Weiterhin kaum Pläne für das alte Kantonsspital

Zugs schöner Süden ist noch immer ein blinder Fleck

Nach wie vor sind Ideen und Investoren für die Überbauung des alten Kantonsspitalareals in Zug gesucht.

(Bild: mam)

So langsam wird die Sache zur unendlichen Geschichte. Zehn Jahre sind ins Land gezogen, nachdem der Gedanke aufkam, das Areal des früheren Kantonsspitals in Zug zu bebauen. Noch immer tut sich nichts in Zugs Süden. Das ganze Projekt wird noch Jahre dauern.

Es hätte so schön werden können: Ein neues Kunsthaus auf dem Gelände des alten Kantonsspitals an der Artherstrasse. Nach dem Ausstellungsbesuch hätte man noch auf der Seeterrasse flanieren und später den legendären Zuger Sonnenuntergang geniessen können.

Doch diese ästhetische Vision für ein neues Kunsthaus, zu dessen Planung 2011 vier Zuger Architekturbüros eingeladen wurden und 2012 sogar das Projekt von Renzo Bader und Fontana-Landschaftsarchitektur zum Sieger gekürt wurde, löste sich schnell in Luft auf.

Der Tod des Kunsthauses löste die Krise aus

Grund: Zum einen brachten das Zuger Kunsthaus und seine kunstsinnigen Förderer nicht die nötigen Millionen auf, um den Neubau des Zuger Kunsthauses zu stemmen. Zum anderen bekam der seit Jahren angestammte Kunsthausdirektor selbst urplötzlich kalte Füsse, weil er um seine Position im neuen Kunsthaus fürchtete.

Die Euphorie um das neue Zuger Kunsthaus war über Nacht tot. Und mit ihr lag das Gesamtprojekt mit etwa 20’000 Quadratmetern freier Nutzfläche, einem geplanten Hotel und Restaurant und 75 vorgesehenen Wohnungen an bester Lage, einen Teil davon als Alterswohnungen, in Trümmern.

Inzwischen sind die Jahre ins Land gezogen und der Kanton hat sein eigenes «Filetstück» im Süden Zugs an der Artherstrasse, für das ein rechtsgültiger Bebauungsplan besteht, noch immer nicht bebaut. Vor allem, weil nach dem Kunsthaus-Fiasko noch immer kein Ersatz für die öffentliche Nutzung gefunden wurde – das Herzstück des Projekts.

Zentral für die weitere Entwickung des alten Kantonsspitalareals in Zugs Süden: Der Trakt, für den eine attraktive öffentliche Nutzung gesucht wird – nachdem das Projekt eines neuen Kunsthauses vom Tisch ist.

Zentral für die weitere Entwickung des alten Kantonsspitalareals in Zugs Süden: Der Trakt, für den eine attraktive öffentliche Nutzung gesucht wird – nachdem das Projekt eines neuen Kunsthauses vom Tisch ist.

(Bild: mam)

Auch ein neues Kino, das zwischenzeitlich als öffentliche Nutzung favorisiert wurde, ist längst vom Tisch – weil ein Kino an diesem Ort für die Zuger Kinobesitzer zu weit vom Schuss läge. Obwohl das Areal nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt und mit dem öffentlichen Verkehr bestens erreichbar ist.

Derweil ist auf dem Areal viel Gras gewachsen. Seit Jahren sind in einigen Räumlichkeiten des alten, zum Teil denkmalgeschützten Kantonsspitals Asylbewerber untergebracht. Im ehemaligen Turm des Schwesternwohnhauses hat sich die Kantonsverwaltung in Zwischennnutzungen ausgebreitet. Das Kantonsspital selbst ist ja bekanntlich 2008 nach Baar umgezogen. 

Ideen sind gefragt

Was tun? fragte sich nicht nur Lenin. Sondern auch Zugs Baudirektor Urs Hürlimann. Die Baudirektion hat denn nun im Oktober dieses Jahres bekanntgegeben, dass im Frühjahr 2019 ein Ideen- und Investorenwettbewerb ausgeschrieben werde – der überdies auch in Englisch daherkommt. Schon allein die dunklen Wolken, die da auf dem Titelblatt des Dossiers plakativ aufziehen, wirken wenig verheissungsvoll.

