Teurer und später fertig

Sicherheitszentrum Rothenburg kostet neu 290 statt 91 Millionen

So soll der Bau bei Rothenburg Station dereinst daherkommen. (Bild: Visualisierung: Kanton Luzern)

Das Sicherheitszentrum Rothenburg wird konkreter. Für die weitere Planung beantragt die Regierung einen Planungskredit von 22 Millionen Franken. Bereits fest steht, dass das Projekt markant teurer wird als gedacht. Zudem wird es später fertiggestellt.

In Rothenburg plant der Kanton Luzern ein weiteres Mega-Bauprojekt. Statt Büroräumen wie am Seetalplatz steht das Gebäude in der Nähe des Bahnhofs Rothenburg Station im Zeichen der Sicherheit. Ursprünglich sollten die Luzernerinnen bereits 2023 darüber abstimmen können. Doch wegen diverser Verzögerungen hat sich dieser Termin nach hinten verschoben (zentralplus berichtete). Die Luzerner Regierung beantragt jetzt 22 Millionen Franken für die weitere Planung und stellt neue Eckpunkte des Projekts vor.

Honorare und teurere Materialien erhöhen die Kosten

Dabei wird deutlich: Seit der Vorstellung des Projekts 2019 hat sich einiges getan. Statt der ursprünglichen 91 Millionen Franken prangt nun ein stolzes Preisschild von rund 290 Millionen Franken am Bau. Dies, nachdem der Preis bereits nach Vorstellung des Siegerprojekts im März 2021 auf 112 Millionen Franken angehoben wurde.

Die Regierung erklärt das in ihrem Bericht und Antrag einerseits damit, dass zum damaligen Zeitpunkt nicht alle Kosten einberechnet worden sind. So die Kosten für das Grundstück, die Ausstattung und spezifische technische Betriebskosten, wie etwa für die Labore oder den Schiesskeller. Durch den gestiegenen Raumbedarf kommen zusätzliche hinzu, die bereits in der ersten Bauetappe realisiert werden. Ursprünglich sollte dieses Vorhaben in einer zweiten Bauetappe realisiert werden. Diese ist mittlerweile aber obsolet.

Hinzu kommen höhere Honorare für das Planungsteam, da das Projekt komplexer wird als ursprünglich angenommen. Weiter machen teurere Baumaterialien und Rohstoffe Zusatzkosten von rund 23 Millionen Franken aus. Zu guter Letzt hat die Regierung eine Reserve von 44 Millionen Franken eingeplant.

Zellen in Rothenburg werden endlich menschenrechtskonform

Denn anders als ursprünglich angenommen, ziehen nicht nur die Sicherheits- und Verkehrspolizei, die Dienststelle Lebensmittelkontrolle und der Verbraucherschutz und Veterinärdienst ins neue Zentrum. Sondern auch die neue gemeinsame Einsatzleitzentrale der Kantone Luzern, Nidwalden und Obwalden, die ursprünglich auf dem EWL-Areal angedacht gewesen wäre. Dafür erhält Luzern von den Mitbenutzern rund eine Million Franken jährlich. Hinzu kommt der Sanitätsnotruf «144» Zentralschweiz und die Staatsanwaltschaft Abteilung 2 Emmen.

Die Luzerner Polizei verschiebt zudem weitere Abteilungen nach Rothenburg. So soll unter anderem der Ordnungsdienst, die Interventionseinheit und das Flottenmanagement dort untergebracht werden. Weiter soll die Luzerner Polizei in Rothenburg Zellen mit Tageslicht erhalten. «Die Haftbedingungen im Festnahmezentrum entsprechen wieder den Menschenrechtsstandards», schreibt die Regierung dazu in der Botschaft. Erst jüngst ist die Polizei für ihre Zellen von der Folterkommission gerügt worden, welche das fehlende Tageslicht als «äusserst kritisch» beurteilte (zentralplus berichtete).

Ein Teil des Gebäudes ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Erdgeschoss gibt es eine Kindertagesstätte, die auch einen Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie leisten soll. Im ersten Obergeschoss finden sich Ausbildungs- und Aufenthaltsräume, Forum-Bereiche, Aula, Mensa sowie Multifunktions- und Besprechungsräume, die zumindest halböffentlich zugänglich sind.

Inbetriebnahme drei Jahre später als geplant

Durch die Erweiterung des Projekts verzögert sich auch der ursprüngliche Zeitplan. Statt wie vorgesehen 2028 ist die Inbetriebnahme neu für Sommer 2031 vorgesehen. Vorausgesetzt, der Kantonsrat gibt an der März-Session 2023 grünes Licht für den Planungskredit. Und die Luzernerinnen sagen im Oktober 2026 an der Urne ebenfalls Ja.

Die Regierung hält jedoch fest: «Unser Rat setzt alles daran, den Terminplan nach Möglichkeit zu optimieren, um die Inbetriebnahme vorziehen zu können.» Wenn dieses fertiggestellt ist, rechnet der Kanton mit jährlichen Mehrkosten von rund 2,9 Millionen Franken.

Synergien werden gern gesehen

Grundsätzlich stehen alle Parteien dem Projekt positiv gegenüber. «Das Sicherheitszentrum wird einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit im Kanton Luzern leisten», ist etwa die FDP überzeugt. Besonders positiv bewerten die Parteien den «verkehrstechnisch optimalen Standort», das Synergie-Potenzial und die Hybridbauweise von lokalem Holz und recyceltem Beton.

