Das hielt die Zuger Polizei 2022 auf Trab

Deutlich mehr Verkehrsunfälle und Schwerverletzte in Zug

Unter anderem mit Cyberkriminalität hatte die Zuger Polizei 2022 zu kämpfen. (Bild: zvg)

Im Kanton Zug ereigneten sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr mehr Verkehrsunfälle. Auch verzeichnete die Polizei mehr Suizide und aussergewöhnliche Todesfälle. Die Cyberkriminalität ist auf dem Vormarsch.

«Wenn wir die aktuelle Weltlage ‹von aussen› betrachten, fühlen wir uns äusserst privilegiert und sicher in der Schweiz. Und dieses Gefühl täuscht nicht: Die Sicherheitslage im Kanton Zug ist gut. Das bestätigen auch die Zahlen der vorliegenden polizeilichen Statistik», lässt die Sicherheitsdirektorin Laura Dittli in einer Mitteilung verlauten.

So habe es 2022 etwa keinen Anstieg bei den Delikten rund um häusliche Gewalt gegeben. Dies dürfe gemäss der Zuger Polizei darauf zurückgeführt werden, dass in den vergangenen Jahren verschiedene polizeiinterne Massnahmen zur Sensibilisierung umgesetzt worden seien (zentralplus berichtete).

Auch die Anzahl der Straftaten im Allgemeinen blieb im Vergleich zum Vorjahr quasi unverändert. Dasselbe gilt für die Anzahl an Handlungen mit Kindern, die 2022 bei 22 lag, 2021 waren es 23. Die Zahl der Vergewaltigungen liegt bei 9, im Vorjahr waren es 8. «86,9 Prozent aller Sexualdelikte konnte die Zuger Polizei aufklären», so der Bericht.

Zwei Männer konnten von der Zuger Polizei nach präventiven Chatermittlungen verhaftet werden. Bei beiden waren unzählige kinderpornografische Aufnahmen sichergestellt worden.

Angestiegen sind die Vermögens- und Cyberdelikte sowie die Delikte gegen die Freiheit. Die Kriminalpolizei verzeichnete 6045 solcher illegalen Machenschaften. Allein im Bereich der Cyberkriminalität, zu der Phishing, Cyberbetrug, aber auch Cybermobbing gehört, wurden 448 Fälle registriert.

Deutlich mehr Schwerverletzte

Insgesamt ereigneten sich in Zug im vergangenen Jahr 742 Verkehrsunfälle, das sind 102 mehr als im Vorjahr, jedoch weniger als in den Jahren 2018 (878) und 2019 (811). Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Abbiege- und Einbiegeunfälle deutlich.

Zwei Menschen kamen auf den Zuger Strassen im vergangenen Jahr ums Leben. «In einem Fall wurde ein 61-jähriger Fussgänger auf einem Trottoir in Allenwinden von einem Auto erfasst und tödlich verletzt», heisst es im Bericht. Und im zweiten Fall: «Ein 80-jähriger Mann starb, als er in Menzingen mit seinem Auto eine steile Böschung herunterstürzte.» Auffällig: Mit 79 Schwerverletzten steht das vergangene Jahr an der Spitze der Statistik der vergangenen fünf Jahre.

Weniger Unfälle im angetrunkenen Zustand

40 Menschen bauten in Zug vergangenes Jahr Unfälle im angetrunkenen Zustand, also mit über 0,5 Promille im Blut. 2021 waren es 50. 136 angetrunkene Personen wurden von der Polizei ohne Unfall aus dem Verkehr gefischt. Es seien deutlich mehr Lenkende kontrolliert worden, die unter dem Einfluss von Alkohol (+126 Prozent) oder Drogen (+45 Prozent) gestanden haben.

Die Zahl der Velounfälle lag im vergangenen Jahr bei 72, dazu kamen 50 E-Bike-Unfälle. Die Zahlen sind leicht höher als jene des Vorjahrs.

Bootsunfälle wurden trotz lang anhaltenden schönen Wetters keine verzeichnet. Doch ereigneten sich in Cham und Zug zwei tödliche Badeunfälle.

Eine neue Herausforderung für die Polizei bei Unfällen: E-Autos. «Nach einem Verkehrsunfall mit Hochvoltfahrzeugen müssen die Rettungskräfte, oft sind wir als Polizei als Erste vor Ort, die Gefahren erkennen und entsprechend handeln.» Nur so lasse sich verhindern, dass Polizisten, aber auch nachfolgende Rettungskräfte schwer verletzt würden.

