Regierungsratwahlen: Barbara Gysel sattelt um

Zuger SP zaubert eine Überraschung aus dem Hut

Barbara Gysel von der Zuger SP vermisst das Staatsmännische im Handeln der beiden Regierungsräte.

(Bild: mbe.)

Eigentlich wollte Barbara Gysel Stadträtin und Stadtpräsidentin von Zug werden. Jetzt wurde die SP-Kantonalpräsidentin von ihrer Partei für die Zuger Regierungsratswahlen aufgestellt. Was die SP nun für die Wahlen in der Stadt Zug plant, ist noch ein Rätsel.

Die SP des Kantons Zug nominierte am Dienstag im Siehbachsaal von Zug ihre Kandidatin für die Regierungsratswahlen von kommendem Herbst. Wie der Baarer Kantonsrat Zari Dzaferi sagte, habe man von der Geschäftsleitung mit vier Personen eingehende Gespräche geführt, sich dann aber einstimmig darauf festgelegt, Barbara Gysel zur Kandidatur vorzuschlagen.

Dies, obwohl Gysel bereits Ende Februar als Stadtratskandidatin nominiert war und in der Stadt Zug um die Nachfolge von Dolfi Müller als Stadtpräsident kämpfen wolle. Die Ausgangslage habe sich verändert, nachdem die einzigen linken Regierungsrätin, Manuela Weichelt (ALG), auf einen Wiederantritt bei den nächsten Wahlen verzichte, sagte Dzaferi. Die SP wolle eine reine Männerregierung ebenso verhindern, wie eine rein bürgerliche Regierung. «Ein Desaster wie in Luzern, darf es in Zug nicht geben», fand auch Gysel.

«Reale Frauenkandidatur»

Die Sozialdemokraten beschlossen in der Folge einstimmig, eine «reale Frauenkandidatur» zu lancieren. Ebenso einstimmig hoben sie Gysel aufs Schild. Gysel ist Kulturmanagerin ud Politologin und arbeitet in der Geschäftsleitung der Stiftung Kinderschutz Schweiz. Sie präsidiert die kantonale SP seit 10 Jahren, ist im Zuger Stadtparlament seit einer und im Kantonsparlament seit drei Amtszeiten vertreten. Gysel, die auch Präsidentin des WWF Zug ist, gilt als fleissig und vielseitig engagiert. Sie trat 2015 zu den Ständeratswahlen an – wo sie allerdings die beiden Gewählten, Joachim Eder (FDP) und Peter Hegglin (CVP), nicht gefährden konnte.

Drei aus der Geschäftsleitung der SP des Kantons Zug, Drin Alaj (links), Barbara Gysel und Zari Dzaferi.

Drei aus der Geschäftsleitung der SP des Kantons Zug, Drin Alaj (links), Barbara Gysel und Zari Dzaferi.

(Bild: mam)

Damit sind nun wohl alle Kandidaturen für die Regierungsratswahlen im Herbst 2018 bekannt. Einzig von der Piratenpartei weiss man diesbezüglich noch nichts. Ihr profiliertester Vertreter, Stefan Thöni, will aber ins Zuger Verwaltungsgericht gewählt weren.

Alle Kandidaten für den Zuger Regierungsrat bekannt

Es präsentiert sich nun folgende Ausgangslage: Vier bisherige Regierungsräte treten nochmals an. Beat Villiger und Martin Pfister von der CVP sowie Heinz Tännler und Stephan Schleiss von der SVP. Als Neulinge ins Rennen gehen die beiden Freisinnigen Florian Weber und Andreas Hostettler, welche die beiden Sitze der FDP verteidigen wollen.

«Die Ausgangslage, um den Sprung zurück in die Kantonsregierung zu schaffen, war für uns lange nicht mehr so gut wie in diesem Jahr.»

Dolfi Müller (SP), Stadtpräsident von Zug

Ihnen in die Suppe spucken könnte Silvia Thalmann, die von der CVP als dritte Kandidatin aufgestellt wurde. Dies, als klar war, dass die letzte und einzige Frau in der Regierung, die Grün-Alternative Manuela Weichelt, nach drei Amtszeiten nicht mehr antritt. Weichelts Erbe als alternative Vertretung in der Regierung möchte Andreas Hürlimann werden. Ebenfalls in den Regierungsrat wählen lassen möchte sich der Grünliberale Daniel Stadlin – und nun eben auch Barbara Gysel.

Gleichstand oder Veränderung – alles ist möglich

Denkbar ist nach den Wahlen im Herbst ein Status quo in der Zuger Regierung (2 CVP, 2 FDP, 2 SVP, 1 ALG) – ebenso wie ein Sitzgewinn der CVP oder der SP, sowie ein Verlust der FDP und der ALG.

Die SP, die keinen Sitz zu verlieren hat, rechnet sich dabei reelle Chancen aus, die Majorzwahl zu schaffen. «Es wird schwierig», sagt Zugs SP-Stadtpräsident Dolfi Müller, «aber die Ausgangslage, den Sprung zurück in die Regierung zu schaffen, war für uns lange nicht mehr so gut wie in diesem Jahr.» Die Sozialdemokraten sitzen seit 12 Jahren nicht mehr in der Zuger Kantonsregierung. Ihre letzte Vertreterin, Brigitte Profos, war die erste Frau, die das Amt des Landammanns im Kanton Zug bekleidet hatte.

In der Stadt Zug gähnt nun eine Lücke

Ein Problem hat die SP nun freilich in der Stadt Zug, wo ihr bisheriger Stadtrat – Stapi Dolfi Müller – nicht mehr antritt. Hier muss sie sich mit einem neuen Kandidaten gegen Angreifer von rechts – die FDP mit Eliane Birchmeier –, wie auch gegen Konkurrenz von links behaupten. Letztere kommt in Gestalt der Grünen Astrid Estermann daher.

Wer die Kastanien für die SP in Zug aus dem Feuer holen soll, nachdem Barbara Gysel als Kandidatin für die Kommunalwahl ausfällt, ist derzeit nicht absehbar. Man sei daran, Gespräche zu führen, sagte Karin Hägi, die Präsidentin der Stadtzuger SP. Entscheiden will die Partei zu Beginn des Monats Juli.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 31.05.2018, 20:06 Uhr

    Gestern war auch die Parteiversammlung der FDP und nirgendwo liest man etwas. Wer so zwei sitze rette will ist naiver als erlaubt

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