«Es stellt sich die Frage, ob eine derartige Kostensteigerung noch tragbar ist.»

Stellungnahme der SP zum Sicherheitszentrum Rothenburg

Letzteren Punkt betonen insbesondere SP und Grüne, für die eine emissionsarme Bauweise auch infolge des verabschiedeten Klimaberichts zwingend ist. Die Grünen streichen ebenfalls hervor, dass im neuen Sicherheitszentrum «wieder menschenrechtskonforme Haftbedingungen geschaffen werden».

Parteien beäugen Preisschild skeptisch

Kritisch sehen Mitte, SVP, SP jedoch das Preisschild. So kündigen SVP und Mitte an, im Rahmen der Kommissionsarbeit ein besonderes Augenmerk darauf zu legen. «Einsparungen sind zu prüfen», hält etwa die SVP fest. Sie hinterfragt beispielsweise, ob der Kanton Luzern wirklich ein eigenes Labor benötige.

Zudem stellt sich für sie und die SP die Frage, ob der Kanton wegen anstehenden Investitionen dieses Projekt finanziell stemmen mag. Die SP nennt hierbei etwa die Kapitalerhöhung der Luzerner Kantonalbank (zentralplus berichtete). «Es stellt sich deshalb die Frage, ob eine derartige Kostensteigerung, wie sie beim Sicherheitszentrum stattfand, noch tragbar ist», wie sie schreibt.

Für die Verzögerung des Zeitplans äussern die Parteien Verständnis. «Die Verzögerung bedauern wir. Auf der anderen Seite ist einem Projekt mit diesem Investitionsvolumen die notwendige Planungszeit einzuräumen», schreibt die Mitte stellvertretend für den Tenor.

Die Botschaft samt Planungskredit wird voraussichtlich im März 2023 im Kantonsrat beraten. Gibt dieser grünes Licht, wird bis April 2025 ein Projekt ausgearbeitet, dessen Baukredit im Oktober 2026 an die Urne kommen soll.

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Paul
    Paul, 04.12.2022, 15:41 Uhr

    Ups. Und das geht einfach so durch und wird bezahlt? Rechnet noch eine mil für mich ein. Danke. Möchte doch such etwas ….

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 02.12.2022, 11:14 Uhr

    Es ist bekannt, dass die Law-and-Order-Fetischisten das Geld des Steuerzahlers mit beiden Händen aus dem Fenster rauswerfen. Ein völlig schwachsinniges und überdimensioniertes Projekt ohne Nutzen für den Bürger. Unfassbar wie sich Planer, Entwickler, Vorstudien- und Machbarkeitsstudien-Fetischisten beim Steuerzahler bedienen.

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  • Profilfoto von Hannes Estermann
    Hannes Estermann, 01.12.2022, 16:51 Uhr

    Irgendwie scheint das scheinbar,gross zügig geplante Objekt, vom Zeithorizont her und der ausufernden Kosten wegen, eine Minikopie der weltberühmten Kathedrale «Sagrada familia» von Antoni Gaudi in Barcelona zu werden.
    Bitte schön-natürlich nicht vom Kunstwert her!
    Seit 1882 arbeitet man dort an diesem höchst eindrücklichem Gebäude, ebenfalls nach dem vermutlich bewährten Motto …Irgendwer wird es ja schon zahlen !!!
    2026 soll dieses, geplante höchste Gotteshaus der Welt fertig gebaut sein,sofern die dortige kath.Kirche weiterhin zahlen kann.Ohne japanischen Grosskonzerne,die der Werbung wegen,enorme Summen frei machen,währe das Projekt schon lange unvollendet sistiert.
    Liebe Stimmbürger-spendet schon jetzt mit adventlicher Vorfreude nach Rothenburg,der einst stolzen Vogtei,damit der Bau bis Sanct Nimmerlein gebaut sein wird.

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  • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
    Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 01.12.2022, 14:01 Uhr

    Die Nasführung des Steuerzahlers!
    Früher hiess es bei Becker noch «die Irreführung der Behörden». Mittlerweile haben
    die den Spiess radikal umgedreht! Unglaublich diese Vorgänge! Unfassbar!!

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  • Profilfoto von Cedric Martini
    Cedric Martini, 01.12.2022, 13:11 Uhr

    So eine Verdreifachung der Baukosten kann schon vorkommen, passiert uns ja allen mal. Und auch, dass man den Preis für das Bauland nicht einberechnet. Ist ja wirklich nur Insidern bekannt und ein gut gehütetes Geheimnis, dass man Land benötigt, um ein Gebäude drauf stellen zu können. Arbeiten beim Kanton Luzern wirklich nur Deppen?

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 01.12.2022, 12:45 Uhr

    Diese kleine Preissteigerung ist selbstverständlich völlig irrelevant, die SteuerzahlerInnen haben bestimmt Verständnis für die winzige Korrektur am Preissschild. Der Kanton zeigt damit, dass er verantwortungsvoll mit unser aller Steuergeld umgeht. Aber eine ganz wichtige, ja gewissermassen lebenswichtige Info vermisse ich im Artikel. Und genau diese Info ist nun wirklich zentral für den obersten Verantwortlichen dieses vorbildlichen Projekts: Wurden um Himmels Willen genügend Apéroflächen und Kühlschränke eingeplant?

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