Stadtzuger Parteien äussern sich positiv zum Kauf

Zurlaubenhof: «Eine Chance, die es zu packen gilt!»

Ein möglicher Kauf des Zurlaubenhofs wird die Zuger Politik in nächster Zeit noch intensiv beschäftigen. (Bild: Beat Holdener)

Der Erwerb des Zurlaubenhofs ist für die Stadt Zug eine äusserst interessante, prüfenswerte Option. Diesbezüglich sind sich die im Gemeinderat vertretenen Parteien einig. Für einige ist der Kauf ein absolutes Muss.

Die Besitzerfamilie hat den Zurlaubenhof der Stadt Zug – schweren Herzens – zum Kauf angeboten (zentraplus berichtete). Diese Verkaufsabsicht hat die Zuger Politik überrascht. Für die Alternativen ist es noch etwas früh, bereits jetzt eine klare Haltung der Partei formulieren zu können. «Erste Rückmeldungen von Parteimitgliedern zeigen jedoch, dass die Stadt diese einmalige Chance unbedingt nutzen sollte», sagt Co-Präsident der Alternativen Stefan Hodel in einer ersten Stellungnahme.

Für die SVP handelt es sich beim Zurlaubenhof um eine der historisch wertvollsten Liegenschaften in der Stadt Zug. «Entsprechend wichtig ist eine seriöse Abklärung aller Beteiligten betreffend eines allfälligen Verkaufs», so SVP-Fraktionschef Roman Küng. Angesichts der Komplexität des Themas sei jedoch eine Stellungnahme der SVP in so kurzer Zeit nicht möglich.

FDP-Fraktionschef Etienne Schumpf äussert sich grundsätzlich positiv. «Ein Kauf durch die Stadt hätte den Vorteil, dass es für die Politik beziehungsweise die Öffentlichkeit ein Mitbestimmungsrecht gibt, was mit dieser Perle geschehen soll.» Für Manuela Leemann, Co-Präsidentin der CVP der Stadt Zug, ist wichtig, dass der geschichtsträchtige Zurlaubenhof erhalten werden kann und eine gute Nachfolge gefunden wird: «Ob dies die Stadt Zug ist oder Private, ist nicht so entscheidend.» Wichtiger sei es, dass eine Nutzung im Sinne der Bevölkerung realisiert werden könne und nicht der Kaufpreis im Vordergrund stehe, so Manuela Leemann weiter.

Die letzte Perle retten

Ganz klar pro Kauf ist die SP. Alles spreche dafür, nichts dagegen. «Eine Chance, die es zu packen gilt!», sagt SP-Fraktionschef Urs Bertschi. Es sei wohl die letzte Möglichkeit, in und für unsere Stadt, für künftige Generationen eine nachhaltige Grünzone zu erwerben und zu erhalten.

«Diese Perle darf nicht privaten Investoren zum Frass vorgeworfen werden.» Der Zurlaubenhof stellt für Bertschi die letzte so genannten «Perle» dar. «Die ehemalige ‹Perle Rötelberg› ist heute umzingelt von riesigen Luxusbauten, die ihn zur Unkenntlichkeit verstellen. Die ‹Perle Salesianum› ist heute in den Händen eines Bitcoin-Millionärs. Dies, weil private Investoren nicht Wort gehalten haben, das Ensemble einer öffentlichen Nutzung zuzuführen.»

«Der Kauf des Zurlaubenhofs könnte in Zeiten von Negativzinsen, Börsencrashs und Unsicherheit eine mindestens wertsichernde Investition darstellen.»

Stefan Huber, Fraktionschef Grünliberale

Die Grünliberale Partei hält einen Übernahme des Zurlaubenhofs für eine prüfenswerte Möglichkeit. Dafür spricht laut Fraktionschef Stefan Huber die hervorragende Finanzsituation der Stadt Zug: «Der Kauf des Zurlaubenhofs könnte in Zeiten von Negativzinsen, Börsencrashs und Unsicherheit eine mindestens wertsichernde Investition darstellen.» Zudem handle es sich um eine historisch bedeutsame und identitätsstiftende Immobilie an bester Lage mitten in der Stadt, deren Landreserven nach Ansicht der Grünliberalen sinnvoll genutzt werden können.

