Millionen, um von Putin loszukommen

Zuger Politiker verlangt Turbopaket für Gas-Ausstieg

Raus aus dem Gas: das fordert der Zuger Gemeinderat Patrick Steinle. (Bild: zvg/Adobe Stock) (Bild: zvg/Adobe Stock)

In der Stadt Zug heizen über 1'000 Haushalte mit Gas. Jetzt verlangt ein Zuger Gemeinderat einen Sondereffort, damit Hauseigentümer umsteigen. Die Stadt soll Beiträge in Millionenhöhe beisteuern.

Der Ukraine-Krieg offenbart schonungslos die westliche Abhängigkeit von Energie aus Russland. Zwar haben die europäischen Länder die Sanktionen nach dem Massaker in Butscha verschärft, doch ein Boykott von Gas und Öl bleibt bislang aus. Zu stark ist die Angst vor den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schäden.

«Es ist sehr wichtig, dass wir vom Gas wegkommen und unsere Abhängigkeit von Schurkenstaaten verringern», findet der Zuger Gemeinderat Patrick Steinle von der ALG. Er fordert deshalb von der Stadt Zug einen sofortigen Sondereffort für die Energiepolitik.

Erstens will Steinle den Ersatz von Gasheizungen ankurbeln, zweitens mehr Geld in die Wärmedämmung von Gebäuden investieren und drittens die Produktion von Solarenergie ausbauen. Dazu hat er drei Motionen im Grossen Gemeinderat eingereicht.

Mehr als 1000 Gasheizungen in Betrieb

Für Steinle ist klar: Alleine schon der Klimawandel wäre Grund genug, von den fossilen auf nachhaltige Energieträger umzusteigen. Doch nun mache der Ukraine-Krieg einen intensiven Zwischenspurt unumgänglich. «Aktuell muss europaweit der Fokus auf einer möglichst raschen Unabhängigkeit von russischem Gas liegen, um dem brutalen Angriff auf die Ukraine und indirekt auf alle liberalen Demokratien entschieden entgegentreten zu können.» 

Konkret schweben Steinle städtische Beiträge für Hauseigentümer vor, die ihre Gasheizung ersetzen wollen. In den Jahren 2022 und 2023 soll die Stadt den variablen Anteil der Förderbeiträge des Kantons verdoppeln. Von diesem «Bonus» erhofft sich Steinle einen Extraschub und eine zusätzliche Motivation für Hauseigentümer, vom Gas auf nachhaltige Energien umzusteigen. Damit soll die Abhängigkeit von russischem Gas bestenfalls schon nächsten Winter deutlich geringer sein.

«In Gebieten, die künftig umweltfreundlich mit Fernwärme oder durch Energieverbunde versorgt werden, wird das Gasnetz nicht mehr ausgebaut.» 

WWZ-Geschäftsbericht

In Zug sind Gasheizungen, ähnlich wie in der Stadt Luzern, noch sehr präsent (zentralplus berichtete). Gemäss Steinle waren Anfang Jahr noch 1024 Gasheizungen in Betrieb – bei einem Gesamtbestand von rund 2600 Wohnungen. Der Politiker erklärt dies damit, dass Gasheizungen vom Energieversorger WWZ lange stark gefördert worden seien.

Inzwischen hat ein Umdenken stattgefunden. Diese Woche hat das Unternehmen am Rande einer Medienkonferenz bekanntgegeben, dass neue Gasheizungen nur noch in Einzelfällen vorgesehen sind. «In Gebieten, die künftig umweltfreundlich mit Fernwärme oder durch Energieverbunde versorgt werden, wird das Gasnetz nicht mehr ausgebaut», heisst es im Geschäftsbericht 2021 der WWZ.

Wieso das auch ein Akt der Solidarität sei

Die über 1000 Gasheizungen in Kürze zu ersetzen, dürfte kaum möglich sein. Das weiss auch der ALG-Gemeinderat. Steinle geht aber davon aus, dass es realistisch wäre, rund ein Drittel der Heizungen in den nächsten zwei Jahren zu ersetzen. Er rechnet dafür mit Kosten von rund zwei Millionen Franken.

«Freiheit und Unabhängigkeit haben einen Preis, den sich Zug angesichts der Überschüsse der letzten Jahre leisten kann», sagt Steinle und verweist auf den Anfang Woche präsentierten 77-Millionen-Gewinn fürs Jahr 2021 (zentralplus berichtete).

«Wir wissen alle nicht, wie lange dieser unsägliche Krieg noch andauert. Aber letztlich ist es auch ein Akt der Solidarität.»

Patrick Steinle, ALG-Gemeinderat

Einen Teil dieses Geldes will seine Fraktion zudem in die Wärmedämmung von Gebäudehüllen investieren. Die Stadt soll auch hier bis 2024 denselben Beitrag leisten wie der Kanton. Zudem soll die Stadt Zug bis 2024 die Errichtung von kleinen privaten Solaranlagen unterstützen, indem sie die Einmalvergütung des Bundes verdoppelt.

Mit diesem Trio an Massnahmen soll Zug sich aus Putins Abhängigkeit lösen. Dass das den russischen Präsidenten zum Umdenken bewegt, darüber macht sich Steinle keine Illusionen. «Wir wissen alle nicht, wie lange dieser unsägliche Krieg noch andauert. Aber letztlich ist es auch ein Akt der Solidarität: Die in Zug eingesparte Energie wird in anderen Ländern Europas, die nicht so rasch umsteigen können, dringend gebraucht.»

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