Anwohner toben wegen lästigem Lärm

Zuger Polizei ist im Kampf gegen Autoposer machtlos

Der Zuger Polizeisprecher Frank Kleiner lässt durchblicken, dass der Kampf gegen Autoposer schwierig ist. (Bild: Unsplash / Zuger Polizei)

Unnötiger Autolärm ist nicht nur lästig, sondern auch verboten. Trotzdem nimmt das Problem in Zug zu. Die Zuger Polizei kämpft gegen Windmühlen.

Der Sommer naht. Und die steigenden Temperaturen locken nicht nur Wasserratten in die Badis, sondern auch allerlei Leute auf die Strassen: Die Zeit der Passfahrten, Sonntags-Ausfahrten und Velotouren ist angebrochen.

Unter all den Ausflüglern gibt es einige wenige Autofahrerinnen, die mit unnötigem Lärm auf sich aufmerksam machen. Sie beschleunigen extra laut, lassen den Auspuff knallen oder die Räder durchdrehen. Alles nur, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Gemäss Strassenverkehrsgesetz ist es verboten, mit dem Auto unnötigen Lärm zu erzeugen. Das hält diese «Autoposer» aber nicht davon ab, ihre Motoren aufheulen zu lassen. Auch Zug kennt das Problem. Das lässt sich aus verschiedenen Rückmeldungen von zentralplus-Lesern schliessen.

Schuld sind «spätpubertierende» Fahrer

Ein zentralplus-Artikel zu den beiden Frauen hinter dem Zuger Autotreff gab zu reden. In der Kommentarspalte meinte eine Leserin beispielsweise: «Ich vermute, dass ein grosser Teil dieser Autos getunt ist und ich diese «AutoliebhaberInnen» dann an sommerlichen Wochenenden mitten in der Nacht getunt durch die Stadt brettern höre.»

«Abend für Abend kommt es in der Stadt Zug zu Lärmeskapaden durch spätpubertierende Fahrzeuglenker.»

zentralplus-Leser

Ein zweiter Leser meldete sich mit seinen Erfahrungen direkt per Mail an uns. Er wohne in der Nähe des Friedbachs oberhalb der Artherstrasse. Und was er da regelmässig zu hören bekomme, sei ohrenbetäubend: «Einzelne Autos auf der Artherstrasse machen unvorstellbar viel Lärm. Das passiert nicht nur am Wochenende, sondern auch an Werktagen.» Der Leser vermutet darum, dass es sich sogar um Pendler handelt, die in Zug arbeiten und auf dem Arbeitsweg die Motoren aufheulen lassen.

Ein dritter Leser fand in der Kommentarspalte ebenso deutliche Worte: «Abend für Abend sowie jeweils an Wochenenden kommt es in der Stadt Zug und sicher auch anderswo im Kanton zu Lärmeskapaden durch spätpubertierende Fahrzeuglenker.» Und er holte anschliessend gleich zum Seitenhieb an die Polizei aus: «Die Zuger Polizei zeichnet sich im Umgang mit Autoposern vor allem durch eine ausgeprägte ‹Null-Präsenz› aus. Mit etwas mehr Präsenz könnte die Zuger Polizei diesem Treiben endlich ein Ende setzen.»

Zuger Polizei kennt das Problem

Was also sagt die Zuger Polizei zu diesem Ärgernis und zum Vorwurf, sie unternehme nichts dagegen? Polizeisprecher Frank Kleiner betont, dass der Polizei die Problematik mit den «Autoposern» bekannt sei.

Vor allem stelle die Polizei fest, dass das Problem zunehme. Zwar führe die Polizei keine eigene Statistik zu Lärmvergehen. Doch Kleiner fügt an: «Wir stellen jedoch fest, dass sich die Lärmproblematik mit dem vermehrten Auftreten sogenannter ‹Autoposer› in den letzten Monaten verschärft. Indem sie ihre leistungsstarken Autos aufdrehen und die Sportauspuffanlagen bewusst knallen lassen, fallen die mehrheitlich jungen Männer in Innenstädten und Ortschaften negativ auf.»

Viele Möglichkeiten, um Lärm zu machen

Sportauspuffe sind Auspuffanlagen, die lauter sind als gewöhnliche. Oder wie es die österreichische «Auto-Revue» etwas beschönigend formuliert: «Unter dem Begriff Sportauspuff versteht sich in der Regel eine Abgasanlage, die zum einen die Leistung und zum anderen den Sound eines Autos verbessert. Der Klang von herkömmlichen Auspuffanlagen ist vielen Auto-Fans zu lasch und ein kraftvollerer Sound wird gewünscht.»

Mit sogenannten Klappensystemen können Autoposer die Lautstärke ihres Auspuffs zusätzlich verstärken. Im Internet gibt es einen regen Markt für solche Systeme. Seiten mit Namen wie «sport-auspuff.ch» oder «auspuffklappen.ch», wo die entsprechenden Teile online bestellt werden können, sprechen für sich. Viele dieser Systeme bewegen sich in einem juristischen Graubereich und sind nicht zwingend verboten – auch wenn sie einzig dafür da sind, mehr Lärm zu machen.

