FCL-Fans aufgepasst

Mit der ID ins Stadion: Personalisierte Tickets rücken näher

Der Luzerner Sicherheitsdirektor Paul Winiker hofft auf eine baldige Einführung personalisierter Tickets. (Bild: Dominik Stegemann)

Für viele Fussballfans sind personalisierte Tickets ein No-Go. Trotzdem wird deren Einführung wahrscheinlicher, bereits auf die Saison 23/24. Der Luzerner Sicherheitsdirektor Paul Winiker begründet.

Während die Spieler der Schweizer Fussballliga nach einer langen Saison die Beine hochlagern, laufen im Hintergrund die Planungen für die kommende Spielzeit auf Hochtouren. Und nebst Fragen zum Spielplan oder zur Kaderplanung bewegt die Verantwortlichen einmal mehr auch diese Frage: Wie kann die Sicherheit in den Fussballstadien gewährleistet werden?

Denn nebst einem überraschenden Meister und einem packenden Abstiegskampf zeigte die vergangene Saison auch schonungslos auf: Nicht nur die Fans sind nach der Pandemie in die Stadien zurückgekehrt, sondern auch die leidigen Ausschreitungen zwischen den Fussball-Chaoten.

Der Tiefpunkt war erreicht, als FCZ-Fans im Zürcher Derby den Platz stürmten und brennende Pyro-Fackeln in den Gästesektor warfen. Doch auch in Luzern gab es in den vergangenen Monaten immer wieder wüste Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Fans der Gäste (zentralplus berichtete).

Personalisierte Tickets rücken näher

Bereits im vergangenen Herbst hatte darum die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) entschieden, dass es so nicht weitergehen kann. Personalisierte Tickets sollen her – und der Anonymität in den Stadien, die den Chaoten Schutz gibt, ein Ende setzen. Seither blieb es ruhig um diese Idee. Nun kommt aber Bewegung in die Sache.

«Personalisierte Tickets wird es frühestens auf die Saison 23/24 hin geben.»

Paul Winiker, Sicherheitsdirektor Kanton Luzern

So haben die KKJPD, die Schweizer Fussballliga und die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörde Anfang Juni gemeinsam ein Projekt lanciert. Dessen Ziel ist es, eine Machbarkeitsstudie auszuarbeiten. Mit dieser soll geprüft werden, unter welchen Voraussetzungen personalisierte Tickets in Schweizer Stadien eingeführt werden können.

Noch ist nichts in Stein gemeisselt. Aber die personalisierten Fussballtickets könnten in der Schweiz bald Realität werden. Dass die kommende Saison noch nicht davon betroffen ist, versichert der Luzerner Sicherheitsdirektor Paul Winiker, der auch Präsident der Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörde ist: «Personalisierte Tickets wird es frühestens auf die Saison 23/24 hin geben», sagt er auf Anfrage von zentralplus. Ab dann gäbe es also nur noch Zutritt zur Luzerner Swisspor-Arena, wer nebst dem Ticket auch einen gültigen Ausweis vorweist.

Was ist der Nutzen der Massnahme?

Doch was erhofft sich der Sicherheitsdirektor von der Massnahme? In erster Linie hätten personalisierte Tickets eine abschreckende Wirkung auf gewalttätige Personen. «Personalisierte Tickets lösen nicht alle Probleme», räumt Winiker ein. «Aber wir können damit verhindern, dass Personen, deren Gewaltpotenzial bekannt ist, ins Stadion gelangen.»

«Für die Fans gehören Pyros zur Fankultur. Für uns sind die ein lebensgefährlicher Verstoss gegen das Sprengstoffgesetz.»

Paul Winiker

Weiter sei es möglich, bei Ausschreitungen im Stadion mithilfe von Videoaufnahmen einfacher nachzuvollziehen, welche Personen daran beteiligt gewesen seien. Das mache die Strafverfolgung einfacher.

Doch die Einführung personalisierter Tickets würde alles andere als geräuschlos über die Bühne gehen. Insbesondere die Fans sähen darin einen massiven Einschnitt in ihre Fankultur. Das zeigt sich am Beispiel von Pyro-Fackeln. «Das Abbrennen von Pyros ist einer der Hauptstreitpunkte, die wir mit den Fans im Stadion haben», führt Winiker aus. «Für sie gehören Pyros zur Fankultur. Für uns sind diese ein lebensgefährlicher Verstoss gegen das Sprengstoffgesetz.» Es handle sich dabei um ein Offizialdelikt, das eine Strafverfolgung rechtfertige.

Dass Pyro-Fackeln endgültig verbannt werden, ist aber nicht die einzige Sorge der Fans im Zusammenhang mit den neuen Tickets: «Viele Fans befürchten, dass mit personalisierten Tickets auch eine Sitzpflicht in den Stadien eingeführt wird», sagt Winiker. Aus diesem Grund sei der Dialog mit den Fans so wichtig. «Wir müssen aufzeigen, dass es da keinen Zusammenhang gibt. Wenn wir transparent sind, schaffen wir Vertrauen. Das führt hoffentlich zu einer Deblockade der Diskussion.» 

