Heisse Debatte in der Swissporarena

Polizei bekämpft Chaoten mit besseren Kameras

Stellten sich dem Publikum: FCL-Präsident Ruedi Stäger (von links), Fanarbeiter Christian Wandeler, Stadtrat Adrian Borgula, Regierungsrätin Yvonne Schärli, Polizeikommandant Adi Achermann und Moderator Christian Bertschi. (Bild: Luca Wolf)

Höhere Sicherheitskosten für den FCL, weniger Ärger für die Anwohner der Fantransporten und mehr Repression der Polizei gegen Chaoten: Das waren die Hauptthemen einer Infoveranstaltung am Dienstagabend in der Swissporarena.

Weit über 100 Personen folgten am Dienstagabend einer Einladung des Kantons, der Stadt, der VBL und des FCL zum Infoabend. Alle Eingeladenen sind Anwohner jener Route, wo an FCL-Heimspielen die Gästefans auf die Allmend und wieder zum Bahnhof zurück transportiert werden. Sie sind folglich teilweise betroffen von grossen Polizeiaufgeboten, Schmierereien und Ausschreitungen. Ziel des Abends war, die Anwohner besser über die Fantransporte zu informieren und mit ihnen in einen Dialog zu treten (zentral+ berichtete).

Nach einer Übersicht, wie Polizei, Kanton und VBL einen Matchtag vorbereiten und durchführen, wurde über folgende Themen teils sehr heftig debattiert:

Höhere Sicherheitskosten für FCL

Heute zahlt der FCL jährlich etwa 50 Prozent oder eine halbe Million Franken an die Sicherheitskosten von etwas über einer Million Franken. Den Rest übernimmt der Kanton Luzern. «Wieso müssen wir Steuerzahler für die Hälfte aufkommen?», ärgerte sich ein Anwohner. Der FCL sei für die Kosten verantwortlich, er solle auch alles bezahlen. Die abtretende SP-Regierungsrätin Yvonne Schärli konnte ihn etwas beruhigen: «Das Parlament hat der Regierung den Auftrag erteilt, den Anteil des FCL auf das bundesgerichtliche Maximum von 80 Prozent zu erhöhen.» Das wären dann über 800’000 Franken. Man sei bereits in Verhandlungen mit dem Club.

Dass diese Verhandlungen kein Damenkränzchen sind, zeigte die Reaktion von FCL-Präsident Ruedi Stäger: «In den vier Jahren Betrieb hier in der Swissporarena haben wir noch nie einen Akt der Gewalt gehabt im Stadion.» Nur hin und wieder Pyros. Noch mehr könne der FCL nicht für die Sicherheit tun. Ausserhalb des Stadions sei er nicht mehr zuständig. Den Club finanziell noch stärker zu belangen, sei höchst unfair: «Der FCL gibt pro Jahr fast 1,4 Millionen Franken für die Sicherheit aus. Eine Halbe Million pro Jahr geht direkt an die Polizei. Pro Besucher sind das drei Franken. Das ist viel mehr als bei anderen Clubs, die teils nur die Hälfte dafür aufwenden müssen.» Schärli bestätigte diesen Sachverhalt.

Auf Nachfrage sagte Schärli gestern zu zentral+, eventuell müsse der FCL nicht die ganzen 80 Prozent der Sicherheitskosten zahlen. Möglich sei etwa, dass bei optimalen Bemühungen des Clubs eine Art kleiner Rabatt gewährt werden könnte. Die neue Vereinbarung tritt ab 2016 in Kraft.

Grossaufgebot der Polizei an der Voltastrasse, nahe beim FCL-Stadion, letzten Sommer. Entlang dieser Strasse werden die Gästefans von den VBL vom Bahnhof zum Stadion und zurück transportiert.

Grossaufgebot der Polizei an der Voltastrasse, nahe beim FCL-Stadion, letzten Sommer. Entlang dieser Strasse werden die Gästefans von den VBL vom Bahnhof zum Stadion und zurück transportiert.

(Bild: zvg)

Mehr Repression der Polizei

Dass die Polizei nach Ausschreitungen oft kaum Chaoten erwischt, ärgerte gestern einige im Publikum. «Warum packt ihr diese Typen nicht einfach ein und behält sie für ein paar Tage im Gefängnis? Das würde helfen! Aber ihr zahlt ihnen noch ein Znacht und lässt sie dann laufen!», enervierte sich ein Besucher des Infoabends. Ein anderer warf unter Applaus ein: «Man sollte gescheiter 20 Schwinger postieren, die würden schon für Ordnung sorgen.»

