Polizeigrosseinsatz in Luzerner Neustadt

Eritreische Inhaber erklären: «Wir hatten einfach Pech»

Das Restaurant Helen in der Neustadtstrasse war am Sonntag Schauplatz eines Polizeigrosseinsatzes. (Bild: kok)

Am Sonntag hat ein Streit in einem eritreisch-äthiopischen Restaurant in Luzern einen Polizeigrosseinsatz ausgelöst. Jetzt erzählen die Inhaber, wie sie den Einsatz erlebt haben.

Yonatan Mulugheta stand in der Küche und kochte wie jeden Mittag eritreisch, als es plötzlich aus dem Gästeraum donnerte. Lautes Geschrei drang in die Küche, ein Streit. Yonatan erschrak. Ohne lange zu zögern, liess er alles stehen und lief auf die Strasse. Auf dem Trottoir angekommen, wählte er die Nummer der Polizei. Nur wenige Minuten später trafen die ersten Polizisten auf Velos ein, dann folgten die Polizeiautos.

Von der Strasse aus beobachtete der gebürtige Eritreer, wie die Polizei sein Restaurant stürmte und die gefährliche Situation entschärfte. Wenig später sperrte die Polizei gemeinsam mit der Feuerwehr den ganzen Block in der Luzerner Neustadt ab (zentralplus berichtete).

Das Ergebnis des Einsatzes am Sonntag: Die Polizei nahm fünf eritreische Männer im Alter zwischen 24 und 41 Jahren vorläufig fest. Zwei weitere im Alter von 27 und 34 Jahren wurden verletzt.

Inhaberpaar hat selbst Fragen

Von der Aufregung, die hier vor 24 Stunden allgegenwärtig war, ist am Montag kurz vor 14 Uhr nichts mehr spürbar. Yonatan und seine Frau Helen stehen vor ihrem eritreisch-äthiopischen Restaurant in der Sonne. Zwei ihrer drei Töchter halten sie auf dem Arm. Seit zwei Jahren führen die beiden das Restaurant Helen an der Neustadtstrasse 16.

Das Inhaberpaar erzählt, dass sie selbst kaum besser informiert seien als der Rest der Neustadt. «Wir wissen wirklich nicht viel: weder, worum der Streit ging, noch, was genau passiert ist», erklärt Yonatan. Die Streithähne seien zudem keine Stammgäste des Lokals gewesen.

Während des Einsatzes hätten er und seine Frau auf der Strasse gewartet. Später seien sie von der Polizei befragt worden. Nachdem die Polizei abgerückt sei, hätten die beiden den Restaurantbetrieb ab 16 Uhr normal fortgesetzt – wie jeden Tag seit zwei Jahren. «Ich arbeite sieben Tage die Woche. Fast 20 Kilogramm habe ich schon abgenommen», meint Yonatan lachend und schaut zu seiner Tochter.

Grosseinsatz in Luzern zur Sicherheit

Jetzt machen sich Yonatan und Helen Sorgen, dass der Ruf ihres Lokals unter der Geschichte leiden könnte. Denn mit dem, was passiert sei, hätten sie nicht zu tun. «So ein Streit kann in jedem Lokal passieren, wir hatten einfach Pech», meint Helen. Mit ihren Gesichtern in den Medien erscheinen wollen die beiden nicht. Sie seien selbst überrascht gewesen, wie gross das Polizeiaufgebot am Ende gewesen sei.

Simon Kopp, Sprecher der Staatsanwaltschaft, erklärt auf Anfrage die Hintergründe der Aktion: «Wenn wir eine Meldung haben, dass es Verletzte in einem Lokal gibt, und wir nicht wissen, ob Gefahr für die Bevölkerung im Gebiet besteht, kommen wir sicherheitshalber mit einem grossen Aufgebot.» Dazu gehöre auch die Feuerwehr.

Ausserdem im Einsatz stand am Sonntag der Kriminaltechnische Dienst, wie ein Augenzeuge gegenüber zentralplus berichtete. Dieser habe relevante Spuren gesichert, erklärt Kopp.

Die Verletzten sind nicht mehr im Spital

Die Absperrung des Gebiets um die Neustadtstrasse, Bleicherstrasse, Mythenstrasse und Neuweg sei unkompliziert gelaufen, resümiert Simon Kopp. «Die Bevölkerung hatte Verständnis für den Einsatz.» Die Anwohner hätten erkannt, dass der Grosseinsatz in Luzern eine Massnahme für die Sicherheit im Quartier gewesen sei.

Gute Neuigkeiten gäbe es auch von den Verletzten. Beide Männer seien bereits am Montag aus dem Spital entlassen worden, weiss Simon Kopp. Weitere Informationen der Polizei gäbe es frühestens nächste Woche. Jetzt folge die Einvernahme der Beteiligten.

Verwendete Quellen
  • Augenschein vor Ort und Gespräch mit Yonatan Mulugheta und Helen
  • Telefonat mit Simon Kopp, Sprecher der Staatsanwaltschaft Luzern
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 06.06.2023, 10:26 Uhr

    Da muss der Yonatan doch keine Angst haben,, Das Restaurant und Küche gut, also und richtig so nicht eingreifen gleich Anrufen hätte in jeder Schweizer Beitz auch passieren können Eine Dicke Entschuldigung ist ja fällig von den Verursacher.

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