Weil die Fahrertür des Lieferwagens beim Unfall eingedrückt worden war, mussten Angehörige der Stützpunktfeuerwehr Zug (FFZ) diese wegschneiden.
In Zug ereigneten sich 2022 deutlich mehr Unfälle als im Vorjahr. (Bild: Zuger Polizei)

Es klimpert im Bussenkässeli

84'984 Mal (Vorjahr 75'989) wurden Verkehrsteilnehmerinnen im Kanton Zug 2022 gebüsst. Rund 61'557 Mal (Vorjahr 56'102), weil sie zu schnell fuhren. Zudem wurden vergangenes Jahr 20'030 «Bussen im ruhenden Verkehr», also etwa Parkbussen, verteilt. Die Zahl ist fast ein Viertel höher als im Jahr 2021 (15'525).

Hingegen nahm die Zahl der Menschen ab, die wegen Telefonieren während der Fahrt gebüsst wurden. Die Zahl sank von 797 (2021) auf 581.

«Wir konnten nach der Pandemie nicht einfach ins polizeiliche Tagesgeschäft zurückkehren.»

Michael Metzger, Chef Regionenpolizei

Nicht ganz glücklich ist die Regionenpolizei mit der proaktiven respektive präventiven Polizeiarbeit. Gerade im Bereich der Einbruchsprävention hätte sie gern deutlich mehr als die geleisteten 950 Stunden aufgewendet. Stattdessen habe sich die Zuger Polizei auf eine unvorhersehbare Situation einstellen müssen. Direkt nach den Einschränkungen der Pandemie sind in der Schweiz die ersten geflüchteten Ukrainerinnen eingetroffen, was für unerwarteten Aufwand bei der Polizei gesorgt habe.

«Diese Situation bedeutete, dass wir nach der Pandemie nicht einfach ins polizeiliche Tagesgeschäft zurückkehren konnten», wird Michael Metzger, Chef Regionenpolizei, im Bericht zitiert. «Aufgaben und Aufträge, die wir aufgrund der zusätzlichen Tätigkeiten während der Pandemiezeit nicht anpacken konnten, mussten weiterhin auf die Erledigung warten.»

Hohe Zahl an aussergewöhnlichen Todesfällen und Suiziden

Im Jahr 2022 wurden 165 aussergewöhnliche Todesfälle registriert. Polizeikommandant Thomas Armbruster sagt auf Anfrage: «Zu den aussergewöhnlichen Todesfällen zählen alle nicht natürlichen oder unklaren Todesfälle wie Unfälle, Suizide, Tötungsdelikte oder medizinische Behandlungsfehler, bei denen eine Gewalteinwirkung beziehungsweise ein Drittverschulden nicht sicher ausgeschlossen werden kann.»

Armbruster weiter: «Wenn also beispielsweise eine Person allein bei sich zu Hause gestorben ist, klärt die Polizei ab, ob es sich um eine natürliche Todesursache handelt oder ob eine Fremdeinwirkung nicht ausgeschlossen werden kann. Es geht auch darum, die Identität der verstorbenen Personen zu klären.»

Von den 165 Fällen handelte es sich bei 43 Fällen um Suizide. Diese Zahl ist im Vergleich der Vorjahre hoch. Im Jahr 2020 wurden 23 Suizide registriert, 2021 waren es 25. Armbruster relativiert: «Von den insgesamt 43 Suiziden im Jahr 2022 waren 30 Exit-Fälle, also Personen, die durch Sterbehilfe aus dem Leben geschieden sind.»

Fachkräftemangel bei der Zuger Polizei

Wie es im Bericht weiter heisst, gehe der Fachkräftemangel leider auch nicht an der Zuger Polizei spurlos vorbei. Dieser mache sich besonders bei Spezialistinnen sowie Querschnittsfunktionen bemerkbar. Bei Fachkräften aus Informatik und Forensik sei die Polizei nicht mehr in der Lage, mit den marktüblichen Löhnen in der Privatwirtschaft mitzuhalten.

Entsprechend werde die Rekrutierung anspruchsvoller, das Personalmarketing müsse intensiviert werden. Nach wie vor gut sei die Situation bei der Rekrutierung von Polizeianwärtern. «Im Gegensatz zu anderen Korps kann die Zuger Polizei immer noch aus Bewerbenden auswählen und die hohen Qualifikationsvorgaben umsetzen.» Zudem wurde der Bewerbungsprozess überarbeitet und die Rekrutierungszeit stark verkürzt.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der Zuger Strafverfolgungsbehörden
  • Polizeiliche Statistik 2022
  • Telefonat mit Thomas Armbruster, Polizeikommandant
  • Schriftlicher Austausch mit Judith Aklin, Kommunikationsverantwortliche der Zuger Strafverfolgungsbehörden
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Markus Rotzbeutel
    Markus Rotzbeutel, 27.05.2023, 07:18 Uhr

    “ In einem Fall wurde ein 61-jähriger Fussgänger auf einem Trottoir in Allenwinden von einem Auto erfasst und tödlich verletzt”

    Was zum Teufel – diese Autofahrer werden immer dreister.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon