Treffen mit vermeintlichem Teenie

«Pedo-Hunter» locken Mann in Falle und schlagen brutal zu

Elf Jugendliche stehen im Verdacht, einem 22-Jährigen gemeinsam eine Falle gestellt zu haben. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Ein junger Mann wurde in Rotkreuz brutal attackiert, nachdem er sich mit einem vermeintlichen Teenager treffen wollte. Die Polizei warnt eindringlich vor privaten «Pedo-Hunting»-Aktionen.

Samstagabend, 5. April, Golfplatz in Rotkreuz: Ein 22-jähriger Mann wird unter dem Vorwand, sich mit einem vermeintlich minderjährigen Mädchen zu treffen, in eine Falle gelockt. Am Treffpunkt wurde der junge Mann von mehreren Personen überfallen, mit Faustschlägen und Fusstritten traktiert und schwer verletzt, wie die Zuger Strafverfolgungsbehörden am Dienstag mitteilen.

Der 22-Jährige musste ins Spital eingeliefert werden. Vor Ort konnte die Polizei einen der beteiligten Angreifer festnehmen. Unter der Leitung der Jugendanwaltschaft des Kantons Zug wurden umgehend intensive Ermittlungen zu den weiteren Tatbeteiligten aufgenommen.

Koordinierte Polizeiaktion – mehrere Jugendliche festgenommen

Bereits wenige Tage später, am Mittwoch, 16. April, nahm die Polizei bei einer koordinierten Polizeiaktion in mehreren Kantonen der Zentralschweiz acht weitere Tatverdächtige fest.

Durch umfangreiche Ermittlungen konnte die Polizei später zwei weitere Tatbeteiligte identifizieren. Bei allen Beschuldigten handelt es sich um Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren.

Die Strafverfahren laufen unter der Aufsicht der jeweiligen Jugendanwaltschaften weiter.

Hinweise auf «Pedo-Hunting»

Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der Vorfall im Zusammenhang mit sogenanntem «Pedo-Hunting» steht. Dabei versuchen Privatpersonen, mutmassliche Sexualstraftäter über soziale Medien zu entlarven und stellen ihnen Fallen.

«Es handelt sich zweifellos um einen aussergewöhnlichen Fall.»

Frank Kleiner, Mediensprecher der Zuger Strafverfolgungsbehörden

Die Polizei warnt ausdrücklich vor solchen eigenmächtigen Aktionen: Sie seien gefährlich, rechtswidrig und würden strafrechtlich verfolgt. Verdächtige Vorkommnisse sollten ausschliesslich den zuständigen Behörden gemeldet werden.

«Aussergewöhnlicher Fall»

Insgesamt elf Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren stehen jetzt im Verdacht, dem 22-Jährigen gemeinsam eine Falle gestellt und ihn angegriffen zu haben. «Es handelt sich dabei um den ersten uns bekannten Fall in diesem Ausmass im Kanton Zug – und zweifellos um einen aussergewöhnlichen Fall», sagt Frank Kleiner, Mediensprecher der Zuger Strafverfolgungsbehörden.

Über welche Plattform der Kontakt zwischen dem 22-Jährigen und den Jugendlichen zustande kam, gibt Kleiner nicht bekannt. «Die Ermittlungen und die Strafuntersuchung sind noch im Gang. Deshalb können wir dazu derzeit keine weiteren Angaben machen – auch nicht dazu, welche Kantone in die koordinierte Polizeiaktion involviert waren oder aus welchen Kantonen die Jugendlichen stammen.»

Sind Jugendliche einer einschlägigen Szene zuzuordnen?

Aktuell gäbe es laut Kleiner zudem keine Hinweise darauf, dass die beschuldigten Jugendlichen einer politisch extremistischen oder sonstwie einschlägigen Szene zuzuordnen seien.

Interessant ist dies vor dem Hintergrund, dass in Deutschland das Bundesamt für Verfassungsschutz eine neue Tendenz bei Rechtsextremen sieht: Diese würden verstärkt den Fokus auf Pädophile richten – als Strategie und Aktionsform. Durch «Pedo-Hunting» locken sie Personen über soziale Medien in die Falle. Opfer seien dabei oft nicht vermeintliche Pädophile, sondern queere Menschen ohne Hinweise auf potenzielle Pädokriminalität.

«Pedo Hunting» ist auch in den USA ein Phänomen. Besonders auf Social-Media-Plattformen wie Tiktok gingen in der Vergangenheit immer wieder Videos viral, auf denen Menschen Jagd auf mutmassliche Pädokriminelle machen. Gemäss einem Artikel der «New York Times» seien seit 2023 mindestens 170 Fälle von gewalttätiger Selbstjustiz verzeichnet worden.

Gegen das Opfer wird ebenfalls ermittelt

Gegen das Opfer des Angriffs in Rotkreuz wird ebenfalls ermittelt. Laut Mitteilung besteht der Verdacht, dass der 22-Jährige sexuelle Handlungen mit einer minderjährigen Person anstrebte. Die Polizei betont, dass die Aufklärung und Verfolgung solcher Straftaten ausschliesslich in der Verantwortung der Strafverfolgungsbehörden liegt.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der Zuger Strafverfolgungsbehörden
  • Telefonat mit Frank Kleiner, Mediensprecher der Zuger Strafverfolgungsbehörden
  • Beitrag der deutschen «Tagesschau»
  • Artikel in der «New York Times»
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