Chamer Lorzensteg wird verlängert und umbenannt

Poppig-historisches 3D-Wandbild verschönert Unort

Bunte Geschichtslektion mit 3-D-Effekt: So soll das Wandgemälde des Zürcher Künstlers Patrick Wehrli, das an die «Milchsüdi» erinnert. unter der Chamer Bärenbrücke aussehen.

(Bild: zvg)

Bis jetzt ist es dort vor allem dunkel und es liegt viel Taubenkot auf dem Boden. Ein klassischer Unort. Deshalb will die Gemeinde Cham zur Eröffnung des sanierten Lorzenstegs die Wand zwischen dem Brückenbogen mit einem 3D-Bild verzieren.

Das Wandbild wirkt ein bisschen wie eine Mischung aus «Star Wars» und Heimatmuseum: Wild schwirren bunte Elemente wie Blitze durch den Raum – Pfeile, Buchstaben, Zahlen, geometrische Formen.

Im Hintergrund, im Fokus des riesigen Gemäldes, sieht man dagegen in historischem Sepia-Ambiente, wie Arbeiter der früheren «Milchsüdi» in Cham gerade Kondensmilchbüchsen abfüllen. Der Betrachter wird optisch durch den 3-D-Effekt der Malerei förmlich in die ehemalige Fabrikationsstätte der «Anglo-Swiss Condensed Milk Company» hineingesogen.

Aus Zuger Bauernmilch werde Kondensmilch

Um die wunderbare Verwandlung von zugerischer Bauernmilch in süsse Kondensmilch noch zusätzlich zu illustrieren, zeigt das Bild, wie ein Glas Milch auf einem Fliessband von rechts in die Fabrik wandert und auf der anderen Seite als Kondensmilchdose wieder herauskommt.

Was auf den ersten Blick inhaltlich vielleicht etwas holzschnittartig daherkommt, wirkt als 3-D-Wandbild recht poppig und bunt. Eine, wie es scheint, gelungene Aufwertung des schattigen Taubenkot-Unorts an der Lorze.

Zürcher Künstler beauftragt

Die Gemeinde Cham hat sich jedenfalls entschlossen, zum Künstler zu werden – beziehungsweise den Zürcher Künstler Patrick Wehrli damit zu beauftragen, zur Wiedereröffnung des instandgesetzten Lorzenstegs Ende Juni den Chamern ein Geschenk zu machen.

Der Steg am Chamer Fluss wird dann nämlich wieder auf seiner ganzen Länge begehbar sein, von der Schmiedstrasse bis Badmatt. Um den – bisher mangels Nutzung – vernachlässigten Stegbereich unterhalb der Bärenbrücke aufzuwerten, hat der Gemeinderat beschlossen, diesen Abschnitt künstlerisch aufzupeppen.

So trist und schattig sieht der mit Taubenkot verdreckte Ort unter der Brücke heute aus.

So trist und schattig sieht der mit Taubenkot verdreckte Ort unter der Brücke heute aus.

(Bild: zvg)

Laut Projektbeschreibung des Baugesuchs der Einwohnergemeinde soll das dreidimensionale Wandbild unterhalb der Bärenbrücke an die Geschichte der «Milchopolis» in Cham erinnern. Sprich, an die «Milchsüdi» der 1866 gegründeten «Anglo-Swiss Condensed Milk Company» der amerikanischen Gebrüder Charles und George Page, deren ehemaliges Fabrikareal unmittelbar an das rechte Lorzenufer angrenzt. Und wo heute auch das Restaurant Milchsüdi Gäste empfängt.

Von Anglo Swiss bis zu Nestlé

Damit erinnert das Wandbild nicht nur an einen geographisch unmittelbar nahe gelegenen Ort der Chamer Geschichte, sondern erweckt auch die gloriose Industrialisierung der Ennetseegemeinde zu neuem Leben – eine der wichtigsten wirtschaftlichen Ären Chams überhaupt. Der sanierte Lorzensteg soll neu übrigens «George Ham Page-Steg» heissen.

«Die Leute werden die Wand dann ganz anders anschauen.»

Patrick Wehrli, Künstler

Eine symbolische Verbeugung vor der wirtschaftlich bedeutenden Familie Page. Bekanntlich kaufte Adelheid Schwerzmann-Page, die ruhmreiche Gattin von George Page, 1903 das St. Andreas-Schloss am See.

1905 fusionierte die Chamer Milchsüdi mit dem Konkurrenten Nestlé – eine Firmenhochzeit, die Jahrzehnte später einen der weltgrössten Nahrungsmittelkonzerne hervorbrachte. Das Büro der Nestlé-Aktien hat übrigens noch heute an der Zugerstrasse in einer Villa seinen Sitz – gleich daneben kann man in einem Nestlé-Shop einkaufen.

Wandbild kostet 20’000 Franken

Doch zurück zum Wandbild des Zürcher Künstlers Patrick Wehrli. Kunst hat natürlich auch seinen Preis. Die 3D-Malerei kostet 20’000 Franken, deren Finanzierung innerhalb des Gesamtinvestitionskredits für die Stegsanierung von rund 580’000 Franken möglich sein soll.

«Das Wandbild soll ja zur Aufwertung des Orts beitragen.»

Georges Helfenstein, Gemeindepräsident Cham

Zudem beteiligt sich Cham Tourismus noch mit einem Obulus von 5’000 Franken an dem Werk. Der Kanton Zug hat dem Wandbild-Projekt schon seinen Segen gegeben. Dies nicht zuletzt, weil damit auch das bestehende Gewölbe der Bärenbrücke in die Gestaltung miteinbezogen werden könne.

«Die Entwurfsarbeiten sind bereits fertig», sagt Patrick Wehrli gegenüber zentralplus. Der 49-Jährige freut sich schon, die grosse Wand bemalen zu dürfen. «Die Leute werden die Wand dann ganz anders anschauen.»

Vorausgesetzt, es gibt keine Einsprachen. Doch davon geht Chams Gemeindepräsident Georges Helfenstein nicht aus. «Das Wandbild soll ja zur Aufwertung des Orts beitragen. Ausserdem wird noch ein Chamer Malerbetrieb für die Grundierung der zu bemalenden Wand berücksichtigt.»

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