Gewalt im Stadion ist nicht die einzige Baustelle

Die Gewalt in den Stadien ist derweil längst nicht die einzige Sorge Winikers. Ebenso problematisch findet er die Frage, wie die Gästefans aus ihrer Stadt zum Stadion gelangen: «Auch der Fantransport wird zunehmend zu einem grossen Problem», sagt Paul Winiker. Gerade die Verkehrsbetriebe Luzern können davon ein Lied singen. Gleich mehrmals in dieser Saison haben Gästefans die Fanbusse der VBL regelrecht verwüstet und auseinandergenommen (zentralplus berichtete).

Mehrmals nahmen Gästefans diese Saison die Fanbusse der VBL auseinander. (Bild: zvg)

Nicht nur die Kosten, die dadurch entstehen, steigen. Auch das Fahrpersonal sei zunehmend verängstigt, berichtet Winiker. Darum sei es Zeit, das Konzept der Fantransporte zu überdenken: «Eine Möglichkeit wäre es, die Fans mit privaten Bussen direkt zum Stadion zu fahren.» Zwar liessen sich auch dort keine Sachbeschädigungen ausschliessen. Der Vorteil dieser Lösung besteht jedoch darin, dass die Busse direkt zum Stadion fahren und das übrige Verkehrsnetz somit nicht eingeschränkt wird.

Für diese Transporte wären die Klubs unter Umständen auch selber zuständig. Einen entsprechenden Passus dafür gibt es im Hooligan-Konkordat bereits. Noch handelt es sich aber – wie bei den personalisierten Tickets – um Wunschdenken des Luzerner Sicherheitsdirektors.

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13 Kommentare
  • Profilfoto von Peter
    Peter, 13.06.2022, 09:51 Uhr

    Jaja, probiert es nur weiter… Es gibt bereits genügend Rechtsmittel, die eingesetzt werden können. Als Fussballfan ist man per se schon mal schlechter gestellt vor dem Gesetz, da teils verwaltungsgerichtlich die Beweislast umgekehrt wurde. Die personalisierten Tickets lösen erstens kein Problem und werden krachend scheitern.

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  • Profilfoto von Mike313
    Mike313, 12.06.2022, 08:47 Uhr

    Ich habe kein Problem mit personalisierten Tickets, jedoch wird das nichts nützen, da die Pyros immer voll vermummt gezündet werden. Auch stehen/sitzen die Pyrozünder dann sicher nicht auf den Plätzen welche mit ihren Tickets in Verbindung gebracht werden könnten. Und ausserhalb des Stadions sind die personalisierten Tickets nicht von Bedeutung.
    Zu den demolierten Bussen gäbe es eine einfache Lösung: Mit den Bussen beim Bahnhof in einen abgesperrten Bereich fahren. Wenn der Bus nach einer kurzen Kontrolle in Ordnung ist, können die Gäste den Bereich ungehindert verlassen. Wenn nicht werden von jedem Fahrgast die Daten erfasst und sie haften solidarisch für den entstandenen Schaden. Meine Meinung.

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    Oliver Heeb, 11.06.2022, 21:22 Uhr

    Endlich! Den vorhersehbaren Trötzelein aus dem einschlägigen Fanmilieu ist keine Beachtung zu schenken. Diesen Leuten muss endlich klar gemacht werden, dass ihre „Bedürfnisse“ keine Relevanz haben können.

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    Peter Walther, 11.06.2022, 11:02 Uhr

    Personalisierte Tickets sofort einführen – die Situation in Luzern mit den sogenannten «Fans» ist unmöglich …

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      Polizist Wäckerli, 11.06.2022, 20:24 Uhr

      Luzern hat die besten Fans der Schweiz. Selbst inder vergangenen Problemsaison gab es keinen einzigen negativen Vorfall mit den eigenen Fans.

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    • Profilfoto von Markus Fuchs
      Markus Fuchs, 13.06.2022, 10:49 Uhr

      Was erzählst du da für? Luzern war in der letzten Saison die Vorzeige-Kurve schlechtin. Kreativität und Leidenschaft noch und nöcher. Choreos am Laufmeter. Zum Beispiel 1’500 Auswärtsfans in Lugano am Cup Match. 2’000 oder noch mehr in Schaffhausen. Nicht einmal waren die Luzerner Fans in irgendwelche Tumulte, Scharmützel oder dergleichen involviert. Wenn dann waren es die Gästefans, die sich mit der Polizei angelegt haben, Böller im Bahnhof gezündet haben oder Busse demoliert haben. Nicht einmal waren die Luzerner mit von der Partie. Beim letzten Auswärtsspiel in Schaffhausen, haben ein paar idiotische Schaffhausen Fans provoziert, so dass es zu einem kurzen Handgemenge kam. Das war’s. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn man das gegenüber stellt, wie oft die Fans und die Kurve mit grossartigen Aktionen, Choreos und lautstarkem Support aufgefallen sind und beeindruckt haben, ist es nur lächerlich ein solches Fazit zu ziehen. Leider aber interessieren die positiven Dinge der Luzerner Fanszene und Fankultur kein einziges Medium wirklich, weil es ja keine Klicks gibt. Lieber drauf warten, dass ein Böller gezündet wird und dann vom dritten Weltkrieg schreiben. Da springen die Walther’s, Heeb’s, Hinz und Kunz dann gerne sofort auf den Zug auf und schreien fröhlich im Kanon. Gerne darf man hier auch die journalistische Intention und den Berufsstolz von gewissen Journalisten in Frage stellen. Fundiert, recherchiert und ausgewogen ist das alles dann ganz sicher nicht. Aber das ist ein anderes Thema.

