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In der letzten Woche wurden gleich zwei Polizisten der Zuger Polizei tätlich angegriffen. Schweizweit nimmt die Gewalt gegenüber Polizistinnen zu. Was ist da los?
Samstagabend in Zug, Haltestelle Schutzengel: Der Mann, der von der Polizei gesucht und nun kontrolliert wird, greift in seine Jackentasche und nimmt eine Glasflasche in die Hand. Er zerschlägt sie und sticht mit dem abgebrochenen Flaschenhals in Richtung des Polizisten (zentralplus berichtete).
Nur wenige Tage zuvor, am Donnerstagabend, wurde eine Polizistin bei einer Hausdurchsuchung in Hünenberg verletzt. Nachdem die Staatsanwaltschaft eine Hausdurchsuchung bei einem mutmasslichen Marihuana-Verkäufer angeordnet hatte, verhielt sich der Beschuldigte kooperativ, seine Familie aber zunehmend aggressiv. Diese wollte die Polizisten nicht in die Wohnung lassen. Schliesslich attackierte die Familie die Polizisten, bedrohte sie verbal und stiess sie auch zurück. Eine Polizistin wurde leicht verletzt.
Gewalt gegenüber Polizei nimmt schweizweit zu
Gewalt und Bedrohung gegenüber der Polizei sind längst keine Seltenheit mehr. Schweizweit kam es 2021 zu 3'557 Fällen von Gewalt und Drohungen gegen Behörden und Beamte. Das waren so viele wie noch nie.
”«Wenn dann noch Drogen oder Alkohol im Spiel sind, haben viele gar keine Hemmungen mehr beziehungsweise haben sich nicht mehr unter Kontrolle.»
Thomas Armbruster, Kommandant Zuger Polizei
National ist die Stadt Luzern auf Platz 1 (zentralplus berichtete). 2020 wurden im Kanton Luzern 209 solche Fälle gemeldet, im Kanton Zug waren es 38. 2021 verzeichnete man im Kanton Zug 32 Fälle von Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte. Die Zahlen 2022 liegen noch nicht vor. «Gemessen an der Anzahl Einsätze sind es Einzelfälle, bei denen es zu Gewalt kommt», sagt Kommandant Thomas Armbruster auf Anfrage.
Mit dem Alkohol gehen die Hemmungen verloren
Bei den meisten Fällen werden Polizistinnen verbal angegriffen oder bedroht. Gewalt ist seltener. «Allerdings stellen wir in den letzten Monaten eine Zunahme fest, da gleich mehrere Polizistinnen und Polizisten bei Angriffen verletzt wurden», so Armbruster. Die Zuger Polizei toleriere diese Fälle nicht und verzeige sie konsequent. Armbruster ist überzeugt, dass das eine präventive Wirkung hat.
Worin sieht die Zuger Polizei mögliche Gründe, dass Polizistinnen vermehrt angegriffen werden? Als Hauptursache nennt Armbruster den gesellschaftlichen Wandel. «Wir spüren auch deutlich, dass immer mehr Menschen psychisch belastet sind. Wenn dann noch Drogen oder Alkohol im Spiel sind, haben viele gar keine Hemmungen mehr beziehungsweise haben sich nicht mehr unter Kontrolle.» Der Konsum von Suchtmitteln sei häufig der Auslöser für Aggression.
Eigensicherung der Polizistinnen wird noch wichtiger
Die Polizei muss deswegen heutzutage auf die Eigensicherung der Polizistinnen noch mehr Wert legen. «Polizistinnen und Polizisten müssen nicht nur körperlich in der Lage sein, einen Angriff abzuwehren und Personen festzunehmen. Sie werden auch darin geschult, sich mental auf die unterschiedlichsten Einsätze vorzubereiten und Situationen richtig einzuschätzen und sich nicht selber in Gefahr zu bringen», so Armbruster. Das Gespräch sei immer noch das wichtigste Einsatzmittel. «So gelingt es in den meisten Fällen, deeskalierend zu wirken und das Gegenüber zu beruhigen.»
- Medienmitteilungen der Zuger Strafverfolgungsbehörden
- Schriftlicher Austausch mit Thomas Armbruster, Kommandant Zuger Polizei
- Statistik des Bundesamts für Statistik (Bfs)
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