«Moralinsaures Expertentum», schimpft Luzerner Ständerätin

Politisch korrekte Fasnacht? Andrea Gmür reagiert genervt

Die Luzerner Mitte-Ständerätin Andrea Gmür hält nichts von einer Politisierung der Fasnacht. (Bild: zvg)

Eine Berner Kulturwissenschaftlerin kritisiert, dass Schweizer Detailhändler Kostüme mit «rassistischer Konnotation» anbieten. Beispielsweise Indianer-Verkleidungen. Die Luzerner Mitte-Ständerätin Andrea Gmür verteidigt die Fasnacht auf Twitter.

Eines ist klar: Originell ist es nicht, sich an der Luzerner Fasnacht als sexy Krankenschwester oder singenden Mexikaner mit Sombrero zu verkleiden. Umstritten ist, ob es moralisch in Ordnung ist, mit Kostümen herumzulaufen, die solche rassistischen und sexistischen Stereotypen bedienen.

Die Kulturwissenschafterin Patricia Purtschert von der Uni Bern hat dazu eine pointierte Meinung. «Derartige Kostüme verbreiten rassistische und sexistische Vorstellungen. Eine Sortimentsbereinigung von Händlern wie Migros, Coop und Manor ist überfällig», sagt sie in den CH Media-Zeitungen.

Andrea Gmür zur Fasnacht: «Politisch total korrekt»

In den bürgerlichen Kreisen der Fasnachtshochburg Luzern kommt das gar nicht gut an. Insbesondere die Ständerätin Andrea Gmür scheint genervt. Sie droht auf Twitter gar damit, «an der Fasnacht als Chinese, Präsident Macron oder als feurige Mexikanerin einzuheizen». Das sei «Politisch total korrekt!»

Sie kritisiert, dass die Kulturwissenschafterin keine Ahnung mehr hätte von der eigenen Kultur. In seinem zweiten Tweet fordert sie: «Stopp dem moralinsauren Expertentum!»

Auch Mitte-Jungpolitiker Luca Boog hat sich in die Diskussion eingeschaltet: «Muss man heute wirklich ALLES politisieren?!», twittert er. Es sei jedem selbst überlassen, was sie oder er an der Fasnacht anziehe. «Ausserdem ist gerade die 5. Jahreszeit für die Narrenfreiheit bekannt & das soll auch so bleiben! Das ist gelebte Kultur & nichts anderes!»

Auf ihren Tweet erhielt die Luzerner Ständerätin einige Kritik. Unter anderem erinnerte ein User an die Fasnachtsgruppe, die sich in Schwyz als Ku-Klux-Klan verkleidete. Dieser Auftritt hatte Strafbefehle wegen grober Belästigung zu Folge. Die Narrenfreiheit sei mit dieser Kostümierung überschritten worden, hiess es in der Begründung (zentralplus berichtete).

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Stadt Luzerner
    Stadt Luzerner, 08.02.2022, 23:49 Uhr

    Die Gmür…… Es geht in Richtung Wahltag und Wahltag ist Zahltag. Nun versucht sie verzweifelt bisschen Aufmerksamkeit und zur Abwechslung mal ausnahmsweise etwas positiver Publicity. Aber ihr Versagen auf ganzer Linie (Eichwäldli, Wagenburg etc.) ist beim Luzerner Volk unvergessen. Zudem bin ich mir sicher, dass Sie vor paar Jahren die ironische und mit einem Augenzwinkern vorgeführte Festrede eines SVP-Politiker, Bühlmann war sein Name, anlässlich eines Herrenabends des LFK bestimmt nicht so „tolerant“ gesehen hat!

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  • Profilfoto von Paul
    Paul, 08.02.2022, 23:42 Uhr

    Nicht immer alles so ernst sehen. Das leben ist zu kurz um verbittert zu sein. Jeder seinem spass und niemandem schaden.
    Moralapostel gibt es soooo viele aber warum ist die welt nicht besser? Heuchler! Alles heuchler!

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    • Profilfoto von Kusi
      Kusi, 09.02.2022, 13:43 Uhr

      Sehe ich auch so.
      Doch wenn sich nicht nur jemand, sondern eine Menschengruppe durch eine Stereotypisierung angegriffen fühlt, kann man ja darauf Rücksicht nehmen und z.B. das entsprechende Produkt aus dem Sortiment nehmen.
      Locker nehmen, was anderes tragen. Nicht wie Frau Gmür (aber ja, auch nicht wie der Blick).

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 08.02.2022, 13:16 Uhr

    Schon Herr Bachmann war mit seiner Grömpelmusig politisch nicht ganz korrekt. Und was der Sepp damals mit seinen Trichterbrüsten veranstaltet hat, war einfach nur lustig. Ein richtiger Fasnächtler kauft sich jedoch kein solches blödes Kleidchen und als Stadtluzerner Alt-Guugger fühle ich mich so oder so nicht angesprochen. Die ganze Posse geht wohl eher in Richtung Ostschweiz. Da heisst es bekanntlich auch nicht verkleiden sondern entkleiden. Die Mitte versucht sich wieder einmal beim Pöbel einzuschleimen. Frage mich gerade, was die Frau Ständerätin dann sagt, wenn ich mich als Jude mit schönen Schläfenlocken und einer Kippa verkleide. Das ist dann vermutlich nicht in Ordnung, gell.

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    • Profilfoto von markovian
      markovian, 08.02.2022, 16:16 Uhr

      Nur dumm, dass die verklemmte Patrizierin Andrea Gmür dabei total unauthentisch und heuchlerisch wirkt und der Pöbel somit ihren plumpen Flirt mit Leichtigkeit durchschaut!

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      • Profilfoto von Michel von der Schwand
        Michel von der Schwand, 09.02.2022, 07:09 Uhr

        Verklemmte eingeheiratete Patrizierin, welche ursprünglich aus der Ostschweiz stammt. Natürlich sehen Sie das vollkommen richtig. In diese Richtung zielt auch mein erster Kommentar. Anbiederung erkennen jedoch leider nicht alle und die Gefahr, dass das Duo Infernal (Gmür/Müller) wieder in den Ständerat gewählt wird, ist leider immer noch sehr hoch.

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