Luzerner Verein über die Misstrauenskultur

«Politiker sind Freiwild für die Medien»

Die Podiumsteilnehmenden von links: Astrid Bossert Meier (Moderation), Nationalrat Leo Müller, Nationalrätin Andrea Gmür, Regierungspräsident Guido Graf, Nationalrätin Ida Glanzmann-Hunkeler, Ständerat Konrad Graber, Regierungsrat Reto Wyss.

(Bild: zvg)

In den letzten 20 Jahren haben gewisse Kreise gegenüber der Politik eine «Misstrauenskultur gegenüber denen da oben» aufgebaut. Mit fatalen Folgen: Konsens, Reformen und Grossprojekte haben es immer schwerer – so der prominente «Runde Tisch» der AWG Kanton Luzern in Mosen.

«Für einmal geht es nicht um Tagesaktualitäten oder wirtschaftspolitische Pros und Contras, sondern um die Politkultur», sagte Josef Wyss, Präsident der AWG Kanton Luzern vor 130 Zuhörenden. Der «Runden Tisch» der CVP-nahen Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft (AWG) Kanton war prominent besetzt: Ständerat Konrad Graber, die Regierungsräte Guido Graf und Reto Wyss sowie Ida Glanzmann-Hunkeler, Andrea Gmür und Leo Müller aus dem Nationalrat. Moderatorin Astrid Bossert Meier leitete das Podium. 

Konsensdemokratie strauchelt

Die Diskussion zeigte, dass es um die Bereitschaft zum Konsens immer schlechter steht – obwohl alle in Sonntagsreden die Konsensdemokratie loben. Als Folge davon haben es grosse, mutige Projekte oder grundlegende Reformen immer schwerer in Parlamenten oder vor dem Volk Mehrheiten zu finden. «Wir müssen die Politik der Bevölkerung besser und verständlicher erklären», war eine Erkenntnis. Als Ursache wurde aber auch genannt, «dass es immer häufiger nicht um die Sache, sondern um die Person und die Partei geht.» Dazu komme der heutige Medienbetrieb. «Manchmal sind wir Politiker nur noch Freiwild der Medien», sagte ein Teilnehmer. 

Hass gegen Obrigkeit rächt sich

Grossen Einfluss habe die veränderte Parteienlandschaft. «Wir müssen uns nicht wundern, wenn das Volk fast alles ablehnt», sagte jemand am Podium. In den letzten 20 Jahren hätten gewisse Kreise systematisch eine Kultur des Misstrauens «gegen alles, was von den Regierungen kommt» gesät. Regierungen oder Parlamente wurden als «Angsthasen» belächelt oder «dass man denen sowieso nichts glauben kann.» Dieser entstandenen Misstrauenskultur entgegenzutreten sei nicht ganz einfach – «aber an dieser Aufbauarbeit müssen sich alle Parteien mit den Medien beteiligen.»

 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von BeatStocker
    BeatStocker, 23.12.2017, 19:14 Uhr

    Die CVP als jahrhundertelange absolute Mehrheitspartei ist offenbar frei von Selbstkritik. Was sie beklagt, hat sie mitzuverantworten. Wer jahrzehntelang der SVP allzusehr entgegengekommen ist, muss sich nicht wundern, wenn so viele das Original der Kopie vorziehen. Die Tiefsteuerpolitik ist doch als mutiges Projekt und grundlegende Reform auch von der CVP gepriesen worden, und das tumbe Volk hat doch mehrmals zugestimmt. was soll also das Gejammer? Und wieder die Leier, die Politik dem Volk besser und verständlicher erklären zu müssen – einfach lächerlich.
    Die CVP-Analyse greift viel zu kurz. Schuld sind dIe anderen. So wird nichts

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