Finanziell machbar

Zum Preisschild von 50 bis 70 Millionen Franken möchte die SVP nicht Stellung nehmen. Die SP hält die Summe für die Stadt absolut verkraftbar: «Für dieses Areal, gemessen an all den nachhaltigen Opportunitäten, die es bietet, ein angemessener Kaufpreis», so Urs Bertschi. Ähnlich wie das LG-Gebäude, eine unwiederbringliche Chance, die es trotz Preis zu packen gelte: «Was nichts kostet, ist nichts wert!»

Nach Ansicht der FDP-Fraktion wäre die Investition ein sehr grosser, aber nicht uninteressanter finanzieller Kraftakt. «Allerdings würde auch die Stadt – wie die Eigentümerschaft – von den hohen Unterhalts- und Verwaltungskosten nicht verschont bleiben», gibt Etienne Schumpf zu bedenken. Nach Ansicht der Alternativen wäre die Stadt aufgrund ihrer finanziellen Lage zweifellos fähig, diesen Kauf zu tätigen.

Lob für die Eigentümerfamilie

Die Argumente der aktuellen Eigentümer, die Liegenschaft zu veräussern, können alle Seiten gut nachvollziehen. «Der Unterhalt einer derartigen Liegenschaft ist äusserst aufwendig und mit sehr hohen laufenden Kosten verbunden», sagt beispielsweise die SVP.

«Ideen dürfen wachsen, die Nutzung braucht heute noch nicht definiert zu werden.»

Urs Bertschi, Fraktionschef SP

Allseits gewürdigt wird das Vorkaufsrecht, das der Stadt eingeräumt wird. Für die FDP ist es «löblich, dass sich die Eigentümerschaft zuerst an die Stadt wendet, bevor diese Perle an den Meistbietenden verscherbelt wird.»

Vision für die künftige Nutzung nötig

Bezüglich der künftigen Nutzung bestehen noch wenig konkrete Vorstellungen. «Ideen dürfen wachsen, die Nutzung braucht heute noch nicht definiert zu werden», sagt Urs Bertschi von der SP. Die Alternativen sind der Meinung, die Liegenschaft solle auch weiterhin zu Wohnzwecken genutzt werden. «Schön wäre es, wenn die historischen Räumlichkeiten nicht nur an wenigen Stunden pro Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich wären», so Stefan Hodel.

Für die Grünliberalen muss eine künftige Nutzung gut geprüft werden und zum Quartier passen. «Die Familie Bossard hat mit dem Siegerprojekt des Wettbewerbs bereits sehr gute Vorarbeit geleistet», sagt Stefan Huber. «Wir tendieren zu einer Nutzung in diese Richtung.» Die Grünflächen sollten auf keinen Fall in Zukunft brachliegen. Als öffentlichen Zweck sehen die Grünliberalen beispielsweise einen Park für die Zugerinnen und Zuger, ein gemeinschaftliches Urban Gardening, Platz für das Mittelalterfest oder andere Events. Bei einem Kauf wäre eine klare Vision der künftigen Nutzung von grossem Vorteil, ist der GLP-Fraktionschef überzeugt. «Dabei darf auch mal etwas mutig gedacht und Private sollen durchaus miteinbezogen werden.»

Hoffen auf den Stadtrat

Dass der Stadtrat die Initiative noch nicht ergriffen hat, auf das Verkaufsangebot zu reagieren,  ist für manche Parteiverantwortliche befremdlich. SP-Fraktionschef Urs Bertschi ist jedoch zuversichtlich: «Gut Ding will Weile haben. Wir sind überzeugt, dass der Stadtrat diese einmalige Chance erkennen und packen wird.»

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