Mit der SP hat nun auch die letzte grössere Zuger Partei ihre Kandidaten für die eidgenössischen Wahlen im Oktober nominiert. Es fällt auf: Einige versuchen den Sprung nach Bern nicht zum ersten Mal.
Die Zuger Parteien wappnen sich für den Wahlsonntag im Herbst: Am 22. Oktober wählen die Zugerinnen ihre National- und Ständeräte neu. Allzu viel dürfte sich dabei nicht ändern. Sowohl die drei Zuger Nationalräte Thomas Aeschi (SVP), Gerhard Pfister (Mitte) und Manuela Weichelt (ALG) als auch die zwei Ständeräte Matthias Michel (FDP) und Peter Hegglin (Mitte) treten wieder an. Mit dem Bisherigen-Bonus haben sie gute Chancen, erneut gewählt zu werden.
Trotzdem bringen sich die Parteien in Stellung, um Sitze zu erobern. So kündigte die FDP bereits früh an, dass sie den 2019 an die ALG verlorenen Nationalratssitz wiedererobern will (zentralplus berichtete). Dafür setzen die Freisinnigen primär auf die Vizepräsidentin der Jungfreisinnigen Schweiz, Jill Nussbaumer, und den Chamer Gemeinderat Arno Grüter.
2015 noch auf Neben-, nun auf Hauptliste
Grüter wagt den Sprung in die grosse Kammer nicht zum ersten Mal. Bereits 2015 kandidierte er für den Nationalrat. Damals schrieben rund 1700 Zuger seinen Namen auf ihren Wahlzettel – gut ein Zehntel der Stimmen von Thomas Aeschi, der mit gut 17’000 die meisten Stimmen erhielt. Arno Grüters Kandidatur in diesem Jahr sei jedoch anders, wie er auf Anfrage von zentralplus beteuert. Damals sei er lediglich auf einer Nebenliste als Unterstützer tätig gewesen. «Eine tolle Erfahrung, von der ich nun als Spitzenkandidat profitieren kann.»
Die FDP ist jedoch bei weitem nicht die einzige Partei, die Kandidatinnen ins Rennen schickt, die sich bereits einmal erfolglos für Bundesbern aufstellen liessen. Alle anderen grösseren Zuger Parteien haben ebenfalls Nationalratskandidaten nominiert, die bereits bei den letzten, vorletzten oder gar vorvorletzten Wahlen antraten.
SP- und Mitte-Kandidaten traten bereits für Jungparteien an
So beispielsweise bei der Mitte. Sie tritt mit aktuell zehn Kandidaten auf vier Listen an – die Spitzenkandidaten Peter Hegglin und Gerhard Pfister sind gesetzt. Auf der Liste Mitte Stadt und Land kandidiert mit Corina Kremmel eine alte Bekannte. Sie kämpfte bereits 2015 um einen Nationalratssitz, damals noch für die Junge CVP. Dabei holte sie 1163 Stimmen.
Die SP tritt ebenfalls mit einer Kandidatin an, die bereits einmal für die Jungpartei ins Rennen stieg: Sie hat ihre 23-jährige Kantonsrätin Ronahi Yener nominiert, die 2019 noch für die Juso kandidiert hatte. Auch dem Informatiker und Zuger Gemeinderat Jérôme Peter ist die Nationalratsliste nicht fremd. Er kämpfte 2019 unter dem Banner «SP Klimaschutz» um einen Nationalratssitz. Beide holten jedoch weniger als 300 Stimmen und blieben chancenlos.
Auf Anfrage sagt der neue SP-Co-Präsident Zari Dzaferi dazu: «Nationalratswahlen sind Proporzwahlen. Es geht in erster Linie darum, mit vielseitigen Listen und fähigen Personen genügend Stimmen zu holen, um das übergeordnete Ziel – im Falle der SP den Erhalt des linken Sitzes – zu schaffen.» Bei der Auswahl der Kandidatinnen habe die Partei versucht, eine Vielfalt von verschiedenen Gemeinden, Generationen und Berufsgruppen abzubilden. Weiter habe sie den Fokus auf die Themen Kaufkraft, Klimaschutz, Bildung und Cybersicherheit gelegt, so beispielsweise mit dem Cybersecurity-Spezialisten Stefan Rothenbühler aus Unterägeri.
Ob einzelne Kandidaten bereits einmal kandidiert haben, sei dabei egal. Im Gegenteil: «Praktisch alle Parteien stellen Personen, die bereits einmal kandidiert haben und dementsprechend einen höheren Bekanntheitsgrad haben», fügt Dzaferi an.
Zweimal Vierter, nun will er ins Stöckli
SVP-Kandidat und Parteipräsident Thomas Werner schreibt auf Anfrage, der SVP gehe es bei den National- und Ständeratswahlen im Herbst um «Glaubwürdigkeit, Kontinuität und eine klar bürgerliche Vertretung des Kantons Zug in Bern». Dafür hätten sich die Parteileitung und die Nominationsversammlung für «starke Listen mit verschiedenen Leistungsträgern» entschieden.
