Luzerner Polizei will transparent sein

Zwecks Prävention? Darum wechseln Blitzer-Standorte so oft

SVP-Kantonsrat Daniel Keller ist vom Nutzen der öffentlichen Blitzer-Standorte überzeugt. (Bild: ewi/zvg)

Statt einmal pro Woche veröffentlicht die Luzerner Polizei die Blitzer-Standorte seit Sommer auf die Stunde genau. Motionär und SVP-Kantonsrat Daniel Keller begrüsst die Neuerung – sofern die Radaranlagen nicht zu oft umgestellt werden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Kantonen wissen die Luzerner Autofahrerinnen, auf welchen Strassen die Radarfallen lauern. Die Luzerner Polizei macht die Standorte im Auftrag des Luzerner Kantonsrats öffentlich (zentralplus berichtete).

Über Sinn und Unsinn dieser Massnahme lässt sich streiten – auch in der zentralplus-Community. So denken gut 40 Prozent der Leserinnen, dass Autofahrer so grundsätzlich langsam fahren. Doch 55 Prozent halten die Massnahme für unnötig, da die Autofahrerinnen direkt nach dem Blitzer wieder beschleunigen. Die restlichen 5 Prozent sind Velofahrer, die mit dem Thema kaum etwas anfangen können (zentralplus berichtete).

Fakt ist jedoch: Der Nutzen lässt sich nicht belegen. Weder im Kanton St. Gallen, der von der Massnahme schwärmt, noch in Luzern werden Daten dazu ausgewertet. Die reine Betrachtung der Unfallstatistik greift zu kurz. Wie die jeweiligen Polizeisprecher sagen, spielt eine Vielzahl von Faktoren mit hinein (zentralplus berichtete). Von der präventiven Wirkung ist der St. Galler Polizeisprecher aber überzeugt.

Neues Blitzer-System bedingt ständiges Checken

Und diese Wirkung wollte die Luzerner Polizei noch verstärken. Seit Mitte Juli publiziert sie die Standorte ihrer halb mobilen Blitzer nicht mehr auf einer wöchentlichen Liste, sondern auf einer stündlich aktualisierten Karte (zentralplus berichtete). Wie Kommunikationschef Christian Bertschi auf Anfrage erklärt, war die alte Liste ungenau, was den Zeitpunkt und Standort betrifft.

Das neue System zeigt auf 100 Meter genau, wo die halb mobilen Radarfallen stehen, und wird stündlich aktualisiert. Damit wissen die Luzerner Autofahrer zwar immer genau, ob und wo die drei halb mobilen Blitzer stehen. Aber nur, wenn sie auch täglich auf der Website nachschauen.

Würde ein Autofahrer wie gehabt am Montag auf der Website oder in den Medien die Standorte checken, könnten diese am Dienstag bereits nicht mehr stimmen. Oder potenziell schon eine Stunde später. So wie diese Woche, als am Montag nur ein halb mobiler Blitzer in Hildisrieden stand und am Dienstag alle drei im Kanton Luzern verteilt im Einsatz waren (zentralplus berichtete).

Zu viel Umstellen bringe mehr Bussgeld als Sicherheit

Kaum jemand wird jedoch vor jeder Autofahrt die Radar-Standorte checken. Geht so nicht die präventive Wirkung wieder verloren? Christian Bertschi verneint: «Die präventive Wirkung wird verstärkt, da jetzt transparent ersichtlich ist, zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ort tatsächlich die Messanlage in Betrieb ist.» Darüber hinaus müsse jederzeit in allen Teilen des Kantons mit mobilen Geschwindigkeitskontrollen gerechnet werden, die nicht angekündigt würden.

Auch der damalige Motionär und SVP-Kantonsrat Daniel Keller hat am neuen System nichts auszusetzen, wie er am Telefon erzählt. Wie sie sein Anliegen umsetze, sei Aufgabe der Polizei. Allerdings hält er fest: «Falls die semistationären Blitzer zu schnell umgestellt werden, sehe ich deren Sinn im Gegensatz zu mobilen Blitzern nicht.» Ziel der halb mobilen Blitzkasten sei es nicht, Rendite zu generieren, sondern die Verkehrssicherheit zu erhöhen. So etwa auf viel befahrenen Quartierstrassen – auf Autobahnen machen halb mobile Blitzer für ihn weniger Sinn.

Allzu grosse Sorgen macht sich Keller jedoch nicht: «Ich gehe nicht davon aus, dass die Polizei die halb mobilen Blitzer-Anlagen so schnell versetzt. Schliesslich braucht sie grosse Anhänger dafür.»

Bald sind es vier halb mobile Blitzer

Das neue System gefällt also. Und hat nebenbei den netten Effekt, dass die Publikation für die Polizei weniger personalintensiv sei, so Bertschi. Ein bisschen mehr Arbeit kommt jedoch trotzdem bald dazu. Die Polizei schafft sich neue Radaranlagen an (zentralplus berichtete). Statt der drei halb mobilen Blitzer sind es künftig vier. Was je nach Wochenplanung samt Verschiebungen zusätzlichen Aufwand generieren dürfte.

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