Polizei
Die Zuger Polizei zieht Bilanz zum Jahr 2022

Fast 60 Prozent der Verbrechen werden nicht aufgeklärt

Die Zuger Polizei präsentiert die Verkehrs- und Kriminalstatistik des vergangenen Jahres. (Bild: Zuger Polizei)

Die Verkehrs- und Kriminalstatistik zeigt: Zug ist ein sicherer Kanton. Trotzdem gab es im vergangenen Jahr bei einigen Delikten eine Steigerung.

Sie enthält die wohl wichtigsten Kennzahlen der Zuger Polizei: die Verkehrs- und Kriminalstatistik des Kantons Zug. Am Montag gab die Zuger Polizei die Zahlen für das Jahr 2022 bekannt. Das übergeordnete Fazit der Zuger Polizei: «Die Sicherheitslage ist stabil.»

Davon kann im Bereich der Verkehrszahlen nicht die Rede sein: 2022 kam es zu 742 Verkehrsunfällen. Das sind 102 mehr als im Vorjahr. Zwei Personen kamen dabei ums Leben, drei weitere Personen überlebten nach lebensbedrohlichen Verletzungen. Fast jeder sechste Unfall ereignete sich beim Parkieren. Ausserdem kam es bei Unfällen mit Tieren zu einer Verdoppelung der Unfälle.

Die Polizei macht in ihrem Bericht auch auf eine Entwicklung aufmerksam: «Schwere und komplexe Verkehrsunfälle verlangen ein immer umfassenderes Fachwissen der Spezialisten der Verkehrspolizei», lässt sich Andreas Lucchini, Chef der Bereitschafts- und Verkehrspolizei, in der Mitteilung zitieren. «Je nach Komplexität der Verkehrsunfälle sind, nebst den klassischen Beweissicherungen wie Einvernahmen, Fotografien und Planskizzen, immer mehr auch Beweissicherungen von elektronischen Komponenten in den Fahrzeugen unumgänglich.»

Einbrecher aus dem Ausland sind zurück

Während es 2022 mehr Verkehrsunfälle als im Vorjahr gab, sank die Zahl der Straftaten. 6'045 waren es 2022, 6'114 im Jahr davor. Mit 36 Prozent sank die Zahl der Delikte gegen die sexuelle Integrität besonders stark. 87 Prozent der bekannten Delikte dieses Bereichs wurden auch aufgeklärt.

Deutlich tiefer liegt die Aufklärungsquote bei den Vermögensdelikten: Während es davon 10 Prozent mehr gab als 2021, wurden lediglich 27 Prozent der Delikte gegen das Vermögen aufgeklärt. Trotzdem ist das noch über dem schweizerischen Wert, der bei 25 Prozent liegt.

Die Polizei verzeichnete 2022 mit 268 Delikten auch mehr Einbruchdiebstähle als im Jahr zuvor (223). Das führt Thomas Nabholz, Chef der Kriminalpolizei, auch auf Kriminelle aus dem Ausland zurück: «Spürbar gestiegen sind die Einbruchszahlen nach der Pandemie und der damit verbundenen wieder höheren Bewegungsfreiheit der Bevölkerung Europas.»

Telefon- und Online-Investment-Betrüger auf Vormarsch

Für die Zunahme der Betrugsdelikte um 10 Prozent seien auch Online-Investment- sowie Telefonbetrüger verantwortlich. Dabei trieben es einige Kriminelle so weit, dass sie ihren Opfern bis zu knapp einer Million Franken abknöpften. Die Zuger Polizei schreibt zu den Betrugsdelikten: «Bei beiden Deliktsformen dürfte die Dunkelziffer erfahrungsgemäss hoch sein.»

Hingegen zeigt sich die Zuger Polizei erfreut darüber, dass im Bereich der Jugenddelikte die erfassten Straftaten um fast ein Viertel abgenommen haben. Der stärkste Rückgang im Bereich der Jugendkriminalität betraf Delikte gegen die Freiheit mit 67 Prozent, gefolgt von Delikten gegen die sexuelle Integrität und gegen das Vermögen mit je rund 20 Prozent.

Projekt «Nachbetreuung häusliche Gewalt» zeigt Wirkung

Häufiger als im Vorjahr, nämlich 389 Mal, beschäftigte sich die Zuger Polizei mit Einsätzen im Bereich der häuslichen Gewalt. Damit haben Gewaltdelikte in häuslicher Umgebung im Vergleich zum Vorjahr, als es 378 Fälle waren, leicht zugenommen. Und dies, obwohl sich das Ende der Pandemie auf viele prekäre Wohnsituationen positiv ausgewirkt haben dürfte (zentralplus berichtete).

Trotz der Zunahme von Fällen habe das Projekt «Nachbetreuung häusliche Gewalt» bereits erste Wirkungen erzielt, schreibt die Zuger Polizei. «Die Mitarbeiterinnen der Fachstelle häusliche Gewalt stehen intensiv mit den Beschuldigten wie auch den Opfern in Kontakt», sagt Thomas Nabholz. «Indem sie die Nachbetreuung beider Parteien flankierend zum Strafverfahren sicherstellen, konnte die Zahl der Wiederholungsfälle deutlich reduziert werden.» Mit dieser Massnahme sei der Fokus im Strafverfahren auf die psychosozialen Umstände der Beteiligten erweitert worden.

Zug ist besonders sicherer Kanton

Dem eingangs erwähnten Fazit der Zuger Polizei scheinen die Zahlen recht zu geben: Im Vergleich zur übrigen Schweiz scheint die Zuger Wohnbevölkerung tatsächlich besonders gesetzestreu zu handeln. Während der Schweizer Durchschnitt bei 5,25 Straftaten pro 100 Einwohner liegt, sind es in Zug nur 3,47.

Hingegen ist die Zuger Polizei beim Aufklären von Straftaten «nur» durchschnittlich und klärt – ähnlich wie die Polizeien anderer Kantone – 41,3 Prozent der Straftaten auf. Dennoch spricht die Zuger Polizei von einer «grossen Mehrheit» aufgeklärter Delikte.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der Zuger Polizei
  • Verkehrs- und Kriminalstatistik 2022 der Zuger Polizei
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