      Und du schreibst hier von einer unmöglichen Situation. Woher weisst du das? Woher hast du deine Informationen? Erstens hast du keine Ahnung und zweitens bist du einfach einer der vielen Wutbürger, die überall Feuer ins Öl giessen, und die Welt sowieso hassen. Du bist wohl genau auch einer, der motzt, wenn es am Dorffest Freibier gibt und es dann nicht mal Schaum drauf hat.

      Mach dir ein Bild, informiere dich und setz dich mit der Materie auseinander bevor du hier zum ganz grossen Urteilsverkünder mutierst. Andernfalls lass es einfach bleiben. Das ist nur peinlich.

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      • Profilfoto von Polizist Wäckerli
        Polizist Wäckerli, 14.06.2022, 10:42 Uhr

        Ich feiere Dich….der Spruch mit dem Freibier ist ganz grosses Kino 🙂

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  • Profilfoto von Russenlover_Beter_lic.phil.
    Russenlover_Beter_lic.phil., 11.06.2022, 06:16 Uhr

    findi gut….noch besser fände ich, wenn man den fcl abschaffen würde….dann wär mal ruhe!

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    • Profilfoto von Roger Tschudin
      Roger Tschudin, 11.06.2022, 16:22 Uhr

      Genau, sehr durchdacht. Die Leute würden dann ruhig zuhause bleiben. Wie schwierig ist es zu verstehen, dass wir es mit einem gesellschaftlichen und keinem fussballspezifischen Problem zu tun haben?! Ist vernetztes Denken beim Weg zum lic. phil. keine Voraussetzung?! Heitere Fahne..

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      • Profilfoto von Marc
        Marc, 11.06.2022, 19:56 Uhr

        Ein gesellschaftliches Problem? Also bitte. Pyros und Böller in Menschenmengen zünden, teilweise auf andere Fans werfen und regelmässig Busse und Züge zerstören hab ich ausser bei den Fussballfans noch nirgends gesehen.

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      • Profilfoto von Russenlover_Beter_lic.phil.
        Russenlover_Beter_lic.phil., 11.06.2022, 20:18 Uhr

        touché

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      • Profilfoto von Godi Waser
        Godi Waser, 11.06.2022, 20:27 Uhr

        Der ist so viel lic. phil. wie Dällenach Kari. Gruss an unseren Meistergoali und Andrea.

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      • Profilfoto von Michel von der Schwand
        Michel von der Schwand, 13.06.2022, 15:13 Uhr

        Im Grundsatz kann man durchaus von einem gesellschaftlichen Problem sprechen. Da gebe ich Ihnen recht. Die englische Hooliganszene zeigt, dass diese Hooligans aus den unterschiedlichsten Schichten stammen. Natürlich wollen sich die Vereine gerne aus der Verantwortung stehlen und bezeichnen dieses Problem als gesellschaftliches Problem. Hooligans sind ein spezifisches Problem des Fussballs, denn diese Szene bewegt sich nur in den Fussballstadien. Die Szene ist organisiert und es bestehen fast schon traditionelle Rivalitäten zwischen den Hooligans einzelner Vereine. Insofern ist es ein gesellschaftliches Problem, als dass die Gesellschaft das Problem partout nicht lösen will und sich gegenseitig die Schuld gibt. Des Weiteren sorgt die Gesetzgebung dazu, dass Fussballstadien quasi zum rechtsfreien Raum werden und die Polizei sucht nicht die Konfrontation, sondern versucht jeweils Situationen zu deeskalieren.

        Die Luzerner Fans sind sicher nicht die schlechtesten Fans in der Schweiz, da stimme ich zu. Was bleibt, ist eben das generelle Bild auf so genannte Fussballfans. Es geht nicht allein um die Fans des FC Luzern. Was passiert bei internationalen Spielen (Bsp. Feyenoord Rotterdam etc.). Viele Ausschreitungen erfolgen im Umfeld von Fussballspielen. Doch sollte man schon ein etwas reflektierten Blick auf das Problem haben. Natürlich ist es mühsam, wenn der gesamte Bahnhof in Luzern wegen Chaoten aus Zürich, Basel und St. Gallen abgesperrt ist. Diese Probleme müssen gelöst werden. Dies hat jedoch zur Folge, dass diese Aufwendungen auch etwas kosten. Sei es für den Steuerzahler oder dann eben für die Fussballvereine. Wichtig ist, dass die Politik verstanden hat, dass der anständige und fussballverrückte Fan, vor den wenigen Vollidioten, geschützt werden muss. So wie wir das am Millerntor seit vielen Jahren tun.

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