Die Gotthardstrasse in der Stadt Zug soll nach ihrer Sanierung für Verkehrsteilnehmer weniger sicher sein als zuvor. Ein Vorstoss will Antworten von der Regierung.
Die Stadtzuger SP- und FDP-Fraktionen sind besorgt um die Verkehrssicherheit auf der Gotthardstrasse. Deswegen lancieren sie einen Vorstoss im Stadtparlament. Besagte Strasse erfuhr kürzlich eine Sanierung (zentralplus berichtete). Das Paradox dabei: Die Strasse soll jetzt für Fussgänger gefährlicher geworden sein, wie der Stadtzuger FDP-Politiker André Bliggenstorfer gegenüber zentralplus erzählt.
Insbesondere zwei Stellen der Gotthardstrasse sollen laut der Interpellation als Gefahrenherde gelten. Zum einen der Bereich direkt südlich des Bahnhofs, bei der Kreuzung mit der Alpenstrasse auf der Höhe des Cafés Speck und des Mr. Pickwick Pubs. Zum anderen die Kreuzung der Gotthard-, der Pilatus- und der Grafenstrasse.
Fehlende Fussgängerstreifen machen Verkehr unsicherer
Der Grund ist trivial: An beiden Gefahrenstelle gab es vor der Strassensanierung Fussgängerstreifen. Jetzt sind sie weg. Google-Street-View-Aufnahmen aus dem September 2022 zeigen die ehemaligen Fussgängerstreifen.
Bliggenstorfer erklärt, wieso die gelben Streifen – beziehungsweise ihr Fehlen – jetzt zum Politikum werden sollen: «Aus unserer Sicht ist die Verkehrssicherheit durch die fehlenden Fussgängerstreifen drastisch schlechter als noch vorher.» Gerade für Kinder oder ältere Menschen werde das sichere Navigieren durch den Verkehr ohne klar markierte Übergänge zur Herausforderung.
Bereits über zehn Unfälle und ein Todesopfer an den Gefahrenstellen
Viele Kinder müssen auf ihrem Weg zur Musikschule die Drei-Strassen-Kreuzung täglich überqueren, führt Bliggenstorfer aus. «Wir befürchten, dass es früher oder später zu Unfällen kommen wird, wenn keine Massnahmen getroffen werden.»
Ein Blick in die eidgenössische Unfallkarte stützt die Befürchtung des FDP-Politikers. Seit 2011 ist es an den beiden brenzligen Stellen der Gotthardstrasse zu neun Unfällen gekommen, bei denen sich Personen Verletzungen zugezogen haben. Im Jahre 2012 verstarb gar eine Velofahrerin nach einem Unfall auf der Kreuzung.
Wegen Kindern auch Fussgänger in Tempo-30-Zone
Die beiden Fraktionen wollen jetzt von der Stadtregierung wissen, weswegen man sich entschieden habe, die Fussgängerstreifen zu entfernen. Weiter wollen die Politikerinnen wissen, ob es Pläne gibt, die Fussgängerstreifen wieder zu erstellen. Zudem will man wissen, ob eine Sicherheitsanalyse für die beiden Bereiche vorliegt.
Bliggenstorfer vermutet den Grund für die fehlenden gelben Streifen im Verkehrsrecht. Gemäss diesem seien Fussgängerstreifen in Tempo-30-Zonen nicht erforderlich. Die reduzierte Geschwindigkeit solle natürliches und langsames Interagieren zwischen Autofahrerinnen und Fussgänger ermöglichen.
Es bestehe jedoch die Möglichkeit für Ausnahmen, wenn besondere Risiken oder erhöhter Fussverkehr bestehe. Für den Liberalen ist der Fall klar: Für die zur Musikschule gehenden Kinder soll der Stadtrat eine Ausnahme machen. Deswegen will er von der Regierung wissen, welche Kriterien bestimmen, ob ein Fussgängerstreifen in einer Tempo-30-Zone sinnvoll ist.
Selbst Busfahrer sollen Mühe haben mit Verkehrssituation
Auch die neuen Regelungen bezüglich des Vortritts führen laut Bliggenstorfer zu mehr Verwirrung als früher. Diese sind somit ein Faktor, den es in der Verkehrsplanung zu bedenken gelte. Für Velofahrer sei die Verkehrssituation direkt vor dem Bahnhof einfacher und übersichtlicher gewesen.
Früher habe eine Hauptstrassenmarkierung den Vortritt geregelt. Jetzt herrsche bei der Kreuzung Rechtsvortritt. «Ich habe in der letzten Zeit schon oft Situationen beobachtet, bei denen sich die Verkehrsteilnehmer – unter anderem auch Busfahrer – unsicher waren, wie die Vorfahrten geregelt sind», führt der Zuger Politiker aus.
Ob das Parlament den Vorstoss an den Zuger Stadtrat überweist, wird sich am 10. Dezember herausstellen. Dann kommt die Interpellation im grossen Gemeinderat zur Sprache.
- Interpellation zur Erhöhung der Verkehrssicherheit an der Gotthardstrasse
- Schriftlicher Austausch mit André Bliggenstorfer, Vorstandsmitglied FDP Stadt Zug
- Eidgenössische Unfallkarte
- Medienarchiv zentralplus