«Trotz Anstrengungen und Bemühungen wird die Polizei das Lärmproblem nicht aus der Welt schaffen können.»

Frank Kleiner, Sprecher Zuger Polizei

Dementsprechend schwer tut sich die Zuger Polizei im Kampf gegen die zunehmende Lärmproblematik. Frank Kleiner betont, dass die Polizei immer wieder Lärmkontrollen mache und entsprechende Fälle zur Anzeige bringe. Trotzdem sei es ein Kampf gegen Windmühlen.

Polizei ist resigniert

«Um einen Fahrzeuglenkenden verzeigen zu können, müssen wir die unnötige Lärmbelästigung jedoch vor Ort selber feststellen», sagt der Polizeisprecher. Dies sei nicht immer einfach, weil die Autofahrer «die Grenzen der Gesetzmässigkeit sehr gut kennen, oftmals ganz kurz auftauchen und sich anschliessend wieder entfernen». Der Kampf der Polizei gegen Autoposerinnen ist also ein Katz-und-Maus-Spiel – bei dem die Polizei mehrheitlich den Kürzeren zieht.

So räumt Frank Kleiner ein: «Trotz Anstrengungen und Bemühungen wird die Polizei das Lärmproblem nicht aus der Welt schaffen können.» Die Polizei habe keinen Einfluss auf das Verkehrswachstum sowie den zunehmenden Freizeitverkehr. Dass bereits Neulenker leistungsstarke Autos fahren dürften und sich dank Leasing-Verträgen finanzieren könnten, verschärfe das Problem.

Solange der Bund die juristischen Regeln für Auspuffsysteme nicht drastisch verschärft oder die Zuger Polizei auf grossflächige Kontrollen setzt, müssen die Zugerinnen das Lärmproblem – wohl oder übel – ertragen.

Verwendete Quellen
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16 Kommentare
  • Profilfoto von Kurt
    Kurt, 19.06.2022, 12:07 Uhr

    Bei uns in Rickenbach LU hat es auch zwei- drei solche. Vor jeder Kurve oder der Gartenwirtschaft wird heruntergeschaltet das es nur so knallt. Danach wird wieder Gas gegeben. Und das macht man dann so 10 mal am gleichen Abend am gleichen Ort. Der grösste dieser … hat einen schwarzen Audi. Das Kennzeichen darf hier wohl nicht posten. Da ist kein tschugger weit und breit. Aber bei Parkbussen und um vierzehnjährige Töfflifahrer zu verzeigen sind sie zur Stelle. Warum kann man diesen Posern nicht einfach das Auto wegnehmen und verschrotten??? Oder einfach das Billet für drei Jahre konfiszieren.

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    Alfons Bissig, 31.05.2022, 10:40 Uhr

    «Autoposer» ist irgendwie noch lässig, empfehle stattdessen von Autoplagöris zu berichten, das trifft es besser.

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    Nick, 30.05.2022, 07:43 Uhr

    Wird wohl Zeit das die Politik Aktiv wird und Sportauspuffanlagen wie auch Klappen per gesetzt verboten werden

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    Hans Stebel, 29.05.2022, 21:31 Uhr

    Die Auspuffanlagen sind legal, weshalb soll man sie dann nicht verwenden? Automatisiertes nutzloses Zwischengas wie ich es bei meinen alten Autos zum Schalten machen muss. Tönt dazu noch schrecklich im Vergleich zu den Autos wo es notwendig ist zum herunterschalten.
    Das ganze kann nur der Gesetzgeber in Bern ändern.

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    Karin, 29.05.2022, 16:41 Uhr

    Baut Schwellen an diesen neuralgischen Orten/Strassen hin. Dann hört es Schlagartig auf. Mit Garantie!

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    Utta Mikkelborg, 29.05.2022, 13:18 Uhr

    Guten Tag
    Ich habe gerade gestern bei der Polizei angerufen und mich über einen Lamborghini Fahrer beschwert
    Er wohnt auf der Waldhaus Strasse , hinter dem Haus mit den Wohnungen für älter Leute.
    Er macht einen entsetzlichen Lärm wenn er auf den paar Metern versucht seinen tollen Schlitten von 0 auf 200 zu jagen. Es dauert nicht lange dann wird hier jemand consign durch die Luft geschleudert
    Warum hat der Teil Strasse nicht eine 30 Zohar wir die Faden Strasse gleich im Anschluss an die Waldheim Strasse?
    Verbesserung!!

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    Zulu, 29.05.2022, 09:39 Uhr

    80% Ausländer und zukünftigen Kunden der Sozialindustrie 😉
    Die Polizei in der CH hat viel schwerwiegendere Probleme nicht im Griff. Aber the Show must go on.

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    Maya Häseli, 29.05.2022, 09:15 Uhr

    Ja ja sicher so verblödet Autofahrer gibt es in Einsiedeln auch am Tag und in der Nacht die sind Gerhirnamputiert. Und nie ist nur eine Polizei in Sicht. !!!!!! Die Fahrer sind sogar bekannt der mit dem schwarzen Golf oder der mit dem blauen Audi oder der mit dem Subaru . Die fahren von der Zürichstrasse bis ins Bruno mit Lärm und viel zu schnell die fahren bis es Mal einen tötlichen Unfall gibt .

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    Arnold Theres, 29.05.2022, 04:25 Uhr

    In Uri auch ein Problem, ab und zu meine ich ein Flugzeug fliege am Haus vorbei mitten in der Nacht. Heute war der Lärm ziemlich heftig!
    Also finde es schlimm, sonst genug laut von allen die durch mein Dorf Erstfeld in den Süden fahren!

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    • Profilfoto von Rolf
      Rolf, 29.05.2022, 11:30 Uhr

      Ab Kreisel Lindenried bis Höhe Autowerkstatt, knallend durch die Unterführung!

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  • Profilfoto von A. Huber
    A. Huber, 28.05.2022, 18:23 Uhr

    Das wirklich Tragische daran ist, dass sich diese Kreise keinen Deut um aktuelle Probleme wie Umweltverschmutzung und Klimakatastrophe kümmern. Wahrscheinlich kümmern sie sich so oder so nur um sich selbst. Egoismus pur! Warum werden nicht endlich die Gesetze verschärft, so dass jegliche Manipulation an der Auspuffanlage untersagt ist.

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  • Profilfoto von andreas.zwyssig
    andreas.zwyssig, 28.05.2022, 11:17 Uhr

    Eine neue Unsitte, die sich in den letzten Jahren stark verbreitet hat: FahrerInnen am Rotlicht benutzen gerne eine Handy am Steuer, um ja nichts zu verpassen und ihre Zeit optimal ausnutzen.
    Dem nachfolgenden FahrerIn gefällt das eher nicht und es wird sehr gerne gehupt, damit sich die FahrerInnen wieder auf den Verkehr konzentrieren sollen. Ob Hupen zu diesem Zweck erlaubt ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Wäre aber auch einmal interessent, auf zentralplus etwas zu diesem Thema zu lesen und eine Stimme der Zuger Polizei zu hören.

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  • Profilfoto von andreas.zwyssig
    andreas.zwyssig, 28.05.2022, 10:13 Uhr

    Leider ist dieses leidige Thema auch an der Lichtsignalanlage Chamerstrasse/Aabachstrasse (Turnhalle Schützenmatt/Socar Tankstelle) bestens bekannt.
    Es sind nicht nur die Autoposer, am Wochenende auch viele Motorradfahrer, die wie bei einem Formel 1 Rennen den Ampelwechsel von rot auf grün als Startzeichen für eine starke Beschleunigung verstehen. Da die Zuger Polizei m.W. vor und nach dieser Kreuzung auf der Chamerstrasse in beiden Richtungen keine Geschwindigkeitskontrollen durchführt, wird von einigen ‹Rennfahrern› kurz auf ca. 80 km/h beschleunigt und anschliessend wieder stark abgebremst. Die Feinstaubkonzentration von Bremsen und Pneus dürfte in diesem Bereich etwas über dem Durchschnitt liegen…
    Eine neue Unsitte, die sich in den letzten Jahren stark verbreitet hat: FahrerInnen am Rotlicht benutzen gerne eine Handy am Steuer, um ja nichts zu verpassen und ihre Zeit optimal ausnutzen.
    Dem nachfolgenden FahrerIn gefällt das eher nicht und es wird sehr gerne gehupt, damit sich die FahrerInnen wieder auf den Verkehr konzentrieren sollen. Ob Hupen zu diesem Zweck erlaubt ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Wäre aber auch einmal interessent, auf zentralplus etwas zu diesem Thema zu lesen und eine Stimme der Zuger Polizei zu hören.

    P.S. Für alle Möchtegern-Rennfahrer: Das Formel 1 Rennen am Sonntag im Monaco zeigt wieder wie es geht, möglichst schnell und laut durch eine Stadt zu fahren. Zum Glück nur einmal im Jahr!

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  • Profilfoto von Sebastian Krüger
    Sebastian Krüger, 28.05.2022, 09:59 Uhr

    Sollten in Genf nicht Lärm-Blitzer aufgebaut werden die statt Geschwindigkeit die Akustik überwachen? Wenn’s dafür in Zug eine Gesetzesänderung brauchen sollte – vorwärts!

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  • Profilfoto von Rolf Albisser
    Rolf Albisser, 28.05.2022, 09:12 Uhr

    Es ist halt viel einfacher eine Parkbusse oder einen Hundehalter wegen Leinenverstoss zu büßen. Das ist weniger Konfliktbeladen und einträglicher. Und es ist problemlos zu belegen. Bravo.

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  • Profilfoto von Schreiberling
    Schreiberling, 28.05.2022, 07:58 Uhr

    Die «Autoköniginnen der Zuger Autoszene» werden der Zuger Polizei sicher ein paar Tipps geben, wer hinter diesen Autoposern stecken könnte:
    https://www.zentralplus.ch/verkehr-mobilitaet/das-sind-die-koeniginnen-der-zuger-autoszene-2364413/

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