«Zukünftig soll im Zentrum dieser Toplage ein attraktiver Nutzungsmix mit grosser öffentlicher Ausstrahlung entstehen.»

O-Ton der Investorenwettbewerbsbroschüre des Kantons

Dabei will der Kanton zuerst Ideen und Investoren für das Herzstück der drei zentralen Baufelder mit einer Nutzfläche von 11’500 Quadratmetern generieren – jenem Baufeld B, auf dem eine öffentliche Nutzung in Form von Kunst, Theater, Bildung und Musik vorgesehen ist. Sowie für die beiden anderen Baufelder, für die eine gastronomische Nutzung (D2) beziehungsweise eine Hotelnutzung, Longstay-Apartments oder Alterswohnungen im denkmalgeschützten Spitaltrakt (D1) aus den 1930er Jahren angedacht sind (siehe Grafik).

So soll das alte Kantonsspital-Areal in Zug künftig aussehen: Die Baufelder B, D1 und D2 sind für öffentliche Nutzungen vorgesehen (Kultur, Restaurant und Hotel). Die Baufelder A, C1, C2 und E sind für Wohnungen und Gewerbe reserviert.

So soll das alte Kantonsspital-Areal in Zug künftig aussehen: Die Baufelder B, D1 und D2 sind für öffentliche Nutzungen vorgesehen (Kultur, Restaurant und Hotel). Die Baufelder A, C1, C2 und E sind für Wohnungen und Gewerbe reserviert.

(Bild: zvg)

In einem zweiten Suchlauf will man dann Ausschau halten nach Investoren für neue Wohnungen in unmittelbarer Nähe. Wobei die Investoren, Betreiber und Architekten ihre Visionen entfalten und präsentieren können sollen. Anschliessend gibt der Kanton die einzelnen Baufelder im Baurecht an die Investoren ab.

«Zukünftig soll im Zentrum dieser Toplage ein attraktiver Nutzungsmix mit grosser öffentlicher Ausstrahlung entstehen», heisst es wörtlich in dem Dossier. Ein hehrer Wunsch, dem offenbar noch keine Taten gefolgt sind.

«Die Überbauung des Areals des ehemaligen Kantonsspitals hängt von verschiedenen Bauvorhaben des Kantons ab.»

Urs Hürlimann, kantonaler Baudirektor

Doch wann wird diese unendliche Geschichte endlich fertig? Sprich, wann wird das alte Kantonsspitalareal endlich überbaut? Antwort: Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis es losgehen soll.

«Die Überbauung des Areals des ehemaligen Kantonsspitals hängt von verschiedenen Bauvorhaben des Kantons ab», erklärt Baudirektor Urs Hürlimann. Es seien dies die Projekte an der Hofstrasse – das Theilerhaus, die Sanierung der Shedhalle und Hochbau Süd sowie der Neubau des Staatsarchivs und der Ersatzneubau für die Asyldurchgangsstation in Steinhausen.

Die Rede ist von 2026 als Baubeginn

Da die entsprechenden Provisorien während der Bauzeit auf dem Areal des ehemaligen Kantonsspitals vorgesehen seien, könne erst nach der Fertigstellung dieser Projekte mit der Überbauung auf dem Areal des ehemaligen Kantonsspitals begonnen werden. Hürlimann: «Aufgrund der aktuellen Planungen wird dies 2026 der Fall sein.»

Wie die «publikumsattraktive Lösung» öffentliche Nutzung mit Ausstrahlungskraft aussehen soll, dazu hat Baudirektor Urs Hürlimann auch keine eigenen konkreten Vorstellungen. «Wie diese genau aussieht, wird im Rahmen eines Ideen- und Investorenwettbewerbs ermittelt, der im Frühling 2019 öffentlich ausgeschrieben wird.»

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon