Zu knappe Ressourcen

Menschenhandel kommt bei der Luzerner Polizei zu kurz

Die Bekämpfung von Menschenhandel, etwa bei Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden, erfordert aktive Ermittlungen. (Bild: Adobe Stock)

Laut Kriminalstatistik kommt Menschenhandel im Kanton Luzern kaum vor. Was einerseits damit zu tun hat, dass Opfer auf einen strafrechtlichen Weg verzichten und so nicht in die Statistik einfliessen. Andererseits damit, dass die Polizei zu wenig Ressourcen hat, weitere Fälle aufzudecken.

Gemäss Kriminalstatistik sind Fälle von Menschenhandel im Kanton Luzern in den letzten Jahren verschwindend selten. Trotzdem schätzt das Bundesamt für Polizei in seinem neuesten Bericht zum Menschenhandel in der Schweiz das Risiko in Luzern als «mittel» ein. Auch Doro Winkler, Bereichsleiterin bei der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration FIZ, sagt gegenüber der «Luzerner Zeitung», dass Menschenhandel in Luzern durchaus vorkomme. Davon zeugt etwa der Fall einer Thailänderin, die jahrelang Frauen zur Prostitution nach Luzern geschleust hat (zentralplus berichtete).

Im letzten Jahr habe das FIZ sieben Fälle mit Bezug zum Kanton Luzern verzeichnet. Da die Opfer jedoch auf den strafrechtlichen Weg verzichtet haben, tauchen sie nicht in der Kriminalstatistik auf. Zudem betont Winkler, es brauche aktive Ermittlungen, um Fälle von Menschenhandel aufzudecken. Und dies von Personen, die darauf spezialisiert sind.

Polizistinnen kommen kaum dazu

Dessen ist sich auch Simon Steger, Chef der Fachgruppe Sexualdelikte bei der Luzerner Polizei, bewusst. Seine Gruppe ist nicht nur verantwortlich für die Aufklärung von Menschenhandel, sondern auch für Vergewaltigungen, sexuellen Missbrauch und die Bekämpfung der Pornografie. Da liegt dann auch der Hund begraben: Seine zwölf Mitarbeiterinnen müssen stark priorisieren. Auch die vier Mitarbeiter, die auf Menschenhandel spezialisiert seien, arbeiten nur punktuell in diesem Bereich.

Gemäss Einschätzungen von Steger bräuchte es mindestens sechs vollamtliche Polizistinnen, um Menschenhandel im Kanton Luzern wirksam zu bekämpfen, wie er gegenüber dem Nachrichtenportal sagt. Er betont jedoch: «Wir geben im Rahmen unserer Möglichkeiten unser Bestes, um Menschenhandel zu bekämpfen.»

Den Bedarf nach mehr Ressourcen in der Polizei hat auch das Kantonsparlament erkannt. An der letzten Session hat es dem Planungsbericht der Luzerner Polizei, der 118 zusätzliche Stellen fordert, zugestimmt (zentralplus berichtete).

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Scholl Richard
    Scholl Richard, 02.11.2022, 16:48 Uhr

    Seien wir doch ehrlich: es geht im importierten Frauenhandel, nicht diffusen Menschenhandel. Das Tolerieren dieses kriminellen Tuns darf nicht unserer Polizei angelastet werden. Es ist Aufgabe unserer Einwohnerkontrolle und Einwanderungsbehörden.

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