Polizei nimmt 16 Männer fest

Kinderpornografie in Luzern: Auch vier Minderjährige beteiligt

Die mutmasslichen Täter sind zwischen 16 und 85 Jahre alt und sollen unerlaubte Bilder oder Videos verbreitet oder gespeichert haben. (Bild: Adobe Stock)

Im Kanton Luzern ist ein Schlag gegen Kinderpornografie gelungen. Bei diversen Hausdurchsuchungen hat die Polizei 16 Männer festgenommen. Auch 4 Minderjährige hatten Besuch.

Die Luzerner Polizei hat in den vergangenen Wochen 26 Haus­durchsuchungen im Zusammenhang mit Kinderpornografie durchgeführt. Bei den Einsätzen seien 16 Personen festgenommen worden, erklärte die Polizei am Dienstag. Gegen 23 Männer wurde zudem ein Strafverfahren eröffnet.

Wie Simon Kopp, Informationsbeauftragter der Staatsanwaltschaft Kanton Luzern, auf Anfrage von zentralplus mitteilt, seien auch Minderjährige unter den Verdächtigen gewesen. «Unter den 23 Personen sind 4 Jugendliche, also unter 18-Jährige. Diese wurden nicht festgenommen.»

Verbreitung und Speicherung von illegalen Daten

Den 23 Männern wird vorgeworfen, unerlaubte Bild- oder Videodateien gespeichert oder verbreitet zu haben. Die beschuldigten Männer sind zwischen 16 und 85 Jahre alt und stammen zum grössten Teil aus der Schweiz.

Als Kinderpornografie strafbar ist die Abbildung und Verbreitung von Aufnahmen von Kindern bei sexuellen Handlungen oder ihrer Genitalien zu sexuellen Zwecken. Die Gerichte können Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafen verhängen.

«Die Auswertung der Bildmaterialien wird noch Wochen bis Monate in Anspruch nehmen.»

Simon Kopp, Staatsanwaltschaft Kanton Luzern

Bei den Einsätzen konnte die Polizei zudem 300 Speichergeräte beschlagnahmen. Die Ermittler gehen davon aus, dass tausende illegale Dateien gespeichert wurden. «Die Auswertung der Bildmaterialien wird noch Wochen bis Monate in Anspruch nehmen», erklärt Simon Kopp.

Ob die beschuldigten Personen auch selbst Kinderpornografie herstellten, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Die Untersuchungen führen die Staatsanwaltschaft für Spezialdelikte und die Jugendanwaltschaft.

Kinderpornografie in Luzern: Mutmasslich kein Täter-Ring

Ebenfalls herausfinden muss die Staatsanwaltschaft jetzt, ob sich die Täter untereinander kannten oder miteinander in Kontakt standen. Könnte es sein, dass es sich gar um einen Kinderpornografie-Ring handelt?

«Wir gehen aber nicht davon aus, dass die mutmasslichen Täter explizit vernetzt waren.»

Simon Kopp

Auch wenn die Untersuchungen gerade erst angefangen haben, gibt Simon Kopp gegenüber zentralplus eine erste Einschätzung. «Wir gehen aber nicht davon aus, dass die mutmasslichen Täter explizit vernetzt waren.»

Die Beschuldigten wurden bei mehreren Einsätzen im Kanton Luzern zwischen Anfang und Mitte Mai festgenommen. Zuständig für die Ermittlungen war die Fachgruppe für Sexualdelikte der Luzerner Polizei. «An den Aktionen arbeitete die Polizei aber schon länger», sagt Simon Kopp. «Solche Aktionen werden über mehrere Wochen geplant und dann auch mit grossem Aufwand durchgeführt.»

Kinderpornografie und Pornografie nimmt zu

Die Verfolgung von Kinderpornografie im Internet nimmt schweizweit zu. Das Bundesamt für Polizei habe alleine im vergangenen Jahr 1399 Fälle zur Strafverfolgung an die Kantone weitergeleitet, schrieb vor kurzem das Onlineportal «Watson». Das seien fast ein Fünftel mehr Fälle als im Jahr 2020 und sogar doppelt so viele wie 2019.

Eine Expertin mutmasste gegenüber dem Portal, dass sich der Konsum von Kinderpornografie auch wegen der Corona-Pandemie vermehrt haben könnte. Betroffene hätten pädokriminelles Material genutzt, um die Fremdbestimmung durch die Lockdowns zu kompensieren. Denn beim Konsum von kinderpornografischen Inhalten gehe es auch um das Ausleben von Machtfantasien.

Auch der Konsum von normaler Pornografie nehme derzeit deutlich zu, insbesondere unter Jugendlichen, berichtete jüngst das «SRF». Dabei handle es sich oft um selbst produzierte Videos oder auch Sexting. Eine Fachstelle der Kantone hat daher vergangenen Monat eine schweizweite Kampagne veröffentlicht, um vor den Gefahren von Internetpornografie zu warnen. In dem etwa 3-minütigen Video geht es auch um die Gefahren von Kinderpornografie.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der Luzerner Polizei
  • Schriftlicher Austausch mit Simon Kopp, Informationsbeauftragter der Staatsanwaltschaft Kanton Luzern
  • Artikel von «Watson»
  • Beitrag von «SRF»
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