Warum du Nez Rouge anrufen solltest

Unfall-Blaufahrer: Zug ist einer der Spitzenreiter

Auch dieser 2018 in Zug verunfallte betrunkene Autofahrer hätte besser Nez Rouge angerufen. (Bild: Archivbild Zuger Polizei)

In keinem anderen Schweizer Kanton haben betrunkene Autofahrer 2021 mehr Unfälle verursacht als in Zug. Mit einer Ausnahme. Auch über eine längere Zeitspanne fällt der kleine Kanton auf. Dabei gäbe es – gerade über Weihnachten – eine schlaue Möglichkeit, sicher nach Hause zu kommen.

Autsch. Auf der Karte der Verkehrsunfälle von Blaufahrern ist der Kanton Zug tiefblau eingefärbt. Einen tieferen Farbton hat nur noch der Kanton Genf. Heisst: Die Zahlen, die der Touring Club Schweiz (TCS) kürzlich veröffentlichte, sind für den kleinen Zentralschweizer Kanton alles andere als rühmlich. Pro 10'000 Einwohner passierten in Zug 0,92 schwere Unfälle unter Alkoholeinfluss. In Genf – Spitzenreiter seit fünf Jahren – waren es 0,95.

Bedenklicher Spitzenreiter der Zentralschweiz

Gerade im Vergleich mit den umliegenden Kantonen ist die Quote in Zug hoch. So passierten in Zürich 0,33 derartige Unfälle pro 10'000 Einwohnerinnen, im Kanton Aargau 0,3, in Schwyz 0,24 und in Luzern gerade einmal 0,21. Überhaupt keine schweren alkoholbedingten Unfälle waren in Obwalden zu verzeichnen.

Als «auffallend» taxiert der TCS den starken Anstieg in Zug. So verzeichnete der Kanton im Jahr 2020 noch 0,7 Unfälle pro 10'000 Einwohner. Auch das ist ziemlich viel, vergleicht man die Zahl mit den umliegenden Kantonen.

Schwankungen in bevölkerungsschwachen Kantonen grösser

Sarah Wahlen, Medienverantwortliche des TCS, erklärt dazu: «Je kleiner der Kanton, respektive je weniger Einwohner er hat, desto grösser sind die Schwankungen.» Wenn also ein Kanton eine Million Einwohnerinnen hat, falle ein einzelner Unfall weniger ins Gewicht, als wenn dieser Unfall in Zug passiert, wo nur gerade rund 130'000 Menschen leben.

Zu den Gründen, warum die Zahl der alkoholbedingten schweren Unfälle überhaupt so gross ist, kann sich Wahlen nicht äussern.

Gemäss der Statistik der Zuger Polizei bildet das Jahr 2021 nicht den Gipfel in der Blaufahrerei.

Gerade befinden wir uns mitten in einer kritischen Zeit, was promillestarke Verkehrsteilnehmer angeht. Denn bei Weitem nicht jede Weihnachtsfeierbesucherin und nicht jeder Glühweinstand-Aficionado, der ins Auto steigt, sollte das tun.

Nez Rouge nach Pandemie wieder voll im Einsatz in Zug

Insbesondere, da es eine ziemlich schlaue Alternative gibt, bei der das eigene Auto nicht einmal stehengelassen werden muss. Denn auch dieses Jahr ist die Organisation Nez Rouge mit unzähligen Freiwilligen im Einsatz. Mittendrin: Stephan Strub, der Präsident von Nez Rouge Zug-Innerschwyz.

«Wir haben gemerkt, dass vielen Menschen nicht mehr bewusst ist, dass es uns gibt.»

Stephan Strub, Präsident Nez Rouge Zug-Innerschwyz

An praktisch allen Wochenenden und Feiertagen im Dezember fährt er Menschen, die nicht mehr fahrtüchtig sind, in ihrem eigenen Auto nach Hause. Gratis. Freiwillige Spenden werden nebst der Deckung der Betriebskosten für wohltätige Zwecke verwendet.

Strub erklärt auf Anfrage: «Dieses Jahr ist ein etwas Spezielles. Wir haben gemerkt, dass vielen Menschen nicht mehr bewusst ist, dass es uns gibt. Entsprechend melden sich weniger Leute an uns während der Einsatztage.» Diesem Umstand wirke man nun mit einer entsprechenden Werbekampagne entgegen.