Doch laut Polizeikommandant Adi Achermann ist es viel schwieriger als man denkt, Chaoten in Gewahrsam zu nehmen. «In der Regel ist es eine Beweisfrage. Wenn wir nicht genügend Beweise haben, sagt die Staatsanwaltschaft, wir müssen die Leute laufen lassen.» Doch Achermann will nicht Däumchen drehen. «Ich will unbedingt im Bereich Repression besser werden.» Auf Nachfrage von zentral+ präzisierte der Polizeikommandant nach dem Infoabend: «Wir wollen zum einen bessere Technik, etwa hochauflösende Videokameras.» Die heutigen seien so gut wie unbrauchbar, weil die Bilder meistens zu wenig scharf für eine Identifikation seien. Zum anderen wolle man personell mehr Ressourcen in die Ermittlungsarbeit stecken. Profis müssten ran, die wüssten, wie man solchen Tätern besser auf die Spur komme. Personell habe man bereits letztes Jahr investiert, die besseren Videokameras sollten dieses Jahr folgen.

Andere Anfahrt zum Stadion

«Wir wollen dieses Theater nicht mehr in unserem Quartier», sagte ein Vertreter des Quartiervereins Hirschmatt-Neustadt. Das grosse Polizeiaufgebot und die polternden Fans – das sei schlicht unzumutbar für die Anwohner. Ein anderer Anwohner sprach von bürgerkriegsähnlichen Zuständen an FCL-Heimspielen. Eine Hausbesitzerin ärgerte sich über von Fans verursachten Dreck, Sprayereien und Vandalismus an ihrem Gebäude, das entlang der Fanroute liegt. «Warum kann man die Gästefans nicht über den Bahnhof Mattenhof zum Stadion transportieren?», fragte ein Besucher. Oder direkt mit Bussen von ihren Städten vor die Swissporarena kutschieren, wollte ein anderer wissen.

Polizeikommandat Adi Achermann erklärte, dass man schon unzählige Varianten durchgedacht habe. Aber keine habe überzeugt. «Die heutige Variante mit Aussteigen bei der Zentralstrasse ist von allen schlechten Varianten noch die beste.» So könne man die Zufahrtsstrassen einfach absperren und die Gästefans in die Busse verfrachten. Ein Vielfaches besser wäre laut Achermann ein separater Fanperron im hinteren Teil des Bahnhofes. Doch dieser musste aus finanziellen Gründen begraben werden.

Kritik an Fanarbeit und Fanlokal

Die Fanarbeit erreiche die Fans ja gar nicht und könne die Probleme nicht lösen. Das habe der «Juden-Skandal» in St. Gallen gezeigt, monierte ein älterer Besucher des Infoabends. Die Fanarbeiter hätten in St. Gallen bloss zugeschaut. Zudem sei das Fanlokal Zone 5 am Bundesplatz am falschen Ort, das müsse da weg, sonst würden die Probleme mit den Gästefans nie aufhören.

Die Fanarbeiter hätten in St. Gallen sehr wohl versucht, einzuschreiten, sagte Fanarbeiter Christian Wandeler. Unterstützung erhielt er von Jörg Häfeli aus dem Publikum. Häfeli ist Präsident der Fanarbeit Luzern: «Das Beispiel in St. Gallen hat deutlich gemacht, dass der Fanarbeit Grenzen gesetzt sind. Aber nur in diesem Moment. Nach dem Vorfall wurde mit den Fans sehr viel Sensibilisierungsarbeit im Bereich Rassismus geleistet.» Laut Häfeli gibt’s pro Jahr acht Spiele mit erhöhtem Risiko und entsprechendem Polizeiaufgebot. «Für mich ist es auch Wahnsinn, dass so was nötig ist. Aber es ist Realität.» Mit einer optimalen Zusammenarbeit aller Beteiligten gelinge es, die Probleme im Griff zu halten.

Zum Standort des Fanlokals, wo im Schnitt 200 bis 300 Fans einkehren, meinte Wandeler: «Dieses Lokal ist privat geführt, nicht von der öffentlichen Hand.» Deshalb könne man den Betreibern auch nicht einfach vorschreiben, wo sie hin sollten. Trotzdem diskutiere man andere Varianten.

FCL-Präsi verschenkt Tickets

Nach dem Ende des angeregten, von VBL-Pressechef Christian Bertschi moderierten Abends gabs für die Besucher nicht nur einen Apéro. FCL-Präsident Ruedi Stäger offerierte allen einen Gratis-Eintritt fürs Spiel diesen Samstag gegen den FC Basel. «Kommen Sie ins Stadion und überzeugen Sie sich von der tollen Atmosphäre.» Dafür erntete doch auch er noch einen warmen Applaus an diesem Abend

Besucher des Podiums in der Swissporarena.

Besucher des Podiums in der Swissporarena.

(Bild: Luca Wolf)

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