Warum Zug mit der Einrichtung von Buvetten zögert
Der neue Kiosk in der Männerbadi soll der Zuger Stadtregierung als Entscheidungshilfe dafür dienen, ob am Seeufer mehr Buvetten eingerichtet werden sollen. Angesichts des triumphalen Erfolgs der Idee stellt sich die Frage, warum die Stadt Zug das nicht gleich tut. Der zuständige Stadtrat Urs Raschle erklärt, warum er es langsam angehen will.
«Mein Gott, ich weiss nicht, wie viele Ladungen Pommes ich heute herausgegeben habe», sagt der Barman in der ehemaligen Männerbadi Siehbach in Zug, der in den Medien unerwähnt bleiben will. Dann entschwindet er in die Küche – nicht ohne beteuert zu haben, dass er als regelmässiger Stammgast der Badi früher nie gedacht hätte, dass eine Restauration an diesem Ort derart florieren könnte.
«Tatsächlich sind wir von der Nachfrage heute schon fast erschlagen worden», sagt Astrid Oehlen, die bei unserm Besuch die Verantwortung für den Betrieb trägt. Seit Anfang Juni betreibt das Team des Zuger Restaurants Meating unter Ramon Nietlispach den Kiosk. Seit einigen Wochen gibts dort nicht nur Getränke, sondern auch die Möglichkeit, etwas zu essen.
Grilllieren ist heikel
Die ursprüngliche Idee der Fleischfreunde, Gästen ihr mitgebrachtes Filetstück zu grillieren, musste fallen gelassen werden. «Wir wären verantwortlich gemacht worden, wenn ein mitgebrachtes Fleischstück zum Beispiel verdorben gewesen wäre», sagt Oehlen. Also stellt man nun den Badegästen auf Wunsch einen Grill zu Verfügung, auf dem sie selber bräteln können. Die Idee scheint sich aber noch nicht durchgesetzt zu haben. Lieber kaufen sich die Besucher bereits gegrilltes Essen, das auch auf der Karte steht.
Der Erfolg kommt nicht überraschend
Alle Badeanstalten am Stadtzuger Seeufer, zu denen der Eintritt gratis ist, haben mit ihrem Gastronomieangebot bereits viele Freunde gewonnen. Insofern ist der Erfolg des Kiosk Siehbach nicht überraschend. Im Strandbad befindet sich eine klassische Badi-Beiz. Sie punktet mit einer stilvollen, palmengesäumten Terrasse. Das bei Expats beliebte Seeliken fällt mit einem guten Getränkeangebot und einigen feinen Gerichten auf, die es auch zum mittäglichen Verpflegungspunkt machen.
Die Badi Trubikon in Oberwil schliesslich ist der Geheimtipp für Romantiker, wo man preiswerte hausgemachte Pasta und feine Drinks zusammen mit einer wunderbaren Aussicht geniessen kann. Nun also komplettiert die Männerbadi den Reigen.
«In der Politik sollte man immer nur einen Schritt nach dem andern tun.»
Urs Raschle, Zuger Stadtrat (CVP)
Von Interesse ist, warum die Zuger Stadtregierung mit der Einrichtung von zusätzlichen gastronomischen Angeboten am See weiter zuwartet. Wie zentralplus berichtete, hat der zuständige Stadtrat Urs Raschle den Erfolg der Männerbadi als Testfall dafür auserkoren, ob am Seeufer Buvetten eingerichtet werden sollen.
Baustelle statt Buvette
Mit solchen Sponti-Gastwirtschaften, oft betrieben von jungen, gelegentlich branchenfremden Leuten, versuchen etwa Basel und Luzern soziale Brennpunkte zu beleben – mit grossem Erfolg. Raschle sagt, er hätte mehrere dieser Lokale schon besucht und sei von der Idee sehr überzeugt. «Aber wenn ich eines gelernt habe in der Politik, dann, dass man immer nur einen Schritt nach dem andern tun soll», sagt der frühere Tourismusdirektor von Zug.
Zwar gibt es am Alpenquai in Zug eben einen solchen Brennpunkt, den Raschle schon länger einer besseren sozialen Kontrolle unterstellen möchte. Im Bereich des Rehgartens und der Schützenmatt-Turnhalle, wo sich der längste «unbelebte» Abschnitt des Alpenquais befindet. Eine Buvette kann dort aber (noch) nicht gebaut werden. «Dort befindet sich derzeit noch die Baustelle des Circulago-Fernwärmeprojekts», sagt Raschle.
Neue Beizen weg vom Ufer
Ein Spaziergang an einem Hochsommerabend zeigt, wo sich die Zuger in einer Tropennacht aufhalten: Viele sind nicht am See, sondern im Bereich der Altstadt und des Kolinplatzes, dann in Bahnhofsnähe, an der Baarerstrasse und im Bereich des Schutzengels. Neue Hangouts gibts etwa an der Bahnhofstrasse oder der Pilatusstrasse.
An letzterer befindet sich das «Kurioz», das nicht nur Essensgäste gewinnen will (zentralplus berichtete), sondern auch als Bar und Biergarten funktionieren möchte. Davon zeugen neben sieben Zapfhähnen auch verschiedene Fässer, die im Gartenbereich als Tische dienen.
Was passiert im Brüggli?
«Es stimmt, es tut sich in gastronomischer Hinsicht vieles in Zug», sagt Urs Raschle, «und am Seeufer passiert gerade nicht viel.» Das solle sich aber ändern. In den folgenden Jahren könnte nicht nur die Einrichtung einer Buvette westlich des Rehgartens zum Thema werden, sondern auch die Öffnungszeiten des «Goldenen Kiosks» bei der Schiffstation. Der wird von der Confiserie Speck betrieben und ist recht beliebt, aber auch oft und früh geschlossen.
In der Buvette-Frage von Interesse wird auch sein, was am Brüggli geschieht, falls in einigen Jahren der TCS-Camping beim Badepark geschlossen wird. Bis jetzt dient das Camping-Restaurant zur gastronomischen Versorgung der Umgebung und häufige Polizeipatrouillen sorgen vor Ort für Recht und Ordnung. Eine Buvette könnte als Ergänzung dienen.
Beizer mögen meist keine Konkurrenz
Doch Raschle ist auch gewarnt. Wirte haben tendenziell keine Freude an zusätzlicher Konkurrenz. «Ich bin mir dieser Problematik durchaus bewusst», sagt Raschle. Man müsse den Gastronomen erklären, was mit Buvetten beabsichtigt werde und wozu sie gut seien.
Heikel wird es für Raschle, wenn Buvetten in Altstadtnähe realisiert werden sollen, denn dort gibt es zahlreiche private Beizen. Am Alpenquai, den Raschle beleben möchte, hat die Stadt weniger Probleme. Ihr gehört das «Hafenrestaurant», das sie verpachtet hat, ebenso wie die Männerbadi – und auch aufs Podium 41 hat sie Zugriff.
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