Corona hat die Situation verändert

«Ausserdem spüren wir, dass Corona etwas verändert hat. Einige Leute sind nach wie vor vorsichtig und lassen die grossen Weihnachtsfeiern darum aus. Andere wiederum finden: Jetzt erst recht! Ich erlebe beides», sagt Strub. Auch gebe es nach wie vor Firmen, welche aufgrund der Pandemie auf grosse Weihnachtsfeiern verzichten würden.

«Ich konnte in Zug das eine oder andere Mal mit einem schönen Auto fahren.»

Stephan Strub

Eine weitere Eigenheit dieses Jahres: «Es war schwieriger, Freiwillige zu gewinnen.» Dies insbesondere, weil heuer das erste Jahr seit 2019 ist, in dem der Service angeboten wird. «Einzelne Nez-Rouge-Sektionen stellten letztes Jahr eine Light-Version des Services zur Verfügung. Andere gar keinen. Dieses Jahr sind alle Sektionen wieder in vollem Einsatz.» Auch wenn die Schichten am 24. und 31. Dezember noch nicht vollständig abgedeckt seien.

Wenn die Freiwilligen plötzlich 700 PS unterm «Füdle» haben

Für die Freiwilligen von Nez Rouge dürfte der Raum Zug ein beliebtes Pflaster sein. An keinem anderen Ort sind die Chancen so gross, einmal einen Bentley oder Maserati zu fahren. Darauf angesprochen, sagt Strub lachend: «Ich konnte tatsächlich das eine oder andere Mal mit einem schönen Auto fahren. Uns rufen jedoch eher die Otto Normalverbraucher an, die einen Mittelklassewagen fahren.»

Er ergänzt: «Doch es gibt alles. Autos, die kaum mehr verkehrstauglich sind und mit denen wir aus Sicherheitsgründen nicht fahren. Aber auch solche, die über 600 bis 700 PS verfügen.»

Strub mag seine Einsätze bei Nez Rouge jedoch nicht wegen den Autos. «Oft arbeitet man mit tollen Leuten zusammen. Es sind oft spezielle und lässige Menschen, die beschliessen, den Weihnachts- oder Silvesterabend im Freiwilligendienst zu verbringen.»

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung TCS
  • Artikel SRF
  • Telefonat mit Stephan Strub
  • Telefongespräch mit Sarah Wahlen
  • E-Mail-Kontakt mit der Zuger Polizei
  • Statistiken der Zuger Polizei
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3 Kommentare
  • Profilfoto von smokymale
    smokymale, 24.12.2022, 13:30 Uhr

    Das mit dem Bauchschmeichler ist bekannt und solange es gut geht und niemand übetreibt meinetwegen auch ok. Dass Sie Hegard allerdings die SUV-Fahrer angreifen scheint einmal mehr der Neid der besesitzlosen zu sein. SUV’s sind nicht zwingend in Unfälle verwickelt und schon gar keine Dreckschleudern. Seit wir den SUV fahren haben wir noch nie sowenig Kraftstoff verbraucht wie jetzt. Egal ob Benziner oder Diesler, es kommt auch auf die Fahrweise an, man kann aus jedem Auto eine Dreckschleuder machen wenn man keine Ahnung vom Fahren hat – gilt im Übrigen auch für die Häufigkeit der in Unfälle verwickelten SUV’s. Bitte einfach mal erst überlegen bevor anderen alles nachplappern. Bezüglich Panzer, das ging auch um eine einzelne Person und schon ist dieser in aller Munde und macht den ganzen Kanton schlecht. Wie war doch das grad noch mit den überlegen bevor nachplappern 😉

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  • Profilfoto von Kommentarschreiber
    Kommentarschreiber, 24.12.2022, 13:19 Uhr

    Steht ja vorne und hinten: ZG=Zuviel Gesoffen

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 23.12.2022, 18:08 Uhr

    Es ist ja bekannt,das Zuger Politiker,gern ein Bauchschmeichler geniessen.
    Es ist ja auch bekannt,das die Zuger SUV bevorzugen,dies Beweisfoto bezeugt,dass man kein Panzer braucht um bei einem Unfall zu überleben ,im Gegenteil,solch Dreckschleuder sehen meist bei einem Unfall bruchreif aus

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