stierenmarkt ein Casting gewann. Es war das Casting um den ehrenhaften Platz als Siegermuni am ESAF in Zug. «Es waren fünf Stiere, jedem wurde eine Nummer zugeteilt, und Kolin hat der Jury offenbar am besten gefallen», erzählt Otto Nussbaumer mit einem Lachen im Gesicht.

Kolin futtert 20 Kilogramm Heu und Gras

Kolin lebt aber meist weiter ein bescheidenes Leben. Genau wie es jeder andere Stier hätte, hat er seinen Platz im Stall, sein Futter und Wasser. Kolin frisst pro Tag rund 20 Kilogramm Heu und Gras und trinkt ganze 100 Liter Wasser.

Da überrascht es wenig, dass das Tier mit dreieinhalb Jahren bereits 1200 Kilogramm wiegt. Kolin ist mit 1,6 Metern Schulterhöhe ausgewachsen, an Gewicht kann er aber immer noch zulegen.

An sein Spiegelbild musste er sich erst gewöhnen

Die einzige Spezialbehandlung, die Kolin bekommt, sind etwas mehr Streicheleinheiten, wöchentliche Duschen und einen Spaziergang pro Woche. Da der Bulle erschrocken ist, als er das erste mal sein Spiegelbild in einem Schaufenster erblickte, hat sein Betreuer und Bruder von Otto, Mändel Nussbaumer, einen Spiegel aufgehängt, um Kolin daran zu gewöhnen.

Inzwischen reagiert der Siegermuni ganz gelassen auf sein Spiegelbild. Die Art und Weise, wie er sich davor bewegt, lassen gar erahnen, dass er sich selbst bewusst wahrnimmt. Mändel Nussbaumer ist jedenfalls davon überzeugt, dass sich Kolin selbst im Spiegel erkennt.

«Entweder man hat das im Blut, oder man kann es nicht.»

Mändel Nussbaumer, Kolins Betreuer

Mändel Nussbaumer wendet seit zweieinhalb Jahren einen Tag pro Woche auf, um sich um den Siegermuni zu kümmern. Er duscht den Muni nicht nur und geht mit ihm spazieren, er stylt ihn auch und bereitet ihn auf Auftritte vor. Wird man da als Betreuer von jemandem unterstützt?

«Nein, entweder man hat das im Blut, oder man kann es nicht», so Mändel Nussbaumer. Sein Bruder bestätigt dies und meint «Mändel hat sich schon als kleiner Junge immer um die Munis gekümmert». Einige Tricks, wie die Hufe schwarz anzusprayen, seien gängig, anderes müsse man selbst herausfinden.

Musik für den Siegermuni

Und was macht so ein Siegermuni den lieben langen Tag? «Er wartet auf das ESAF», so Otto Nusbaumer. Er schläft, frisst, trinkt und hört Radio. Von Ländler über Rock zu Pop, laut und leise wird Kolin beschallt. So soll er sich an die Lärmkulisse am ESAF gewöhnen.

Kolin ist übrigens «nur» einer von zehn Lebendpreisen am ESAF in Zug. Viele der andern Tiere kommen ebenfalls aus dem Ägerital, einige sind sogar fast Nachbaren des Siegermunis. Neben den ersten drei Lebendpreisen gibt es drei weitere Rinder, ein Fohlen und drei ausgewachsene Rösser.

Kolin bleibt vermutlich auf der Weidmatt

Die ersten drei Preise sind ranggebunden, so bekommt der Schwingerkönig entweder Kolin oder 30’000 Franken. Der zweite bekommt ein Braunvieh-Rind oder 24’000 Franken und der Dritte ein Rind der Rasse Brown Swiss oder 20’000 Franken.

Otto Nussbaumer schätzt Kolins Wert auf etwa 6’000 Franken. Das ist im Vergleich zu einem durchschnittlichen Stier zwar etwa 50 Prozent mehr, aber verglichen mit den 30’000 sehr wenig. Nicht nur weil die wenigsten Schwinger Bauern sind, wird also meist Geld statt Muni gewählt.

Doch was geschieht dann mit Kolin nach dem Schwingfest? Er wird wohl zurück auf die Weidmatt dürfen. Dort wartet Arbeit auf ihn, er soll weiter als Zuchtstier eingesetzt werden. Zwar leben auf dem Hof bereits neun Kälber, die von Kolin stammen, einige mehr werden aber noch Platz haben.

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