Die Kontinuität lebt er gleich selbst vor: Er kandidierte auch schon 2015 und 2019 für die SVP. Dabei landete er jeweils auf Platz vier. Auch in diesem Herbst kandidiert er für den Nationalrat – auf der Hauptliste hinter Thomas Aeschi. Auf dieser soll er vor allem die Wiederwahl Aeschis garantieren. Sein Ziel sei die kleine Kammer, wie Werner schreibt. Dies nebst FDP-Kandidat Matthias Michel, mit dessen Partei die SVP eine Listenverbindung eingegangen ist (zentralplus berichtete).
Alternative – die Grünen setzt auf bekanntes Trio
Auch die Alternative – die Grünen hegt Ambitionen fürs Stöckli. Nach dem Erfolg von Manuela Weichelt 2019 wollen sie ihre Nationalrätin in den Ständerat bringen (zentralplus berichtete). Gleichzeitig kandidiert sie auf der ALG-Hauptliste für den Nationalrat, flankiert vom ehemaligen Co-Präsidenten Andreas Lustenberger und Tabea Zimmermann. Beiden sind die nationalen Wahlen nicht fremd: Sie kandidierten bereits 2015 und 2019.
Lustenberger war dabei einiges erfolgreicher: Verpasste er 2015 mit 3240 Stimmen noch um rund 400 Stimmen die Top Ten, rangierte er 2019 auf Platz fünf (5730 Stimmen). Tabea Zimmermann holte sich 2015 rund 500, 2019 gut 1500 Stimmen. 2022 versuchte sie sich zudem als Regierungsratskandidatin, musste sich jedoch deutlich Mitte-Kandidatin Laura Dittli und den Bisherigen geschlagen geben (zentralplus berichtete).
Wie ALG-Co-Präsident Luzian Franzini auf Anfrage schreibt, kommt die Wahl des Trios nicht von ungefähr: «Wir setzen mit dieser Liste auf ein bewährtes Team und auf Kontinuität.» Spitzenkandidaten der ALG müssten genügend Zeit und Motivation mitbringen. Weiter «bringen die Leute idealerweise bereits Wahlkampferfahrung mit». Ihr Ziel sei es, den Nationalratssitz zu halten und mit Manuela Weichelt in den Ständerat einzuziehen. Franzini ist überzeugt, dass Zimmermann und Lustenberger die nötigen Kompetenzen mitbringen würden, um für Weichelt nachzurücken.
Vor mehr als zehn Jahren versucht – nun erneut
Den «ältesten Hasen» bei den Nationalratswahlen stellt die GLP. Sie setzt auf ihrer Hauptliste auf Tabea Estermann, Joëlle Gautier und Martin Zimmermann (zentralplus berichtete). Letzterer wollte bereits 2011 für die GLP in die grosse Kammer. Mit rund 1900 Stimmen holte er jedoch deutlich weniger Stimmen als der erstplatzierte Gerhard Pfister mit rund 13’400 Stimmen.
Gemäss GLP-Präsidentin Tabea Estermann liegt ihr Fokus darauf, den Zugerinnen ausgewogene Listen zu präsentieren. Damit möglichst alle Zuger Kandidaten auf den Listen finden, welche die eigene Lebenssituation verstehen und in die Politik tragen. «Neben der Repräsentation fördert das auch die politische Partizipation und das Gefühl, dass die Politikerinnen und Politiker Menschen wie du und ich sind, anstatt ‹die da oben›.»
Sie selbst kandidiere, da sie als Präsidentin eine «repräsentative Rolle» innehabe, mit der sie die Partei und ihre Werte nach aussen vertrete. Daher sei es für die GLP-Findungskommission klar gewesen, dass sie in dieser Rolle auch kandidiere. Die Kandidatur von Martin Zimmermann lag für die Kommission ebenso auf der Hand: «Martin Zimmermann hat viel Erfahrung im Politbetrieb und repräsentiert die langjährigen engagierten Grünliberalen in Zug.» Mit Joëlle Gautier sei die Hauptliste um eine frisch gewählte Kantonsrätin ergänzt worden, da es in der Politik sowohl Kontinuität als auch frischen Wind benötige.
- Medienmitteilungen der Mitte, FDP, SVP, SP, ALG und GLP
- Schriftlicher Austausch mit Arno Grüter, Chamer Gemeinderat und FDP-Kandidat
- Wahlstatistiken des Kantons Zug zu den nationalen Wahlen 2011, 2015 und 2019
- Schriftlicher Austausch mit Thomas Werner, Parteipräsident SVP Zug und National- und Ständeratskandidat
- Telefonat mit Zari Dzaferi, SP-Co-Präsident
- Schriftlicher Austausch mit Luzian Franzini, ALG-Co-Präsident
- Schriftlicher Austausch mit Tabea Estermann, GLP-Präsidentin