Wissenswertes über die Neuorganisation der Notrufe

Warum Zuger Notrufe in Zukunft in Schwyz landen

Der Luzerner Regierungsrat Paul Winiker und sein Zuger Kollege Beat Villiger beantworten uns Fragen zur Neuorganisation der Notrufe. (Bild: zvg)

Am Donnerstag haben die Zentralschweizer Regierungen eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet. Damit sind wichtige Weichen für eine neue Organisation der Notrufe gestellt. Was es bedeutet, wenn es in Zukunft nur noch zwei statt fünf Einsatzleitzentralen gibt.

Aus fünf mach zwei Einsatzleitzentralen. Das Projekt «Vision 2025» stellt die Notruf-Welt in der Zentralschweiz auf den Kopf. Die Kantonsvertreter haben sich nun getroffen und eine wichtige Weiche gestellt. Die Grundsatzvereinbarung wird unterzeichnet. Der Hauptteil dieser Vereinbarung regelt die kantonsübergreifende Zusammenarbeit (zentralplus berichtete).

Eine dieser Einsatzleitzentralen (ELZ) wird in Schwyz gebaut. Dort entsteht die «ELZ Gotthardachse», von welcher die Zuger und die Schwyzer Notrufe bearbeitet werden. Genau da haben sich am Donnerstag die Sicherheitsdirektorinnen und -direktoren aller Zentralschweizer Kantone getroffen. Sie haben verkündet, dass alle die Grundsatzvereinbarung unterzeichnet haben.

Es soll bitte keinen Symbolcharakter haben, dass ausgerechnet an jenem Medientermin die Wiese (auf jener die ELZ einst entstehen soll) frisch mit Gülle gedüngt ist. Der betreffende Bauer will anscheinend, dass dort auch wirklich etwas gedeiht.

Die Sicherheitsdirektorinnen und Direktoren treffen sich in Schwyz zur Medienkonferenz zum Projekt «Vision 2025»
Aus Luzern ist Sicherheitsdirektor Paul Winiker (Dritter von links), aus Zug Sicherheitsdirektor Beat Villiger (Zweiter von rechts) angereist. (Bild: PLU)

Zuger Notrufe landen in Schwyz

Es klingt irgendwie eigenartig: Wenn zum Beispiel jemand in der Stadt Zug einen Autounfall hat und Hilfe benötigt, nimmt in Schwyz jemand dessen Notruf entgegen. Kann dies gut gehen? Der Zuger Sicherheitsdirektor Beat Villiger versteht, dass dies auf den ersten Blick merkwürdig wirkt. Doch: «Die Leistung der Einsatzleitzentrale muss perfekt erbracht werden. Woher diese Leistung kommt, ist eigentlich zweitrangig.»

Wüsstest du als Zuger, wo in Schwyz die Schmiedgasse 57 ist? Der Schwyzer Polizist wüsste es wahrscheinlich, da dort die Victorinox steht. Umgekehrt wissen wohl die wenigsten Schwyzer, wo in Zug der Kolinplatz – oder die Schmiedgasse – ist. Ortskenntnisse sind, wenn es schnell gehen soll, sehr wertvoll. Dies ist auch den Verantwortlichen klar und wird bei der nächsten Projektphase, der Umsetzung, auch berücksichtigt. «Wir werden darauf achten, dass Polizisten aus Schwyz und Zug die Einsatzleitzentrale gemeinsam betreuen», sagt Villiger.

Auch die Technik könne da die Beamten zusätzlich unterstützen. «Schon heute läuft die Alarmierung des Rettungsdienstes in Zug über Zürich.» Der Regierungsrat kenne da keine Probleme, die durch dieses System entstanden seien.

Die Knacknuss ist der Datenschutz

Wenn ein Zuger Polizist persönliche Daten eines Schwyzers am Telefon entgegennimmt, ist das heikel. In unserem Land geniesst der Datenschutz einen hohen Stellenwert. Doch er wird immer wieder mit der Sicherheit aufgewogen. «Generell krankt das Schweizer Polizeiwesen an der Datendurchlässigkeit. Das ist nicht ganz einfach», sagt Villiger. Geht ein Fall über die Kantonsgrenzen hinaus, kann es schon mal kompliziert werden.

Die Polizeigesetze der Zentralschweiz müssen noch angeglichen werden, damit eine gemeinsame ELZ überhaupt möglich ist. Die Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung ist dazu ein wichtiger Schritt.

Was Kantonsrat Beat Villiger genau gesagt hat, kannst du hier im Video nachschauen.

Sinkt mit der Reduktion der Einsatzleitzentralen die Qualität?

Als die Pläne der Polizeiposten-Reduktion im Kanton Luzern an die Medien gelangte, war der Aufschrei gross. Weniger Polizeiposten bedeuten für viele auch weniger Sicherheit (zentralplus berichtete).

Wie können sich Qualität und Sicherheit mit einer Reduktion steigern? Wir fragten beim Luzerner Sicherheitsdirektor Paul Winiker nach. «Durch die Reduktion von fünf auf zwei, können wir die Technik an diesen zwei Orten voll konzentrieren.» Im Fall der «ELZ Brünigachse», die in Luzern entsteht (zentralplus berichtete), fliessen die Mittel von drei Kantonen in ein Zentrum. Die Polizeiarbeit auf der Strasse wird nach wie vor dezentral geführt.

Polizeiarbeit über den Kanton hinaus wird möglich

Es gibt in der Schweiz ab und zu kuriose Fälle wegen unseres «Kantönligeischts». Beispiel Februar 2022: Ein Spezialtransporter baute im Kanton Uri einen Unfall. Da seine Fahrt über mehrere Kantonsgrenzen hinausging, waren am Ende drei Polizeikorps involviert (zentralplus berichtete).

Diese Kuriosität könnte mit der «Vision 2025» auch der Vergangenheit angehören. «Wenn die Einsatzleitzentrale das Gesamtbild hat, können die Einsatzkräfte besser miteinander koordinieren», sagt Winiker.

Was bedeutet diese Reduzierung auf zwei ELZ für das Personal? Dies ist nur eine der Fragen, die uns Paul Winiker in Schwyz beantwortet hat. Das Interview gibt es hier im Video.

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